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0142 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 142 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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wie kleine Forts um den weiten Platz in der Mitte, auf dem am Abend an langen Stricken die sechs- bis siebenhundert tintenschwarzen Yak angebunden wurden. Auch mehrere kostbare Maultiere und schwarze Eselhengste hatten die Leute in Kan su gekauft; die letzteren waren sorgsam in dicke Filzmäntel eingenäht, die nur die Beine und die Augen herausschauen ließen. Als meine Lasttiere ankamen, suchte der Be hu selbst einen Platz für uns aus, und seine Knechte halfen scherzend und lachend beim Abladen meiner Kisten und beim Aufrichten meines Zeltes. Dichter Schnee wirbelte noch immer vom bleiernen Himmel. Daß dazu der Westwind durch das breite Tal pfiff, hinderte keinen, den ungefügen Pelzmantel von den Schultern fallen zu lassen und mit nacktem Oberkörper zu hantieren. Es war ein Vergnügen, die kleinen und schmächtigen, aber flinken Burschen bei der Arbeit zu sehen. Freilich, kein Volk auf der Erde kann schmutziger aussehen. In wirren Strähnen fiel ihnen das blauschwarze Haar über Stirn und Nacken. Aus dicken, verfilzten Haarwülsten strebten einzelne der schwarzen Borsten nach allen Richtungen (Tafel XXII). Nur wenige hatten ein übriges getan und sich vor Antritt der Reise die Haare vorn auf der Stirne als Simpelsfransen zurechtgeschnitten. Bis zum ärmsten Treiber hinab waren dagegen alle schwer bewaffnet, selbst beim Abladen blieb das Schwert vor dem Bauche stecken. Die Waffen , vor allem die Schwertscheiden , zeigten hübsche Eisenarbeiten ; viele Scheiden hatten über einem hölzernen oder ledernen Grund Arabesken aus Schmiedeeisen, waren silbertauschiert oder teilweise feuervergoldet, und große Korallen und Bernsteinstücke prangten aus den Arabesken, die an nepalesische Arbeiten erinnerten. In der Kleidung war es am meisten die Beschuhung, die von der der Kuku nor-Tibeter abstach. Der Banag-Tibeter und der Kuku nor-Mongole tragen Schaftstiefel mit schweren, dicken Sohlen, sogenannte Mongolenstiefel. Die Mode von Kram schreibt Schäfte aus farbigen, meist roten Wollstoffen vor, die sich wie weite Strümpfe ansehen, an die eine dünne Ledersohle genäht ist (s. Bd. I, Titelbild). Kurz unterhalb des Knies werden diese weichen Schäfte durch ein Band festgehalten. In diesem Schuhwerk läßt sich vorzüglich marschieren, was in mongolischen Kanonen so gut wie ausgeschlossen ist. In den Schmuckgegenständen, den Ringen im linken Ohr und den Gawos oder Reliquienbüchsen, die die Kram-Leute trugen, war nur der Unterschied, daß alles reicher, hübscher und mehr im indischen Geschmack gehalten war, als was weiter im Norden getragen und angefertigt wird. Wenn Banag und ngGolokh schöne Schmuckgegenstände tragen, so sind es stets Arbeiten aus Kram, aus Dergi oder Lhasa und Nepal.

Als das Lager in Ordnung und die Tiere auf die Weide getrieben waren, kamen zum Waka des Be hu drei über fünfzig Jahre zählende Männer, von denen mir der eine als der Tsung bon, der Vorsteher der Handelsleute von Lab gomba, und die zwei anderen als Ortsälteste und Adlige von Dörfern südlich des Yang tse kiang vorgestellt wurden. Ihnen gehörte der größte Teil der Karawane. Der Be hu hatte mitsamt dem Eigentum seiner Untertanen noch nicht einmal 150 Ochsen. Diese drei Goba" waren von Anfang an sehr wenig zuvorkommend gegen mich und hatten auch an den folgenden Tagen selten ein freundliches Wort als Erwiderung auf den landesüblichen Gruß, während ich von allen Kleinkaufleuten und Treibern bald mit einem freudigen „Odyi ! Odyi !" oder der Frage : „Frierst du nicht?" begrüßt wurde, sowie ich

in die Nähe eines Yaktrupps kam.

     

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