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0175 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 175 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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sei, daß die Herden heimgekommen seien und wir ja nun das Maultier nicht mehr hergeben könnten , ohne uns zu versündigen. Notgedrungen war also

meine Karawane in Tombu mda festgehalten. Als die Dämmerung hereinbrach, fand nun auch niemand etwas dabei, daß wir die Zelte aufschlugen. Die Nachbarn und der Wirt brachten gerne noch mehr Futterstroh. Ihre Frauen und Töchter halfen beim Kochen und Essen des Abendbrots und blieben noch lange beim flackernden Feuerschein schäkernd und singend bei uns im Freien.

In der Nacht trat starker, nasser Schneefall ein. Deshalb schliefen wir alle im Inneren der Zelte und hatten als Wachen nur die Hunde draußen. Wenig nach Mitternacht war es, als diese unmittelbar vor meinem Zelt anschlugen. Auch meine heisere alte „Tschi mo" war dabei, die nur mitheulte, wenn etwas wirklich Störendes in der Nähe war. Wir alle rannten darum auf ihre halberstickte Stimme hin mit Gewehren und blanken Klingen in die kalte Nacht hinaus. Zu sehen war niemand. Im Schnee aber fanden sich Fußspuren, die von einer frisch ausgebrochenen Bresche in der Außenmauer der Talseite geradeswegs zu meinen Pferden und wieder zurückliefen. Fleischstücke lagen herum, die den Hunden zugedacht waren, und neben der eingerissenen Mauer hoben wir einen Pelzmantel auf, in den sich mein schwarzer „Néh`ere" verbissen hatte. Vor der Mauer draußen waren noch mehr Fußspuren zu sehen, die weiterhin an der Außenseite des Dorfes entlang führten.

In der Frühe, als wir aufbrachen, deckte Neuschnee alle nächtlichen Tritte und unsere Wirte waren so willig wie am Tage zuvor. Das Maultier wurde seinem Käufer verabfolgt, nachdem ich mir, der Landessitte folgend, noch ein paar Haare aus seiner Mähne gerauft hatte, dann halfen alle Nachbarn mit ihren Frauen beim Aufbinden der Lasten, und nach herzlichem Abschied, unter den fröhlichsten Abschiedsgrüßen der Frauen und ledigen Mädchen ging es in die Dorfgasse hinaus, an der Hausburg vorbei und die südliche der zwei Schluchten hinauf, über deren Vereinigungsstelle sich das Dorf Tombu mda mit seinen sechzig Familien aufgebaut hat. Eine halbe Stunde waren wir etwa marschiert, als wir im Wald zwei junge Männer trafen, die den Tung sche erwarteten und baten, er möchte uns doch veranlassen, den Pelzmantel zurückzugeben. Sie versprachen ihm dafür eine Vermittlungsrupie ; ich erfuhr dadurch zum' ersten Male, daß die Trophäe von meinen Dunganen zu ihren Sachen gepackt und mitgenommen worden war. Die beiden Leute machten Augen wie echte Spitzbuben und hatten die Frechheit, mit brennender Lunte zu uns zu kommen. Sie logen uns vor, die Diebe seien junge Männer aus der Nachbarschaft gewesen, die nur Spaß machen und uns erschrecken wollten.

Tombu mda liegt nach meinen Beobachtungen in 3805 m Höhe (Dutreuil de Rhins-Grenard: 3934 m), wenige Kilometer südlich steigt aber der Weg wieder bis auf 4535 m (Dutreuil-Grenard erreichten dort sogar einen Paß von 5000 m). Während unseres Weitermarsches hatte sich der Himmel rasch nach den morgendlichen Sonnenstrahlen wieder überzogen; der herrschende West der großen Höhen konnte die östliche Unterströmung nicht mehr meistern, so daß wir schon vor dem ersten der zwei Pässe, die nach Dscherku ndo hinüberführen, in ein dichtes Nebelmeer gelangten, in dem man sich nur mit Mühe zurechtfinden konnte. Dazu lag beinahe einen Fuß tief Schnee, der alle die Naka- und Nadung-Löcher und -Tümpel des Berges verdeckte und uns aufs äußerste erschöpfte. Unausgesetzt stürzten die Packtiere, mußten hochgezogen

 

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