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0120 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 120 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Worte wurden von einem Mongolen ins Tibetische übersetzt und auch durch den sMamba Kampo wiederholt. Auch meine Bitte, den Dalai Lama photographieren zu dürfen, wurde mir rundweg und mit entsetztem Gesicht abgeschlagen. Die Umgebung des Dalai Lama drängte während der ganzen Unterredung, daß ich so bald wie möglich wieder gehe. Als ich ihm schließlich vor seinem hohen Sitzaltar stehend eine tiefe Abschiedsverbeugung machte, fühlte ich plötzlich seine Fingerspitzen auf meinem Scheitel — der Dalai Lama hatte meinen europäischen Gruß mißverstanden und hatte mir zum Abschied seinen vielbegehrten Segen durch Handberührung mit auf den Weg gegeben. Kaum war dies geschehen, so nahmen mich die vier Priester in ihre Mitte und fast geschoben ging es zwischen den Säulen hindurch zur Türe, den Dalai Lama aber sah ich noch immer, neugierig sich vorbeugend, mir nachblicken.

Herr Teramoto bemühte sich später noch weiter, daß ich vom Dalai Lama eine Photographie machen dürfe — es war damals noch keine vorhanden. Alle die Lama waren aber in der Vorstellung befangen, daß ihr Großlama verhext werden und sein Leben verlieren könne, wenn ein tüchtiger Zauberer, irgend ein tantrischer Feind, seine Kleider, ja wenn er nur ein Stück seiner Stiefelsohle ohne sein Wissen in die Hände bekomme, und alle waren felsenfest überzeugt, daß diese Beschwörung durch eine photographische Aufnahme erst recht erleichtert werde 1).

Nach dieser Audienz ritt ich rasch nach Hsi ning fu zurück und ungesäumt rüstete ich an der neuen Karawane.

Abb. 5. Lung schda (rlung rta).

(Verkl. eines Drucks aus Gum burn von 8 x 9 cm, wie solche zu HuodErteu in den Wind gestreut werden.)

Die „Goba", die „Gentlemen" aus Lhasa, waren in dem Jahre, als Tobden Lama in Gum bum weilte, zahlreicher als j e in Hsi ning erschienen. Auf allen Märkten tauchten die malerischen, buntgekleideten und dunkelhäutigen Gestalten der Vertreter des tibetischen Adels auf. Mit den kleinen Schnurrbärtchen und Fliegen an dem Kinn machten sie auf mich einen fast abendländischen Eindruck. Sie handelten mit Hilfe von Dolmetschern um die feilstehenden Maultiere der Amdo-Bauern und um die wenigen anderen Dinge, die wertvoll

1) Mittlerweile sind allerdings in Indien vom Dalai Lama Photographien gemacht

worden. Eine ausführliche Schrift über Tobden Dalai Lama ist Rockhill, The Dalai Lamas of Lhasa. T'oung Pao 1910, I, 1-104.

Jäschke im „Handwörterbuch der tibetischen Sprache ", Gnadau 1871, nennt

„das Bild eines Feindes, das man, um ihn durch Zauber zu töten, in einem Opferfeuer verbrennt": ein „lingga ".

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