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0181 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 181 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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su h` ai) zum nördlichsten Yü fu- Stamm, den Niamtso, dann durch die Stämme Guts`a und Antschun bis Dscherku ndo, das sie nach drei bis vier Monaten endlich

erreichten. Die am Wege wohnenden Nomaden waren verpflichtet, freie Transportmittel (Ula) und reichliche freie Verpflegung (sieben Schafe im Tag) zu stellen. Unterwegs wurden nach Möglichkeit Streitigkeiten zwischen den Stämmen geschlichtet, an denen die Schreiber und Dolmetscher wie an der Ula verdienten. Der Aufenthalt der Kommission in Dscherku währte zehn bis dreizehn Monate,

d. h. streng genommen so lange, bis die K`amba-Stämme ihre Steuern abgeliefert hatten, darauf reisten die Chinesen mit Ula aus K`am über Deda, Lab(e) und Tschendu und ungefähr auf dem Weg, den ich nach K`am genommen hatte, nach Hsi Hing fu zurück. Das Resultat dieser anstrengenden Reisen war außer der moralischen Erinnerung an die chinesische Oberhoheit ein Betrag von 2000 Tael, der in den letzten Jahren jedoch nie ganz zusammengekommen, sondern auf 600 Tael zusammengeschmolzen war, weil immer mehr Stämme sich von der Abgabe zu drücken suchten und sich für außerstande erklärten, die Summe aufzubringen. Sie begründeten dies mit fortschreitender Verarmung, die durch Übervölkerung und durch zunehmende Trockenheit im Sommer eingetreten sein sollte. Es wurde mir von verschiedenen Seiten erzählt, daß die vorhergehenden Jahre sehr schlechte Ernten gebracht hatten. Immerhin meinten meine sechs Schen si-Händler, daß der Hauptgrund der Steuerverweigerung in dem geringen Machtaufgebot liege, das China in K`am do entwickle 1).

Die Chinesen teilen das „Yü schu" offiziell in zwölf Stämme, während die Tibeter bald von fünfundzwanzig (Bönka nischitsanga), bald von dreißig und mehr Stämmen sprechen, die sich als zusammengehörig betrachten und die sowohl den Nagt tsien dyalbo (rgyalbo) als auch den Hsi ning-Amban als Oberherrn anerkannt haben und aus dem letzteren Grunde von ihren Nachbarn vielfach als „Dya de" (rDya de, geschr. : rgya sde), d. h. chinesische Provinz, unterschieden werden. Das Land greift im Norden bis an die Wasserscheide zwischen Yang tse kiang und Hoang ho, wo am weitesten nördlich der Stamm Niamtso (Namtso), weiter Gu ts` a, Dyudyi, Tschendu (Tendo) und Lab liegen. Nach Westen bis Tschümar rab wden 2) reichend , gehören sämtliche Yüchü-

  1. Die Kosten für den Aufenthalt und die Rückbeförderung der Chinesen, die die K`amba außerdem in Natura zu tragen hatten, erreichten nochmals etwa 3000 Tael.

Die Ula, d. h. die kostenlose Beförderung, zurück nach Hsi ning, fand ich so geregelt, daß die K`amba den Chinesen zwei Ochsen und ein Pferd für jeden Mann und fünfzehn Ochsen und fünf Pferde zur Beförderung des Silbers und der eingehandelten Waren, im ganzen 75 bis 80 Ochsen und 35 Pferde als Eigentum überließen und ihnen nur noch einige Führer mitgaben.

Die Abgabe, die jede einzelne Familie alle drei Jahre in Geld zu leisten hatte, war 0,075 Tael (etwa 22 Pfennig). Ursprünglich hatten je 100 Familien ein Pferd abzuliefern. Als der Wert eines Pferdes noch 7,5 Tael betrug (1780), wurde die Pferdesteuer in Silber umgerechnet und hat sich seither auf gleicher Höhe erhalten. Aus der Familiensteuer von 0,075 Tael kann man sich die Bevölkerung des Yü schu bei fünf Köpfen pro Familie auf 133 300 Laien und 22 000 steuerfreie Lama ( = rund ein Sechstel der Laienbevölkerung) oder insgesamt auf 155 300 Seelen veranschlagen. Da das Land bei rund 80 000 qkm, d. h. einer Größe stattlicher als das Königreich Bayern, neben den Hochebenen im Nordwesten zahlreiche Täler mit Feldern im Osten besitzt, zwischen denen nur die allerhöchsten Berggipfel ungenützt geblieben sind, so halte ich diese Zahl (d. h. 1,9 Köpfe pro Quadratkilometer) für sehr wahrscheinlich.

  1. Siehe Bd. II, S. 32.

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