National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0084 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 84 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

~

.

.., ...   a,

verschämte Preise liefern. So wurde es für mich zur Lebensfrage, von hier fortzukommen. Nach Rücksprache mit Da Tschang, der sich an Lama dyi's Habsucht noch gut erinnerte, versuchte ich es endlich mit grobem Geschütz. Ich streckte ihm meinen kleinen Finger ins Gesicht, was ungefähr der größten Beleidigung gleichkommt, die man ihm antun konnte. Was alles Bitten nicht fertig gebracht hatte, gelang meinen Drohungen in kürzester Frist. Plötzlich erklärte er sogar, den „großen Olosse Amban" in höchsteigener Person begleiten zu müssen, und er versprach, mich über NomocWan bis in das Herbstlager des Beili der Kukut nor-Mongolen, die am Nordostrand des Ts`aidam-Sumpfes

sitzen, bringen zu wollen.

Am letzten Abend in Tengelik kampierte eine lustige Gesellschaft neben uns : Hädschir-Mongolen, die in Nomoch`an ihren Jahresbedarf an Gerste gekauft hatten. Es waren lauter junge Leute, fünf Männer und drei Mädchen, ein lustiges, leichtsinniges Völkchen. Die ganze Nacht drang Gekicher und Gelächter zu uns herüber und bis Mitternacht sangen sie. Spät erst zogen sie am Morgen weiter. Die Mädchen saßen wie die Männer stramm zu Pferde. Sie hatten selbst ihre Reittiere, ja auch die Packpferde gesattelt und beladen. Ihr Reisegepäck war, abgesehen von ihren Gersteladungen, recht spärlich. Ein gemeinsamer Kochtopf und ein Blasebalg, etwas Butter und Tee und die Kleider, die sie auf dem Leibe trugen, war alles, was sie für ihre zweimonatliche Reise mithatten, dabei ging die Nachttemperatur jetzt, um die Mitte des Oktober, auch in der Ts`aidam-Ebene meist unter — 10 ° hinab und ohne viel Unterbrechung blies ein kalter Wind aus Westen.

Hinter Tengelik ging es am ersten Tag mit Lama dyi und zwei Mongolen, die alle mit Gewehren bewaffnet waren, bis in die Nacht hinein durch dichten und hohen Wald. Kurz vor Einbruch der Dämmerung stießen wir auf zwei viereckige und hohe Stadtmauerruinen, Nomoch'an ikhe und Nomoch'an bagha khoto von den Mongolen genannt (auf deutsch : die große und die kleine Stadt). Die größere umschloB einen halben Quadratkilometer Fläche, die zweite war nur wenig kleiner. Das Innere von beiden aber war ganz unbewohnt, öde und leer. Lama dyi erzählte, daß die Städte aus der Zeit der letzten chinesischen Eroberung stammten, also etwa vom Beginn des 18. Jahrhunderts 1).

1) Von anderer Seite hörte ich, die Städte seien die Residenzen von Guschri Khan, dem mongolischen Beschützer der Dalai Lama, gewesen. Nach dem „Meng gu yu mu dyi" aber wurde 1729 von Peking befohlen, daß, weil am Gas nor, im Westen von Ts`aidam, die Unterbringung von Truppen große Schwierigkeiten bereitete, nur 100 Mann am Gas nor, 600 Mann aber in Debter und weitere 400 Soldaten am Tsaghan usse stationiert werden sollten. Der Gas nor war damals von politischer Bedeutung, da durch jene Gegend der Verbindungsweg zwischen dem Lob und Lhasa geht, den die Kalmüken von Hami und Umgebung, die zu jener Zeit China noch nicht einverleibt waren, benützten. Das Wachkommando am Gas nor sollte diese Straße bewachen und Wiederholungen einer kalmükischen Eroberung von Lhasa verhindern (Weiteres s. II. Band, S. 146). 1731 wurde in Peking sodann für gut befunden, in Ts`aidam eine Stadtumwallung für 1000 Mann zu haben. Der schon mehrfach genannte erste Amban von Hsi ning mit Namen Ta ai baute hierauf die Stadt Nomonkhan (Nomoch`an) khoto, d. i. Stadt des Vizekönigs. Er legte dort nicht bloß einen Ya men, sondern auch Kanäle, Felder und Mühlen an. Den Mongolen wurde es darob angst und bang. Sie versuchten eine letzte Erhebung (s. II. Band, S. 15). Die Soldatenkolonie wurde jedoch nur wenige Jahre aufrecht erhalten. — Von dieser Gegend geht die Lhasa Hauptstraße über das Dinse Obo in das Schogha-Tal und zum Tschümtsing-Passe. Wegen der Raubzüge der ngGolokh ziehen aber viele Karawanen vor, erst hinter Golmo auf die Tschang tang zu steigen.

58