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0129 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 129 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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mongolischen Kanonenstiefeln weiter. Meine ganze Mannschaft steckte barfuß in ihren Stiefeln und nie klagte einer über eine Erfrierung.

Am nächsten Tage brachte uns ein sechsstündiger Ritt über die Tala hinüber und in die Semenow-Ketten. Ein weiterer Marschtag ließ uns den Oberlauf des Da ho ba-Flusses gewinnen und zwar da, wo dieses Wildwasser aus den Granitketten heraustritt und sich tief in Geschiebemassen einzuschneiden beginnt. Die Temperatur hielt sich auch am Tage in der Sonne unter — 10 °; die Nacht hatte bis — 33 °. Selbst die andauernde Nachtkälte hatte es aber nicht vermocht, den Da ho ba-Fluß ganz in Eisfesseln zu schlagen. Die Mitte des Flusses war eisfrei und der Ritt über das Ufereis, dann durch die Strudel und wieder auf den jenseitigen Uferrand hinauf gestaltete sich sehr unangenehm. Alle Tiere mußten mit einem gewaltigen Sprung den glatten Eisrand erklimmen. Mein Pony glitt hierbei aus und ich nahm ein Vollbad, konnte aber zum Glück noch Uhren und Aneroide aus dem Wasser heraushalten. Außer mir waren noch zwei Mann naß geworden und drei Lasttiere gestürzt. Kaum eine Minute auf dem Trockenen, hatte sich das Gefühl der Nässe schon verloren, waren die Kleider steif gefroren und klapperten wie Glas um den Körper. Ich ritt ohne Hosen weiter. Das einzige vorhandene Reservepaar, das wir mithatten, hatte ich dem nackten Lama geschenkt. Mein Gepäck war j a auf das Allernotwendigste reduziert.

In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar beobachteten wir eine Mondfinsternis, die in der klaren Winterluft und 3900 m hoch zu einem prächtigen Phänomen wurde. Selbst zur Zeit der größten Bedeckung blieb die Mondscheibe deutlich sichtbar und die Steppe war so hell erleuchtet, daß wir zwar nur zitterig und farblos, aber immerhin noch 100 m weit jeden Gegenstand erkennen konnten. Noch am Oberlauf des Da ho ba-Flusses sind Spuren von rechteckigen Erdschanzen zu finden. Eine davon liegt sonderbarerweise auf der rechten Seite des Flusses, so daß sie das große Hindernis, das der Fluß bildet, im Rücken hat. Etwas weiter oberhalb sind auf der linken Talseite Spuren von Bewässerungsanlagen, Gräben und Deiche zu sehen, die nach Ansicht der Dankar-Leute vom Dandsin dsei (d. h. dem Rebellen Lobzang Dandsin , s. Bd. I, S. 190) übrig geblieben sein sollen. Ich vermute, daß die chinesische Besatzung der in der Nähe befindlichen Schanze Erbauer dieser Bewässerungsanlagen war und daß sie aus der Zeit der Kolonisationsversuche des Gardegenerals Ta ai (s. Bd. II, S. 15 u. 58), also etwa aus dem Jahr 1730 stammen. Das Merkwürdige ist, daß hier in einer Höhe von 3700 m Ackerbau betrieben werden konnte, in einer Gegend, wo heute niemand mehr daran denkt, ein Feld zu bebauen und selbst Viehwirtschaft nur zeitweise möglich ist.

Höher und höher ging es nun auf dem Weitermarsch. Da wir keine andere Route wußten, hielten wir uns immer an die K` am- Straße. Jetzt legten wir an einem Tage eine Strecke zurück, zu der wir drei Jahre vorher zweieinhalb und drei Reisemärsche benötigt hatten. Meine bedächtige und sorgsame Vorbereitung der Karawane verschaffte mir die Freude, daß ich trotzdem kein einziges Tier einbüßte, und da ich mich mit der Kartenaufnahme nicht aufzuhalten brauchte, so blieb noch Zeit zum Jagen. Freilich war nicht viel zu holen. Dseren-Antilopen, Hasen, Füchse und Hühner waren meine Ausbeute. Auch Kulane (Kyang) waren häufig, aber sehr scheu, so wenig wir daran dachten, ihnen nachzustellen.

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