National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0188 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 188 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Kloster zu lassen. Auch Da Tschang und Ma „Sechsunddreißig", die abgesandt waren, um dem Be hu weitere Geschenke zu überbringen und um einen Führer zu bitten, wurde der Eintritt ins Kloster verwehrt. Die Feindseligkeit im Dorf wurde zwar nicht offenkundig, doch ließ mich vom vierten Tage ab kein Tibeter mehr in seine Wohnung eintreten. Die „Lao Schan" (die sechs Schen si-Leute) ließen mich bitten, sie nicht mehr zu besuchen, da sie sonst „wegen der Dummheit der Fan tse" boykottiert werden würden. Ja, die Schwierigkeiten wurden für mich so groß, daß nur noch Leute von auswärts es wagten, mir Fleisch und Gerste zu verkaufen. Nachts wurden mehrmals Steine nach meinem kleinen Fenster geworfen und ein Thermometer, das ich dort aufgestellt hatte, wurde

heruntergeschossen.

Als ich deshalb so rasch wie möglich — jetzt ohne Führer — weiterreisen

wollte, stieß ich unversehens bei meinen eigenen Begleitern auf den entschiedensten Widerstand. Die Zahl der Tibeter in Mani tschwan und die Geschlossenheit des Boykotts hatten sie stutzig gemacht. Sie wollten nur tun, was der junge Tschang Tung sche und der Lo ts`a für gut fanden. Tschang Tung sche aber wollte zum König vorausreiten und den Durchmarsch durch sein Gebiet erbitten. Diesen Plan, den bereits der Be hu in Tschendu angeregt hatte, hielt ich von Anfang an für schlecht, denn wenn mich auch der König durch sein Land lassen würde, der „Dewa schung" (sde ba gschung) von Lhasa ließe mich sicher nicht anders als verstohlen und auf Schleichwegen zu sich hinein. Ich mußte inkognito

reisen und möglichst bald hinter Dscherku verschwinden.

Meine Chinesen aber verlangten nach einer tibetischen Eskorte für die Weiterreise. Sie versagten mir den Gehorsam und meine Lage war nicht weit von einer Gefangennahme durch meine eigenen Leute. Ich befürchtete sogar eine offene Meuterei. „Wenn die Fan tse weiter so feindlich gesinnt sind, wäre ich dumm, wollte ich bei dir bleiben, und wenn du mir 100 Tael Silber Monatslohn gäbest," meinte der Mohammedaner So aus Schang wu tschwan. „Mein Leben ist mir lieber als dein Geld," fügte der Mohammedaner IFai hinzu, derselbe, der in Hsi Hing fu beim Dingen, als ich ihm die Gefahren schilderte, ausrief : „Wir Leute von der kleinen Gesellschaft trotzen tausend Feinden. Hui hui haben keine Angst!"

Tschang Tung sche erhielt also schließlich seine Geschenke an den König und schlug, begleitet von dem Schara khoto-Mann Yin lu tse und zwei Reitern aus Dscherku, den Weg zum Nan tsien dyalbo ein.

4. März. Heute, zwei Tage nach dem Abreiten des Tung sche, gab ich in noch dunkler Morgenfrühe den Befehl aus, die Tiere zu satteln, um einen Ausflug ins Westtal zu machen. Wir wollen, fügte ich hinzu, einen Grasplatz suchen, wo die Tiere leichter Futter finden können als an dem kahlen Hang um Dscherku. Mit arger List hoffte ich davonzukommen. Kein Grasplatz sollte mir passend erscheinen, immer weiter wollte ich drängen, und so hoffte ich bald in Gebiete zu kommen, wohin noch keine Kunde über mich gedrungen war. Einige Stunden ritten wir das Westtal hinauf, dann südlich einer Wegspur nach zu einem Paß. Auf der Straße trafen wir Reitertrupps, die uns entgegenkamen oder die uns einholten. Jeder sprach mit uns, fragte freundlich „Wohin?" und „Wozu?" Unbehelligt ging unser Marsch weiter und weiter. Meine Mannschaft kam rasch in frische gute Stimmung. Es wurde um die Mittagszeit so warm, daß das Reiten Spaß machte und daß meine Chinesen ihre Lieder voll Lust und Liebe

150