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0216 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 216 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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hätten, daß heute diese Äcker nicht mehr notwendig seien — dagegen schien mir zu sprechen, daß ich diese verlassenen Felderanlagen auf eine zu große Strecke und bis gegen Dawo hin, also in den verschiedensten Staaten beobachten konnte die anderen führten sie auf zunehmende Trockenheit zurück. Die Felder sollen sich nicht mehr ertragreich gezeigt haben. Hierfür würde sprechen, daß es sich fast immer um Felder an Südhalden handelt, an denen die Sonne besonders austrocknend wirken kann. Da — wie ich früher anführte — in ganz Tibet wie in den Himalayas allein schon aus dem Verhalten des Waldwuchses, der immer nur an Nordhängen gut entwickelt ist 1), hervorgeht, welch wichtigen Faktor die trocknende Eigenschaft der Sonne bildet, so ist die zweite Erklärung vielleicht die richtige, zumal da es sich bei den verlassenen Ackeranlagen, soweit ich sah, immer nur um nicht berieselbares und der Regenwirtschaft überlassenes Gelände handelt. An Stellen wie z. B. an der Grenze zwischen Dergi und Ling gose macht es allerdings den Eindruck, als ob wirklich die Grenzfehden eine Entvölkerung und das Aufgeben der Äcker hervorgerufen hätten. In dem Tale zwischen Nan dyi gomba und Gose gomba standen viele Hausruinen neben zerstörten Feldern. Diese letzten Änderungen sind aber erst im Laufe des letzten Halbjahrhunderts eingetreten 2).

Am 4. April ging es über den Paß Chima t`ang, über eine Paßhochebene von 4265 m, zu der man ganz allmählich über naka-bedeckten Moränengrund und zwischen riesigen Granitfindlingen aufsteigt (Tafel XXXII). Rechter Hand (im Süden) hatte ich hinter wirbelnden Schnee- und Hagelwolken einen zackigen Gebirgszug, der immer nur für Augenblicke sich sehen ließ und mit einzelnen Kegeln und Piks noch um 700-800 m den Paß überragte. Linker Hand (im Norden) dehnten sich lange Höhenrücken mit Viehweiden, die mich in ihrem Charakter, mit den monotonen Gipfelreihen und den grüngrauen Sandsteinen und Tonschiefern an die ng Golokh-Länder und die grünen Hügelwirrsale am Ma tschü erinnerten.

Die Chima Lang gilt für die schlimmste Räubergegend auf dem Wege von Dscherku nach Hor Gantse, denn in ihrer menschenleeren Wildnis lauern mit Vorliebe Ling gose-, Li tang- und ngGolokh-Banditen den Reisenden auf und plündern sie nach Herzenslust bis aufs Hemd aus. Deshalb hatte sich mir bei Dschadschi gomba am 3. April eine kopfreiche Gesellschaft Horba- und Schen si-Kaufleute angeschlossen, die dort einige Tage auf Verstärkung gewartet hatte. Alle waren bis an die Zähne bewaffnet und sehr gut beritten. Sie zogen zwei Maultiere mit sich, die — wie mir später der chinesische Agent Wang da verriet — allein in zwei Ledersäcken für 14 000 Mark Moschus und Goldstaub trugen 3).

  1. Diese Tatsache ist gegen Norden bis zum Tien schan und Altai zu beobachten und fiel im Altai bereits dem chinesischen Philosophen Tschcang tsch`un auf , als er

im Juli 1221 auf seiner Reise zum Hoflager des Dschinggis Khan über den Tsch`ang sung-Paß ritt.

  1. Pater Desgodins, der ein langes Leben in Südtibet zugebracht hat, sprach schon 1875 aus, daß die Bevölkerung Südosttibets im Abnehmen begriffen sei. Er gab den endlosen Streitigkeiten, vor allem aber der Strenge der Gelugba-Sekte die Schuld.

  2. Nach einem ersten Paßübergang und hinter der eigentlichen Chima ttang steigt man um einige hundert Meter nach Ostsüdosten in ein Tal ab, in dem einige Dutzend Zelte und Yakherden zu sehen waren. Ich erfuhr von meinen Begleitern, daß sie echten ngGolokh vom Stamme Hantsien Doba gehörten, die hier den Ling gose einen Landstrich abgepachtet hatten. Es waren Angehörige vom selben Doba-Stamm, der

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