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0170 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 170 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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gleich uns ! Eile, das Wunderland Tibet zu schauen, in das wir eben erst aus der toten Ode der Tschang tang hereingekommen sind. Hier erst beginnen die Geheimnisse, die zu lösen einen Einsatz wert ist. Auch wir gewaltigen Ströme scheuen keine Mühe, keine Anstrengung, uns durchzuzwängen, uns einzudrängen in das herrliche Land, das so ungezählte Heimlichkeiten birgt."

In gigantischen Kehren, messerscharf und abgrundtief, ist der Lauf des Stromes in das Gebirge eingelassen, so daß in geringen Abständen schon wieder vorspringende Talecken den Blick nach oben und unten verschließen. Seltsam und märchenhaft durchziehen die asiatischen Riesenströme das tibetische Alpenland ! Und immer nur ein winziges Stückchen lassen sie den Eindringling auf einmal entdecken. Gleich schieben sich wieder Bergriegel vor, die sie in nadelöhrenger Klamm durchbrechen, so neidisch den Besucher wieder von sich

abstreifend.

Lamda, einige Dutzend zweistockiger, wiederum nahe zusammengestellter Häuser mit ebenen Dächern, kleinsten Fenstern und Höfen, liegt auf einer Terrassenecke, die der La tschü und der Dre tschü umspülen. Es gelang mir hier, ein ganzes Haus mit anschließendem Hof zu mieten. Es war dies eine Art Hotel oder Rasthaus, das nur von Reisenden benützt wird, denn Lamda liegt an einem beliebten Fährplatz, an dem Händler, Lama- und Laienreisende über den Yang tse kiang setzen. Dieses tibetische Haus zeigte sich einem gewöhnlichen nordchinesischen Bauernhaus weit überlegen. Es war ganz aus Stein gebaut. Außen, vor allem aber innen, war das Mauerwerk mit Lehm sauber und glatt verstrichen. Mit seinen dicken Wänden, mit der um das Dach führenden Steinbalustrade, den kleinen, papierlosen Fensterkreuzen, die durch schwere, dicke Holzladen verschlossen werden können, und dem sichtlichen Bestreben, die Fenster möglichst nach den Innenhöfen gehen zu lassen, bildete auch dieses Gebäude wieder eine kleine Feste. Die Verteilung der Räume ist in diesen Häusern nie so stereotyp wie in einer chinesischen Wohnung. Bloß lagen auch hier im Erdgeschoß nur Ställe. Im ersten Stock, zu dem eine breite, feste Steintreppe hinanführte, gab es einen Küchenraum neben mehreren geräumigen Zimmern, j a sogar — was ein Chinesenhaus so gut wie nie besitzt einen säuberlichen Abort, der wie in Tirol auf einem Balkon angebaut war. Meine chinesischen Begleiter ließen aber auch an diesem Haus wie an allen Tibeterhäusern kein gutes Haar und erklärten es für eine miserable Barbarenwohnung, weil die Horizontalbalken, die den Boden im ersten Stock und das lehmgestrichene flache Dach tragen, teils auf der Mauer, teils auf einfachen Holzsäulen aufsitzen und nicht, wie es bei den Chinesen der Brauch ist, mittels kunstvoller Verzapfung von den vertikalen Stützen gehalten werden, so daß das Mauerwerk nur mehr ein Ausfüllsel bildet.

So gut das Hotelgebäude an sich war, so böse war die Aufnahme durch die Dörfler. Die Perücke, die ich in Horkurma angelegt hatte, war seither beibehalten worden, auch die anderen „Schönheitsmittel" hatte ich weiter benützt, um mich mit den Tschendu-Leuten intimer stellen zu können. So war ich jetzt, ohne besonderes Aufsehen zu erregen, bis in die oberen Gasträume hineingekommen. Eine Weile nachher besuchte mich aber ein Mönch aus dem nahen Kloster und der warf nur einen einzigen Blick auf mich und meine Nase, um sogleich voll Entsetzen zurückzuprallen und auf und davon zu eilen, und ein über das andere Mal hörte ich ihn zornig herausstoßen: „Das ist j a der Peling

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