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0074 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 74 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Am späten Nachmittag erst führt uns der Weg wieder an das Ufer des Nätschi gol. Er floß in mehreren Armen zwischen flachen Ufern durch die

Schala-Wüstenei.

Nach einer kurzen Teerast gelingt es mir am Spätnachmittag noch einmal,

mein Häuflein weiterzutreiben. Wieder ging es nordwärts. Wir wollten für die zwei Tiere Gras suchen. Endlich sahen wir in der Ferne Dünen, sahen die Grenze der piedmont gravels und bei dem letzten Licht des Tages zeigte uns mein Triéder einige schwarze , sich bewegende Punkte — Rinder ! — Neuer Lebensmut beseelt uns. Wir stapfen weiter. Es wird Nacht, aber heller

Vollmond erleuchtet unseren Weg.

Endlich erreichen wir den Platz, wo ich die Rinder grasen sah, eine kleine

Terrasse aus jungem Löß. Auf ihr hatte ein Pflug seine segenbringenden Furchen

gezogen, und hier schlugen wir unser Lager. Bald loderte ein mächtiges Feuer

aus Tamariskenstämmen und meine Chinesen fühlten sich auf dem bebauten

Boden schon wie in der Heimat.

Wir sind gerettet. Fünfundzwanzig Tage nach dem Überfall und dem Verlust der schönen, stolzen Karawane haben wir Ts` aidam erreicht. Wir hatten zwar noch keine Menschen gesehen, aber die Besitzer der Rinder konnten nicht fern sein. An diesem Abend aßen wir unsere letzten Vorräte auf. Es reichte für jeden gerade noch eine Tasse voll Tsamba.

6. Oktober. Als wir uns die Augen wachrieben, sahen wir in nächster Nähe weidende Kamele, Pferde, Schafe, farbige Rinder und keine halbe Stunde entfernt standen zwei weißliche Yurten. Frohen Muts ging's auf dieses Ziel zu. Doch kaum hatte man uns bemerkt, so stürzten Frauen auf die Herde los und trieben sie hastig und mit Gekreisch zusammen. Drei Männer stürmten auf die Pferde und ritten mit Musketen in der Hand in höchster Aufregung hinter den Dünen hin und her. Wir hatten auch hier ein ngGolokh-Fieber ausgelöst.

Erst ganz nahe vor den Zelten gelang es Han, dem einzigen von uns, der Mongolisch konnte, die Leutchen zu stellen und darüber aufzuklären, wer wir seien. Sie aber hilfsbereit zu machen, kostete noch viel Geduld und Mühe. Die Mongolen waren nichts weniger als gastfreundlich und suchten uns, auch nachdem sie unsere Geschichte des langen und breiten angehört hatten, abzuschütteln, ohne uns auch nur einen Bissen zu verkaufen. Sie seien arme Hirten, bekamen wir als Antwort. In „Nomoch`an", gleich hinter den nächsten Dünen im Osten, würden wir alles Nötige bekommen. Zum Glück wußte ich aus der Karte, daß dieser Ort acht Reittage abliegt, und ließ mich nicht so leicht ab-

weisen.

Nach vielen Geschenken und auch energischem Zureden verkauften sie schließlich am Nachmittag etwas Tsamba und Tschürra. Langsam nur überzeugte sie mein Silber, daß wir tatsächlich keine Räuber waren. Hätte ich bei dem Überfall auch mein Silber verloren, so wäre ich wohl nie aus dem TädschinärLande hinausgekommen. Die Mongolen hätten kein Glied für uns gerührt. So aber versprachen sie mir noch am Abend fünf Pferde, mit denen zwei meiner Begleiter unsere vergrabenen Sachen abholen konnten. Freilich mußten wir noch einen ganzen Tag auf die Tiere warten, da diese nach Mongolensitte erst

vierundzwanzig Stunden fasten müssen, ehe sie zu einem größeren Ritt verwendet werden.

Drei Tage dauerte es nur, bis die zwei Mann auf den frischen Pferden die

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