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0075 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 75 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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zurückgelassenen Lasten aus den Bergen brachten. So lange blieb ich bei den Leuten und vertrieb mir die Zeit durch Besuche bei meinen unfreiwilligen Gastfreunden.

Es hausten in ganz Golmo — Golmo (Golmot) ist die Bezeichnung für eine Gegend — etwa sechs Familien, die alle untereinander verwandt oder verschwägert waren. Sie verteilten sich auf etwa 5 qkm. Erst eine Tagereise weiter im Westen sollten wieder zehn Familien beieinander wohnen.

Hinter dem Dünenstreifen, der die Kieswüste begrenzte, folgt sogleich ein grüner Streifen mit guten Schilfweiden. Aber auch dieser ist nicht breit. Nach Norden zu beginnen in geringer Ferne die Salzausblühungen des Ts`aidamSumpfes, und die Zone der menschlichen Besiedlung hat nur zu bald wieder ein Ende. Geht man von Golmo genau nordwärts, so hat man nach den Mitteilungen meiner Mongolen nach fünf Tagen den menschenlosen Sumpf hinter sich und ist im Lande der Kurluk-Mongolen angelangt, die an dem Nordrande von Ts` aidam sitzen. Gerade in der Mitte dazwischen soll der Holosu nor sein, ein größerer See, der fast ganz von Schilf (Holosu = Schilf) bedeckt ist.

Der Südrand von Ts`aidam bis an das Westende des großen Sumpfes, bis über Hädschir hinaus, bildet das Land des Tädschinär Dsassak. Dieser Häuptling soll etwa tausend Familien unter sich haben. Es sind jedoch noch mehr, wenn man die Mongolen mitzählt, die nur gastweise hier wohnen, die Untertanen des Barun Dsassak und der Kuku nor-Fürsten sind. Die Tädschinär sprechen von sich als den Minggan-Ts`aidam (der Tausendschaft von Ts`aidam). Sie gelten allgemein für sehr reich, da immer Friede bei ihnen sein soll und es Weide in Hülle und Fülle gibt. Sie teilen sich in Besitzer farbiger Rinder, die in der Ebene wohnen, und in Besitzer von Yakrindern, die in den Bergen, westlich vom Nätschi gol, in einigen nach Süden abgeschlossenen Tälern sitzen 1).

Im Westen, hinter den drei Armen des Nätschi gol, eine kleine halbe Stunde von der Stelle, wo wir uns häuslich niedergelassen, unseren Kochtopf aufgestellt und unser Handgepäck abgelegt hatten, stand eine einsame Yurte, in der ich täglich auf Besuch war. Eine siebzigjährige Frau hauste dort ganz allein. Sie sah wie die Hexe im Märchen aus, so runzelig und verwittert, so mager und wild; die alte Ani schien aber im weiten Umkreis sehr beliebt zu sein. So oft ich zu ihr kam, traf ich Gäste.

Kam ich in die Nähe, so stürzten alle Anwesenden aus dem Filzhaus heraus und luden mich unter vielen Bücklingen ein, als erster einzutreten und mich zu oberst und zunächst dem Heiligtum auf ein Stück Filz niederzuhocken.

Die Yurte war ganz wie in Barun oder in der Ordos und bei den AlaschanMongolen gebaut und hatte etwa 31/2 m Durchmesser. Auch hier sah die doppelflügelige hölzerne Türe stets nach Osten. Die Filze aus Schafwolle sind

1) Die Tädschinär, das mittlere Banner des westlichen rechten Flügels, das zehnte im Meng gu yu mu dyi, sind Khoschoten und zwar diejenigen, die am allerweitesten im Westen wohnen. Sie gehörten ursprünglich einem Vetter des Guschri Khan. 1723 wurde der Stammesälteste von Lobzang Dandsin verjagt und flüchtete zu den Chinesen. 1725 wurde aus der Zahl von 33 Adligen, die sich in dem Stamm befanden, Tseren Namdschin als Dsassak auserwählt, der 1732 kinderlos starb. Seither herrschen hier die Abkömmlinge eines Verwandten desselben (Baldan) als Dsassak und Taidschi I. K1. Da so viele Adlige, Taidschi, hier wohnen — man zählt zurzeit fast 200 — hat der Stamm den Namen Taidschi-när (Tädschinär) erhalten. Sie wollen alle Blutsverwandte des Guschri Khan sein.

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