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0168 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 168 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Schwarz wie die Mohren stachen sie vom Schnee ab. In gewaschen worden.

ihren zerschlissenen, verschossenen Alltagstogen hatten sie das Aussehen von Vogelscheuchen. Kam ein höherer und wirklicher Lama in die Nähe, so zeigte sich deutlich die harte Klosterzucht. Geräuschlos, wie sie gekommen, zerstoben die Ratten, bis die Luft wieder rein schien; dann kamen sie, vorsichtig um sich schauend, aufs neue aus den Verstecken hervor.

Der Empfang im Kloster, der mir zuteil wurde — ich brauche es kaum noch hervorzuheben — war so kühl wie der Wintertag, an dem ich ankam. Immerhin wies man mir nicht kurzerhand die Tür, sondern ließ mich meine Tiere in einen Hof treiben und verkaufte mir nach einigem Warten sogar etwas Stroh für sie. Im Erdgeschoß des Pilgerhauses erhielt ich einen niederen, muffigen Raum, in dem außer mir alle meine Lasten und Sättel Platz fanden. Ich packte dort eiligst Geschenke und einige Khádar aus, um damit möglichst rasch dem Klosterabte und den Verwaltern zu danken. Der Ya men-Dolmetscher Tschang sollte herausbringen, wo diese Herren zu sprechen seien. Mein guter Dolmetscher, der sich im Tibetischen noch nicht so zu Hause fühlte, daß er allein gehen konnte, nahm sich Da Tschang mit. Beide ließen mir nach kurzer Zeit sagen, die Klosterältesten seien für mich nicht zu sprechen, im übrigen hätten sie alles geregelt und ich hätte nichts zu fürchten. Ich sandte nacheinander die übrigen Diener aus, die beiden zurückzurufen, doch auch von diesen ließ sich keiner wieder sehen und schließlich saß ich ganz allein bei meinem Gepäck in dem unverschließbaren Stallraum. Als es dunkelte, verlief sich der letzte Zuschauer bis auf einen jungen Geslong mit Namen Tseren (der Langlebige), der aus Tschendu stammte. Dieser führte mich auf meine Bitte endlich selber zu den beiden Tschang. In einem hübsch mit Holz getäfelten Zimmer einen Stock höher, als ich untergebracht war, saßen die beiden Herren und an der Wand entlang meine übrigen Leute mit einigen Mönchen, die sie eifrigst mit Tee bedienten. Mein Eintreten bereitete sichtliches Mißbehagen. Mit sauren Mienen wurde ich an den Ehrenplatz gesetzt. Da Tschang hatte sogar die Frechheit, mir zu sagen , es sei gefährlich für mich , bis hier herauf zu dringen und unten die Kisten ohne Aufsicht zu lassen. Mit einigen kleinen Geschenken hatte ich jedoch die Priester bald freundlich gestimmt, sie boten mir Tsamba an und halfen dann meinen Leuten , mein Gepäck nach oben zu bringen. In dem Zimmer, das sich meine beiden Tschang reserviert hatten und worin ich auch bereits ihre Sättel und Decken sah, ließ es sich sogar recht gut sitzen, und am anderen Morgen führten mich die Zimmerbesitzer auf meine Bitte im ganzen

Kloster herum.

Lab gomba ist ein wichtiges Kloster der Gelug ba-Sekte, die sonst in dieser Gegend nur ganz selten noch ein größeres Heiligtum ihr eigen nennt. Am Rande der nur von Nomaden besiedelten Hochsteppen gelegen, pilgern in erster Linie ngGolokh, dann auch Kuku nor-Tibeter und -Mongolen hierher. Es gehören drei Inkarnationen dazu, angeblich drei Brüder. Der eine dieser Huo fo ye, der allein zur Zeit meines Besuches im Kloster sich aufhielt, war noch ein ganz kleines Kind. Der zweite war zu Studienzwecken in Lhasa und sollte damals fünfzehnjährig sein. Der dritte, ein erwachsener Mann, war gerade in „Peking", was freilich im Munde der Lama auch bedeuten konnte, daß er sich in irgend einem der Klöster der nordöstlichen Mongolei zum Almosensammeln aufhielt. Die drei Huo fo entstammten verschiedenen Häuptlingsfamilien der näheren

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