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0177 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 177 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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XIV.

Das nördliche Kam.

Nirgends in Tibet wurde ich so freundlich empfangen wie in Dscherku ndo. Alle Einwohner des Dorfs, zahllose Weiber, Mädchen und Kinder drängten sich um uns, um den Dolmetscher Tschang und um den großen Tschang, und ein freudiges „Odyi, odyi !" klang von hundert Lippen. Und wer nicht sein Willkommen rief, streckte zwischendurch grienend die Zunge, so lang er konnte, zum Munde heraus. Ein fremder Mann mit freundlichem Gesicht griff nach dem Zügel meines Pferdes und leitete mich bis vor ein Haus, das auf die Kunde von meinem Kommen für uns bereitgestellt war. Alles lachte und grüßte die Hsi hing-Leute. Hundert Hände halfen eifrig die Lasten abbinden und ins Haus tragen, so daß für meine Chinesen gar nichts mehr zu tun übrig blieb. Sie waren hier alle große Herren geworden.

Ein Flügel in einem der weitläufigen Steinhäuser stand uns zur Verfügung. Durch einen gedeckten Torweg mit zwei schweren Flügeln gelangte man in ein Höfchen, das auf allen Seiten von Häusern eingefaßt war. In einem vierstockigen Turmgebäude in der Nordwestecke wohnte der Besitzer des ganzen Anwesens. Im Nord- und Ostflügel hausten drei größere Parteien neben- und übereinander mit noch einigen Aftermietern. Im Süden war ein einstockiger Stall, auf dessen flaches Dach vom Hofe aus eine steile Leiter hinaufführte; und von diesem breiten Stalldache aus gelangte ich mit drei Stufen in die Wohnung des Westflügels, den ich für mich und meine Leute mieten konnte. Mein Küchenraum war gleichzeitig Diele und Flur, an den sich vier Zimmerchen anschlossen.

Kaum waren das Gepäck und die Sättel untergestellt, als eine alte Frau mit einem Sack voll Dung und mit zwei Göhren im Arm zu mir heraufkletterte, im Herde Feuer ansteckte und Tee kochte. Sie war vom Be hu gesandt worden und verstand meisterlich wie alle K`amba-Frauen mit der Diamtung, der Holzröhre von 60 cm Länge und 8 cm Durchmesser, in die der braune heiße Teeabsud mit Milch und Butter und Salz geschüttet wird, umzugehen und durch mehrfaches vorsichtiges Stoßen mit dem Stempel in diesem dem alten Butterfaß ähnlichen Instrument ein wohlschmeckendes und äußerst nahrhaftes Gemisch zu erzielen. Der Alten auf dem Fuße folgend betraten zwei Männer in reifen Jahren die Wohnung. Den Oberkörper vorbeugend und zum Gruß die Zunge vorgestreckt, kamen sie mit einem kleinen Khádar in den Händen auf mich zu. Sie hatten die in K`am üblichen Schuhe mit hohen, weichen, roten Schäften an den Füllen, waren in schmierige , fransige Pelzmäntel gehüllt und ihr Haar war lang, wirr und wie ihr ganzes Äußere ungepflegt. Ich sah vor mir zwei Honoratioren von Dscherku ndo (Tafel XXII), die sich freundlichst und angelegentlichst nach dem Verlauf meiner Reise erkundigten. Sie versprachen mir für die Dauer meines Aufenthalts Friede und Freundschaft. Kaum , daß die beiden sich empfohlen hatten , bewill-

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