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0141 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 141 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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den Fluß machte keine weiteren Schwierigkeiten. Die Ufer sind überall flach

und der Fluß war in einer Breite von 300 m gefroren (Tafel XVII). Da

keinerlei Schnee auf dem Eise lag, so glitten die Tiere aus, konnten aber, nach-

dem wir einen Weg mit Sand bestreut hatten, doch mit den Lasten auf dem

Rücken ans jenseitige Ufer gelangen. Jenseits ging der Marsch zwischen nie-

deren, grasbedeckten Hügeln hindurch an zwei Seen vorbei, die die Ebenen

zwischen den Hügeln ausfüllten. Durch Geröllmassen aufgestaut, standen sie

mit dem Hoang ho nur durch ein Überreich in Verbindung. Um Mittag wurde

es nebelig, der Wind ließ nach und bald darauf begann es zu schneien. Mitten in

diesem Schneegestöber stießen wir auf eine riesige Yakkarawane. Ein Seitental

herab trottete alle paar hundert Meter ein dreißigköpfiger Yakhaufen, den zwei

oder drei Bursche antrieben. Es waren die K`am-Leute, die aus Hsi Hing in ihre

Heimat zurückkehrten. Sie hatten zwei Wochen bei den Horkurma gerastet und

waren seit heute morgen auf dem Weitermarsch. Einen Teil der Leute hatte ich

schon in Dankar und Hsi ning kennen gelernt. An einen ihrer Führer, an den

Häuptling, den Be hu, von Tschendu, hatte ich mir ein Empfehlungsschreiben

aus dem Amban-Ya men mitgeben lassen. Jetzt war dieser Be hu den Yakochsen

weit vorausgeritten. Bis wir ihn einholten, hatte er halt gemacht. Zwei Pferde-

knechte, die mit ihm geritten waren, hatten bereits die Pferde versorgt, sie

gekoppelt und unter dem Sattel an langen Wollstricken grasen lassen. Der

Be hu Bon aber war damit beschäftigt, ein Dungfeuer in Gang zu bringen und

sich eine Tasse Tee zu kochen. Er war ein breitschultriger kräftiger Vierziger,

1,65 hoch, der mich mit lächelnder Miene begrüßte und mit vielen Worten zum

Sitzen einlud, obwohl er mich ganz bestimmt zu allen Teufeln wünschte. Mein

Tschang breitete mir einen Ning hsia-Teppich in dem Schnee aus und ich hockte

mich mit gekreuzten Beinen ans Feuer neben den kleinen Tibeterfürsten, auf

dessen nackter Brust fünf tiefe Moxennarben von einem unlängst überstandenen

Rheumatismus erzählten. Als ich den „Komo", den Fellsack mit der eisernen

Röhre am einen Ende, der als Blasebalg verwendet wird, in die Hand nahm

und wie ganz selbstverständlich das Feuer damit in Glut blies, wurde der Be hu

sichtlich zutraulicher. Wir unterhielten uns über den bösen Weg, den wir beide

machen müßten, über die Gefahren, über die Räuber, die so zahlreich auf jeden

Reisenden lauern. Schließlich meinte er, da ich einen Tung sche (Dolmetscher)

vom Amban und einen Paß mit dem kaiserlichen Stempel habe, da wir uns beide

nun bei den freien ngGolokh getroffen hätten, so wollten wir einander nichts

anhaben, sondern Freunde werden, gemeinschaftlich weiterziehen und im Falle

der Not einander aushelfen. Vor allem schien ihm das Dutzend Repetiergewehre

und Handfeuerwaffen, das ich besaß, eine ganz erwünschte Verstärkung und

eine Garantie zu sein, um seine Habe sicher über die Tschang tang zu bringen.

Mittlerweile waren die ersten Trupps Yak eingetroffen. Mit ihren lauten,

lustigen Rufen stürzten sich die Treiber an die Arbeit und hoben im Takte

eines einfachen Liedes die einen halben bis dreiviertel Zentner schweren Halb-

lasten von den Sätteln. Sie bestanden hauptsächlich aus den trockenen chinesi-

schen Hängenudeln (goa mien), auch aus gelblichem Ning hsia-Reis, aus Stoffen

und eisernen Kochkesseln. Tee kommt in das südliche und zentrale Tibet nie

über Kan su. Mit den in Lan tschou fu und Hsi ngan fu gepreßten Teeziegeln

wird nur der Kuku nor und Turkistan versorgt. Aus den Lasten bauten sie in

einem großen Kreis in Abständen von 50-100 m kleine Mauern. Diese standen

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