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0048 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 48 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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und suchten möglichst schlau uns auszufragen, wer wir seien. Ich erfuhr, daß die Tibeter, auf die ich so unvermutet gestoßen war, zu den Yüchü, und zwar zum Unterstamm Tsuntschiu schoka gehörten. Sie erzählten , daß sie hier zweihundert Zeltfamilien seien und noch jüngst die Kopfsteuer an den Amban in Hsi ning bezahlt hätten. Als ihren obersten Herrn gaben sie den König (Dyalbo) Nan tsien an und zeigten sich sehr gut beschlagen in den Verhältnissen zu Dscherkundo, das von hier aus in zwanzig Reisetagen zu erreichen sein sollte.

Ich erfuhr leider (die Nachricht bestätigte sich später), daß der Bi tieh sche, der Kommissar von Hsi ning fu, schon im April des Jahres von Dscherku zurückgereist sei, daß also kein chinesischer Beamter in ganz K`am sich befinde. Daß wir dies nicht wußten und daß meine Leute keine Soldatenpässe vom Amban in Hsi ning fu bei sich hatten, bestärkte drüben den Verdacht, daß wir ngGolokh seien, auf dem Wege nach Lhasa begriffen oder auf Raub ausgezogen. Immer wieder wurde die Frage herübergebrullt, was für ng Golokh wir seien. Am Nachmittag sah man viele tausend Schafe am rechten Ufer des Yang tse kiang weiden und weiter hinten in einem Seitentale wurden vielköpfige Yak- und Pferdeherden sichtbar. Am Tage darauf standen fünfundzwanzig schwer-bewaffnete Reiter am jenseitigen Ufer. Sie luden uns ein, jemand abzusenden, der drüben mit ihnen verhandle. Keiner hatte so recht den Mut dazu. Daß ich selbst mit meiner Perücke, unter der vielleicht doch die „gelben" Haare sichtbar würden, und mit meiner „wie eine Mauer das Gesicht teilenden Nase" als erster hinüberschwimme, wurde von den Chinesen für ausgeschlossen erklärt. Endlich bot sich mein Tibeter Tschaschi an. Genauestens wurde er instruiert, wie er sich zu verhalten habe, dann wickelte er sich Rock und Hose als Turban um den Kopf, band sich einen Luftsack vor die Brust und schwamm hinüber.

Wir anderen standen alle schußbereit und beobachteten die Tibeter.

Auch diese Verhandlung verlief resultatlos.

„Wenn ihr als Hsi ning-Leute keine Ma piao vom Amban habt, so seid ihr Räuber und dürft nicht über den Fluß kommen oder wir greifen euch an. Andere Pässe gibt es nicht." Das war der letzte Bescheid des Sprechers von drüben.

Der Fluß war mittlerweile angeschwollen. Unsere Überfahrt hätte zwei bis drei Tage in Anspruch genommen, während deren ein feindlicher Angriff uns nicht einmal an einem Punkt konzentriert gefunden hätte. Ich beschloß deshalb, hier von dem Übergang abzusehen. Hätte ich doch nur noch einen einzigen Europäer bei mir gehabt! In weitem Bogen wollte ich jetzt den ungastlichen Leuten ausweichen und höher oben den Fluß überschreiten. Zum Glück war es wenigstens gelungen, im Laufe der Verhandlungen über die Umgebung etwas Nachricht zu bekommen. Das Tal , welches ich herabgekommen war, hießen die Yüchü Seo koch` tschü 1). Da seien bisher immer nur ngGolokh

herabgekommen.

Nur wenn im Winter der zugefrorene Fluß doch kein Hindernis gegen raubendes Gesindel mehr bildet, wohnen die Yüchü auch auf dem linken Ufer des Yang tse. Es scheint mir daß die Tibeter hier in diesen Gegenden viel freier auf ihren Wohnplätzen sich bewegen. Wahrscheinlich ist daher auch ein großer Teil der Mani rdo mbum die letzte Spur von weiter vorgeschobenen

Standlagern aus früherer Zeit.

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1) Serkoh` tschü .=- Goldgrubenfluß ( ? ).

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