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0215 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 215 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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gemacht. Wer am Kuku nor und in Ts`aidam ein besonders gutes Schwert sein eigen nennt, läßt es von Dergi gon tschen stammen.

Kloster wie Residenz Dergi gon tschen liegen fünf Tage abwärts von Dschoma lhagan auf der linken (östlichen) Seite des Yang tse, einen kleinen Reittag vom Strome entfernt und scheinen von Norden her nur schwer zu erreichen zu sein 1). Ich hielt mich am 31. März einen ganzen Tag in Antu Dschomba unweit Dschoma lhagan auf, um Führer dorthin anzuwerben. Es boten sich auch Leute an, die mich dahin bringen wollten. Doch versicherten alle, daß ich mit meinen Lasttieren und Kisten von dieser Seite aus nicht zu dem Ort gelangen könne, daß die Wege so schmal seien, daß jedes Lasttier abstürze. Da ich keine Träger bekam, so mußte ich auch von diesem Versuch abstehen.

Der Dre tschü Yang tse tritt unterhalb Dschoma lhagan in eine Verengerung des Tales ein, indem er in mehr südlicher Richtung eine große Gebirgsrippe durchbricht. Die große Straße aber bleibt in der gleichen SW-Richtung, der sie schon seit mehreren Tagen gefolgt ist. Sie steigt gleich hinter Dschoma lhagan (chines.: Kwan yin miao) wieder in beträchtlichere Höhen, in denen nur Viehzucht getrieben werden kann.

Auf dem nächsten Reisemarsch (1. April) kamen wir an mehreren kleinen Klöstern vorüber, die dicht am Wege standen. Nach sieben Reitstunden erreichten wir Nan dyi, eine Anzahl Siedlungen von je sieben bis acht Häusern aus Stein. Die Leute waren freundlich, luden uns ein, bei ihnen zu wohnen und verkauften auch Gerste. Sie fragten, wann der „Pe làng" komme. Die Bauern dreschen noch um diese Zeit mit dem Dreschflegel auf ihrer Tenne, die stets auf dem flachen Hausdache liegt. Zum Reinigen des Getreides verwenden sie keine Wurfschaufel wie etwa die Chinesen, sondern schütten das Korn aus Körben mehrmals auf den Boden der Tenne und lassen den Bergwind die Spreu davontragen.

Am zweiten Tage betraten wir hinter einem Passe das Fürstentum Ling gose, das von König Gesars Ling oder gLing seinen Namen ableiten will. Es ist sozusagen unabhängig, hat einen eigenen „dyalbo" (rgyalbo). Dieser hat in Gose gomba sein Heim, ein nicht sehr fürstlich aussehendes Steinhaus.

Vom Wege aus sahen wir im Süden und Südwesten noch anderthalb Tagemärsche hinter Dschoma lhagan das Tal des Yang tse kiang, freilich ohne je noch einmal den Fluß zu erblicken, der in der Tiefe eingekeilt bleibt. Jenseits des Tals erheben sich Bergrücken, die bis in 4500 m Höhe hinauf dichte Fichtenwälder tragen, während die Gipfel, von denen viele hoch über 5000 m emporragen, baumlos sind und, so lange ich sie sah, in eine lückenlose Schneedecke

gehüllt lagen (Tafel XXX).

Im ganzen oberen Yang tse-Tal fallen viele Ackeranlagen in die Augen, die sich in zahllosen künstlichen Terrassen an den Hängen hinaufziehen, aber heute und seit langer Zeit gänzlich verlassen sind, so daß große Bäume und alte Waldsträucher darüber wuchern konnten. Bei dem mißtrauischen Charakter der Eingeborenen habe ich leider für diese auffallende Tatsache keine sichere Erklärung erhalten können. Die einen führten als Ursache die vielen Kriege und Streitigkeiten an, die im letzten Jahrhundert die Bevölkerung so verringert

1) Auf dem Atlas de la Chine von d'Anville, Paris 1785, firodet sich in dieser Gegend das Kloster „Tschonkor" verzeichnet.

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