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0206 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 206 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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3700 m auf Felder und auf die Steinhäuser des Dorfes Ka tse a trafen. Bereits

auf diesem Marsche fehlte die Begleitung des Nan tsien Be hu und damit auch

die tibetische Ula, die mir einen Monat weit versprochen worden war. Die

Häuptlinge von Lada und Puchün sandten nur zwei Khhdar Fund ließen sagen,

es sei ihnen nicht bekannt, daß j e vorher Fremdlingen Ula gestellt worden sei.

Ganz logisch sträubten sie sich gegen die Einführung eines Präzedenzfalles.

Sie boten mir aber für je 50 kg ein Tier zur Miete bis Ka ts a an, wofür sie pro

Tier 1 Rupie berechneten.

Meiner Aufnahme im Dorfe Ka ts`a, das bereits im Königreich Dergi liegt,

sahen wir alle mit Spannung entgegen. Sie war aber gut, denn sie war höchst

indifferent von seiten der Tibeter. Ohne Widerrede ließen sie uns in ein halb-

zerfallenes einstockiges Haus einziehen , das , einst ein weitläufiger Ya men,

hefte als Rasthaus für vornehmere Reisende dient. Eine neue unangenehme

Überraschung brachte mir hier dagegen Tchang Tung sehe. Kaum daß wir ab-

geladen hatten, trat er mit einer Abschiedsrede auf mich zu. Er müsse noch

einmal zum König reiten, meinte er ; denn er habe seine Papiere nicht zurück-

erhalten. Alle meine Einwürfe, auch daß mir im Ya men in Hsi Hing fu ver-

sprochen worden war, der Tung sehe werde mindestens bis an den ersten   ~a

chinesischen Militärposten mitgehen, stießen auf taube Ohren. Tschang Tung   4;

sehe wollte nicht weiter. Er verschanzte sich hinter der Behauptung, er sei

mir außerhalb des Nan tien-Gebiets sicher nichts nütze, er habe anderseits im   ;I

Interesse seines Ya mens noch einige wichtige Geschäfte beim König zu ver-

sehen. Jeder neue Einwurf von meiner Seite erzeugte neue lügenhafte Aus-

reden. Man hat sich in solchen Fällen mit offenen Augen antölpeln zu lassen

und kann nur gute Miene zum bösen Spiel machen. Nachdem ich ihm meine

Überzeugung auf den Kopf zugesagt hatte, gab ich ihm sein Gehalt für ein

weiteres Vierteljahr, schenkte ihm ein Reitpferd und schrieb in englischer Sprache

an seinen Vorgesetzten, daß ich ihm für den Tung sehe danke, daß mich dieser

aber mitten im Ts`ao ti an einer Stelle verlassen habe, wo ich keinerlei Ersatz

finden könne. Als er hierauf rasch eine Tasse Buttertee geschlürft und Lebens-

mittel für die nächsten Tage zu sich gesteckt hatte, machte er mit dem Lo ts`a

zusammen einen Ko tou, dann trabten sie eilig das Waldtal hinauf nach Be-

tschin gomba zurück.

An diesem Abend jagte ich auf weiße Fasanen, die hier zu Hunderten am Wald-

rand standen. Sie sind kaum kleiner als die europäischen Fasanen, waren sehr

scheu und ließen ihren helltönendenWarnungsruf schon aus großer Ferne erklingen.

Sie lieferten einen recht guten Braten und kamen bis in die Rhododendronwälder

hinauf vor, so daß ich sie noch in 4000 m Höhe antraf. Es gibt in K`am zwei

Arten weißer Fasanen, die beide zwischen 3000 und 4000 m verbreitet sind.

In der Nacht setzte ich mich an das Waka der Mannschaft und gab frei-

gebig Schnaps zum besten, um die Stimmung zu heben und Yin lu tse über

Tschang Tung sehe auszuhorchen. Bald löste sich auch Yin lu tse` s Zunge. Er

erzählte noch einmal von den Drohungen der Na n tsien-Leute; daß der König

Tschangs Papiere behalten habe, war natürlich erlogen. Tschang hoffte, der

König werde ihm zwölf Ochsen und zwei Pferde geben und andere Wohltaten

erweisen. Kurz, ich fand durch Yin lu tse meine Vermutung bestätigt, daß der

amtliche Dolmetscher, den ich diesmal bei mir hatte, mich in aller Form ver-

raten und verkauft hatte.

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