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0217 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 217 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Auf einem zweiten Paß, der kaum niedriger als der erste war, überraschte mich am späten Nachmittag ein heftiges Schneegewitter, das die Tiere so vollkommen auspumpte, daß ich gezwungen war, mitten im tiefsten Schnee die Lasten abzubinden und zu rasten. Mittags zeigte das Thermometer — 2 °, nachts — 6 °. Da ich keinen Wintermantel mehr besaß, war die Nacht wenig angenehm. Mit knapper Not brachten wir am folgenden Morgen die schwachen Skelette der Tiere ins Kloster Tschoktsen. Die tibetischen Handelsleute mit ihren ausgeruhten Pferden hatten dagegen noch in der vorausgegangenen Nacht den schützenden Klosterfrieden erreicht und uns allein gelassen. Sie rasteten noch mit mir zusammen einen ganzen Tag im Kloster, um hierauf einen neuen Gewaltmarsch von weit über 50 km anzuschließen, der über den Muri la (4600 m) führte.

Tschoktsen gomba (3825 m) liegt geborgen vor profanen Blicken in einer überaus malerischen Schlucht. Im Süden erheben sich die Berge zu bizarren Spitzen von überaus großer Höhe. Im Norden schließt sich ein Hochtal mit schönen Viehweiden an, das zum Dsa tschü geht und im Sommer ein beliebter Weideplatz ist. Zur Zeit meines Besuches war das Hochtal unbewohnt. Ich sah viele erratische Granitblöcke darin. Die größten davon hatten die Mönche mit Obos aus weißen Quarzsteinen geschmückt. Das Kloster gehört der weißen Sekte, hat 300 Lamen und eine Inkarnation.

Das Haus, das uns zur Verfügung gestellt wurde, war ein großer ummauerter Raum mit vielen Holzstützen, die eine Decke aus lehmbeworfenem ReisiggeBecht trugen. Mit einem Strick teilten wir den Raum für Pferde und für Menschen ab. Drei Steine trugen im Wohnabteil den Kessel und damit war die Küche fertig. Mit meinen kleinen Kisten und zwei erratischen Blöcken, die tischgroß im Boden steckten, hatte ich mir ein Arbeitszimmer abgetrennt. Es wäre herrlich gewesen, wenn nur bloß die Hälfte des Schnees und Tauwassers durch die Decke hereingedrungen wäre !

Am 5. April schneite es mit kurzen Unterbrechungen weiter, so daß die Tiere nicht auf die Weide hinausgetrieben werden konnten und auf die mageren „Heuzöpfe" angewiesen waren, die die Tibeter im Laufe des Winters in den Bergen gesammelt hatten. Nach langem Bitten und Betteln und mit Hilfe des chinesischen Großkaufmanns Wang da verkaufte mir ein Mönch einen Sack voll getrockneten Quarkkäses als Kraftfutter zum Aufpäppeln der Maultiere; Gerste gab es überhaupt nicht. Beim Aufstieg auf den Muri la verloren wir rasch hintereinander zwei Pferde. Das eine wurde von Da Tschang durch einen Gnadenstoß getötet. Bei unseren Mitreisenden erregte dies aber einen solchen Widerwillen, daß wir das zweite nicht mehr zu töten wagten, sondern im Schnee halbtot stecken lassen mußten und nur hoffen konnten, es würde ihm von den Wölfen rasch der Garaus gemacht werden.

uns in der Nacht vom 14. auf den 15. September 1904 am Ufer des Hoang ho nicht schlafen ließ und erst nach Verlust des Anführers heimging. Die hier angesiedelten Familien hatten sich wegen irgend welcher Meinungsverschiedenheiten vom Haupt-stamme abgesondert, betrieben ein eigenes Staatsleben und hatten auch gar nicht

die Absicht, im Ling gose-Volk aufzugehen.

Die große Straße bleibt auch weiter immer dem Schichtenstreichen angepaßt und verläßt darum rasch wieder das Tal der ngGolokh, da dieses die Berge im Norden

durchbricht, um sich zum Dsa tschü zu wenden.

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