National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.2 |
genug sind, um sie über die öde Tschang tang nach Zentraltibet zu schleppen. Da ich auf der neuen Reise rasch vorwärts kommen wollte, so sammelte auch ich dieses Mal eine Karawane von Maultieren und Pferden und hatte deshalb in den Gobas eine scharfe Konkurrenz. Gute Maultiere, die hier oben aber immer im Verhältnis zu denen, die in Schen si gezogen werden, recht klein sind, stellen sich in gewöhnlichen Zeiten so teuer wie vier Yakrinder. Durch die Anwesenheit so vieler Zentraltibeter schnellten die Preise erstaunlich in die Höhe. Mit großer Mühe brachte ich schließlich 28 Tiere, darunter 18 Maul- tiere, zusammen. Am 14. Januar — ich war mitten in dieser eigenartigen Arbeit und an diesem Tage schon zum vierten Male zum Pferdemustern auf die Straße gerufen worden — wurde es plötzlich auffallend dunkel. Der Himmel war klar und wolkenlos wie an jedem der Wintertage. Kein Lüftchen regte sich. Es schien deutlich dem Abend zuzugehen. Ärgerlich brummte ich meine Diener an, daß sie wieder einmal vergessen hätten, mir ein Mittagessen zu bringen. Als Antwort hörte ich sie noch ausrufen : „ Or tse bu h`au !" (Der Tag ist nicht gut, er ist ein Unglückstag!), dann trabte ich auf dem zum Kauf angebotenen Pferde die Straße hinauf. Mein Weg führte mich durch Zufall an dem Tor des Fu Ya men vorbei. In dem weiten Hofe waren eine große Menge Soldaten und Musikanten versammelt, die mit ernsten Mienen auf Trommeln, mit Gong und schrillen Pfeifen, mit Kochkesseln und allem, was nur irgendwie Lärm machen kann, wie die Kinder einen ohrenbetäubenden Spektakel vollführten. In ihrer Mitte stand der Präfekt in voller Amtstracht mit dem blauen Knopf und seinen Federn auf dem Hut und den gestickten Wappenvogel auf der Brust. Vor ihm war ein Waschbecken aufgestellt, in das er immer wieder mit sorgender Miene hineinblickte, und hinter ihm wurde auf einem Holzrahmen, auf Papier gemalt, das Zeichen „Gefräßigkeit" sichtbar. Auch aus einem nahen Tempel klangen dumpfe Trommelschläge an mein Ohr und aus allen größeren Höfen begann eine gleich schauerliche Katzenmusik. Man bekämpfte so — die S o n n e n f ins t er n i s dieses Tages. Wer ein offizielles Amt bekleidete — und deren sind in Hsi Hing fu wahrlich nicht wenige — sah sich von Amts wegen bemüßigt, mit allen seinen Angestellten Radau zu machen, ihnen schlossen sich aber auch alle Vermögenden der Stadt an, alle Handwerker und Bauern tuteten und klopften, in dem Bestreben, mit ihrem Lärm die Sonne zu retten und das böse und gefräßige Ungeheuer, das sie auf- zufressen drohte, zu verscheuchen. Vor Wochen schon war dazu aus Peking aus dem astrologischen Amt ein Befehl eingetroffen. Wie ein großer Stratege verfolgte der Präfekt inmitten seiner Mannschaften den Erfolg seiner Waffen. Und er hatte auch dieses Mal wieder Glück ! Das Ungeheuer zog sich fügsam zurück. Die Sonne erstrahlt wieder in der alten Weise. Der Präfekt macht ihr, als die Gefahr vorüber, einen Ko tou mit neunmaligem Nicken des Kopfes und verschwindet, überlegen lächelnd, im Inneren seines Ya men. Befriedigt ziehen die Soldaten nach Hause und alles geht wieder seiner gewohnten Be- schäftigung nach. Die Verdeckung der Sonnenscheibe wurde nicht ganz vollständig. Zur Zeit der größten Verdunklung war noch eine winzige Sichel am unteren Rande sichtbar. Doch war die Verdunklung so weit vorgeschritten, daß alle Tiere sich angeschickt hatten, ihre Ruheplätze aufzusuchen; die Hühner waren wie 95 | ||||
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