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0089 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 89 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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ernten. Das letzte Wasser des Tsaghan usse gol, des Flusses, dem ich im Juli nachgegangen war, soll, ehe es in Salzsümpfen versinkt, den Grund und Boden der Kukut-Mongolen bewässern und fruchtbar machen.

Nicht einmal Tsamba war in Tsokh`o aufzutreiben. Ohne die Erlaubnis ihrer Gatten wollten die zurückgebliebenen Frauen uns nichts verkaufen. Wir wären halb verhungert, wenn nicht auch bei den Kukut tse die Sitte bestände, daß innerhalb der Familie den Frauen und Kindern Ziegen und Schafe als Eigentum zugeteilt werden. So konnten wir uns wenigstens auf Fleischkost setzen, indem mir die Fürstin ein Schaf, das ihr persönlich gehörte, gegen zwei kleine Türkisen abließ.

Etwa 60 km östlich von Tsokh`o lagern im Herbst die Untertanen des Kukut belli an einem Dalan Turgan genannten Platz. Sie stehen unter der Aufsicht eines Meren, eines Beamten III. Klasse, mit einem blauen Knopf, eines Taidschi, dem die Ts`aidam-er chronique scandaleuse intime Beziehungen zur Frau Fürstin nachsagte. Nach vielem Bitten und Versprechen brachten mich der Hoschu dsangen Lama dyi und sein Begleiter noch bis dorthin. Im letzten Lager reinigten sie ihre Gabelflinten mit großer Vorsicht. Sie scheuerten die Läufe mit Sand blitzend blank schließlich rieben sie sich dann noch ihr Schießpulver zurecht, wobei Lama dyi mit großer Verachtung von dem schlechten Schwarzpulver sprach, das die chinesischen Soldaten, insbesondere die der Garnison von Hsi Hing , verwendenl). Mit einer langen Rede , mit vielen blumenreichen Lobsprüchen tauschten wir zum Abschied einen Khádar aus und gelobten uns ewige Freundschaft. Wenn ich wiederkomme , sollte ich Frau und Kinder mitbringen und mit ihm in seiner Yurte wohnen.

1) Die tibetischen und mongolischen Gabelflinten besitzen einen eisernen Lauf von in der Regel 105-112 cm Länge, je länger er ist, für desto besser wird die Flinte gehalten. Der längste Lauf, den ich sah, hatte 9112 Spannen = 153 cm. Das Kaliber ist rund 12 mm. Die Läufe werden aus einem dicken Eisenstreifen gerollt, zusammengehämmert und -geschweißt, wodurch im Innern von selbst etwas wie Züge entstehen. Vorne haben sie ein kleines freiliegendes Korn, hinten in einer kleinen festgeschmiedeten Itisenplatte ein Diopterloch, durch das der Schütze zielt. Rechter Hand neben dem Diopter befindet sich die Zündpfanne, von der ein feiner Kanal zur Gewehrseele hineinführt ; auch die Tibeter achten sehr darauf, daB dieser Zündkanal klein gehalten wird, damit nicht zu viele Pulvergase durch ihn entweichen. Die Erfahrung hat sie übe, dies gelehrt, daß die Wirkung ihrer Flinten besser ist, wenn die Kugel im Lauf nicht auf der Pulverladung fest aufliegt; sie haben deshalb bei vielen Läufen an der Stelle, an die die Pulverladung zu liegen kommt, eine längere Verengerung der Gewehrseele, so daß die Kugel 2-3 cm vom Pulver entfernt bleiben muß; das Pulver soll so besser verbrennen. Die tibetischen Jäger erlegen mit solchen Gewehren die großen Wildyak auf 80 Schritt mit Blattschuß.

Die eisernen Läufe werden auf Holzlager von 1,5-2 m Länge mittelst Riemen und Sehnen festgebunden. An diesen Läufen ist vorne die bis 1,30 m lange Auflegegabel, die ca. Su cm über das Gewehr hinausragt, drehbar befestigt; die Gesamtlänge mancher tibetischen Gabelflinte steht dadurch nicht viel hinter einer alten Reiterlanze. Die Auflegegabel ist immer abnehmbar, an der Drehachse befindet sich ein rohes Schraubengewinde; dies ist die einzige Schraube, die es im alten Tibet gibt. Sie besitzt — wie ich schon früher sagte — ein nach links und nicht wie die unsrige ein rechts drehendes Gewinde und verrat sich damit als indischen Ursprungs. Ziemlich sicher ist überhaupt die ganze Flinte über Indien und nicht über China nach Tibet gekommen und war dort viel früher im Gebrauch als in China.

Die Flinten werden von den Tibetern wie von den Chinesen oft mit der Laufmündung in das Blut der erlegten Tiere getaucht, um das Gewehr blutdürstig und hungrig und besser zu machen, und an dem vorderen Holzteil zwischen der Gabelbefestigung sieht man an jeder guten Gabelflinte, mit der einmal mit Erfolg gejagt wurde, Blut und Haare von Hirschen und MoschuMtieren in dicker Kruste kleben; auch dies soll die Schußwaffe noch wirksamer machen und gilt als Zierde.

Die Holzteile der Gabelflinten findet man sehr oft mit schwarzem Kyangleder überzogen, das (in seinen Hinterbackenteilen) wegen seiner starken Rippung sehr geschätzt wird; der lange und schmale Schaft, der beim Schienen nicht etwa an die Backe angelegt, sondern unter den Arm gepreßt wird, ist häufig mit Silber, mit Korallen oder Türkisen verziert. Die Zündpfanne wird mit einer Lederkappe geschützt, die oft mit Pantherfell benäht ist. Diese Gabelflinten werden immer mit der Lunte entzúndet, Steinschlösser sind in Osttibet gänzlich unbekannt. Die Lunten-schnüre werden über 112 m lang gedreht und beim Gebrauch in einen Hebel geklemmt, der ein Abdrücken ähnlich unseren Gewehren gestattet.

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