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0210 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 210 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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und als „Peling" erkannte. Zum Dank für die Mitteilung log ich dem Herrn vor, der Fremde wolle erst weiterreisen, wenn das Gras grün geworden sei. Heute verkaufte ich noch meinen schweren Winterpelz und mein halbes Bett, um ja mein Gepäck zu erleichtern.

Von dem Fährplatz nach abwärts ist das Yang tse-Dre tschü-Tal erbreitert (Tafel XXVIII). Eine ganze Tagereise weit reiht sich Hausgruppe an Hausgruppe, neben dem breiten Geröllbett des Stroms steht eine niedere und manchmal fast 2 km breite Terrasse mit Berieselungsfeldern, mit gutem Humus und mit Löß, und in der Mitte erhebt sich, wegen seiner Länge und Tiefe schon aus großer Ferne in die Augen springend , der „Pobrang", der Herrensitz dieser Kulturoase Tschamdo ya tsun. Der Distrikt muß reich sein. Man sieht auch viele, obschon nicht sehr volkreiche Klöster (Sombarwa, Tschede gom, Dschoma lhagan, Tschungkor gom) und trifft auch Einsiedeleien (Retoden) in den einschließenden Bergen im Norden. Alle Laienhäuser sind naturfarben gelassen, während die Mönchswohnungen in bunten Farben oder mindestens blendend weiß aus dem Grün der Felder herausleuchten. Die Mönche überschütten auch hier ihre Hauswände aus Kübeln mit der Farbe und verwenden nie einen Pinsel zum Tünchen.

Die Bauern halten sich gelbe bzw. farbige kurzhaarige Rinder, die durch ihre Kleinheit in die Augen fallen (0,9 m Widerrist) und mit ihrer schlechten Hörnerbildung verbuttet aussehen. Man sagte mir, daß die Sommerhitze im Tale für die Haltung von Yakrindern zu groß sei. Bei den Eingeborenen kommen gelegentlich Kröpfe vor; doch wie in Dscherku sind sie nicht gerade häufig.

Der Herrensitz von Tschamdo ya tsun macht einen kläglichen Eindruck. Zweistockig, in der Hauptsache nur aus Holz, Flechtwerk und Lehm gebaut und von niederen zerfallenen Wällen umschlossen, ist das Gebäude ganz unähnlich den trotzigen Burgen anderer Adligen. Ein Einwohner erzählte uns, daß das Schloß (der bon kang) durch ein Erdbeben erst in jüngster Zeit gelitten habe, aber die Be hu oder vielmehr „Bon" — wie die einzelnen Stammeshäupter im Königreich Dergi kurzweg genannt werden — haben hier auch lange nicht die Freiheiten und auch nicht die Mittel der Herren von Deda, Tsawu u. a. Der Dergi-Bon ist fast nur Beamter des Königs (des rgyalbo). Die Verwaltung — man zählt auch hier wieder fünfundzwanzig sDe schok — ist noch strammer und geschlossener. Nur die Dsa tschü ka ba, die Nomadenstämme des oberen Dsa tschü-Tales, haben es so weit gebracht, daß sie heute fast nur noch dem Namen nach in Abhängigkeit vom Dergi-König stehen. Die übrigen Häuptlinge werden vom König ein- und abgesetzt und meist alle drei Jahre gewechselt.

Das Königtum von Dergi unterstand der Bestätigung des chinesischen Gouverneurs von Se tschuan. Doch hatten die Chinesen schon lange nicht mehr gewagt, ein Veto einzulegen. Chinesische Garnisonen wurden an keinem Platz in diesem Lande unterhalten, auch wurden keine Steuern an die Chinesen bezahlt. Die Einwohnerzahl von Dergi mag etwa hunderttausend Seelen betragen. Die Residenz des Königs liegt in Dergi gon tschen, einem in ganz Osttibet wegen seiner Kunstfertigkeiten berühmten Platz. Es ist ein großes Kloster mit zweieinhalbtausend Lamen, in dem sich eine große Druckerei und viele Druckplatten für heilige Bücher befinden; der Kandyur und Tandyur wird dort sogar gedruckt. Im Volke und bei den Nomaden haben die Silber- und Kupferschmiede, die Gold- und Eisenarbeiter diesem Platz einen noch viel größeren Namen

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