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0184 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 184 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Angriff der dsungarischen Olöten zu schützen ; denn Kang hi hatte nicht gleich erfahren, daß Tserengdondob zu einem Handstreich auf das entlegene Lhasa ausgeschickt sei. Kang hi fürchtete, daß Tserengdondob mit den Lama und dem damaligen Mongolenkönig, militärischen Machthaber und Lamabesehützer von Lhasa, Latsang, dem Urenkel des Khoschoten und Kalmüken Guschri Khan (s. S. 189, Bd. I), gemeinsame Sache mache und Hsi ning und das Kloster Gum bum angreifen werde. Als aber von Latsang (Lhabzan; 1704-1717) Hilfe gegen Tserengdondob erbeten wurde, mischte sich Kang hi sofort weiter in diesen Handel; die um Hsi Hing versammelten Truppen wurden zum Marsch auf Zentraltibet und Lhasa angesetzt.

Im Frühjahr 1718 begann dieser kaiserliche Vormarsch unter den mandschurischen Offizieren Sereng und Erentai mit 10 000 Mann einschließlich 6000 Mann Hilfsvölker der Kuku nor-Mongolen. Man überschritt den Tung tien ho (Yang tse kiang) in der Gegend von Tschümar rabwden und erreichte das Ufer des oberen Salwen oder Nag tschü. Mittlerweile war aber nach einem ersten unentschiedenen Zusammenstoa Latsangs mit Tserengdondob ein einflußreicher Úlötenlama zu Tsereng übergegangen, die zentraltibetischen Hilfstruppen des Königs Latsang hatten sich von ihrem alten Herrn losgesagt und in ihre Heimat zerstreut, Lhasa war erstürmt, die Burg Potala durch Verrat gefallen, König Latsang bei einem Ausfall getötet, seine Familie nach Ts`aidam geflohen und ganz Tibet lag bereits zu Füßen der Dsungaren. Sereng und Erentai wurden am Salwen wochenlang von den Dsungaren und ihren tibetischen Freunden belagert, aus aufgeworfenen Schanzen beschossen. Der Proviant und die Pfeile gingen ihnen aus. Nur ein kurzer Bericht und die Meldung, daß Erentai bei einem Ausfall durch die Stirn geschossen fiel, gelangte noch von dieser Abteilung zu den Ohren des Kaisers.

Im Staatsrat in Peking herrschte darauf die Ansicht vor, von weiteren Unternehmungen gegen die tibetischen Westländer abzusehen, weil der Krieg zu gefährlich und kostspielig sei. Allein Kang hi ließ sich nicht beirren. Er sah wohl bereits ein kalmükisches Reich entstehen, das alle lamaistischen Völker vereinigte. Von der Stadt Ta tsien lu aus, die schon im letzten Jahrzehnt ,des 17. Jahrhunderts mandschurisch geworden war, wurde 1719 vorsichtig Litang und hierauf Batang besetzt, worauf die nächsten Äbte von den Klöstern Draya (Tschamdun Dschraya) und Tsiamdo, die auf der Straße nach Lhasa liegen, freiwillig ihre Unterwerfung anboten. Im Frühjahr 1720 wurde gleichzeitig von Batang und von Hsi ning ein Vormarsch auf Lhasa angetreten. Infolge des Unternehmungsgeistes eines Generals mit Namen Yo tschung tschi standen von Batang aus bereits nach vier Monaten 800 (!) mandschurische Bannertruppen vor Lhasa. Die nördliche Expedition (von Hsi ning) war aber die entscheidende, mit ihr zogen viele Mongolen vom Kuku nor, sie führte vor allem auch den bLobzang sKalbzang Dalai Lama, die siebente, offiziell chinesisch sechste Wiedergeburt, mit sich. Nach kurzen Kämpfen mit den dsungarischen Kalmüken, die von den Tibetern auf die bloße Kunde von dem Kommen des sKalbzang Dalai Lama im Stich gelassen worden waren, wich Tserengdondob nach Norden aus und flüchtete mit nur noch wenigen Getreuen zurück nach Ili zu Tsewang Rabdan. Die Mandschuren zogen nicht bloß als Befreier von den beutelustigen Kalmüken auf dem Potala ein, sie setzten überdies (von Hsi ning aus) den sKalbzang Dalai Lama im Beisein unzähliger mongolischer und tibetischer Fürsten auf seinen Thron.

Dieser sKalbzang Dalai Lama war nicht sogleich nach dem Abscheiden des letzten Dalai Lama in Lhasa eingesetzt worden. Latsang Khan , der als Nachkomme des Guschri Khan noch immer das militärische Oberkommando in Zentraltibet innehatte, hatte im Jahr 1706 den Tsang byang Dalai Lama , weil er zum Wüstling auswuchs , der die Gesetze der Gelugba miBachtete, töten lassen. An seiner Stelle hatte er einen jungen Mönch Nawang Yischi als Dalai Lama ausgerufen, in den im Alter von bereits 25 Jahren zwar nicht die Seele, aber doch „der Geist" des Getöteten gewandert sein sollte. Diese Auslegung des Latsang Khan war nur von den wenigsten geglaubt worden und Latsang hatte dadurch alles Ansehen bei den Tibetern verscherzt, ja, der Zug des Tserengdondob war die Folge. Bald darauf (1708) wurde eine neue Wiedergeburt des Dalai Lama, also eines zweiten Gottes, im Fürstentum Litang entdeckt und dieses Kind, eben der sKalbzang, wurde im Alter von zwei Jahren durch die Fürsten des Kuku nor, die alle nicht mit Latsang's Theorie einverstanden waren, von Litang nach dem Kloster Gum bum gebracht, um es vor Latsang's Nachstellungen zu sichern und um selbst an Einfluß zu gewinnen.

Den sKalbzang Dalai Lama nach Lhasa zu bringen, war ein ganz vorzüglicher Schachzug des Kaisers Kang hi. Er brachte einen vollen Erfolg. Man ließ in Lhasa anfänglich 3000 Mann, bald nur noch 1000 Mann Bannertruppen, um die Stadt vor einem neuen

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