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0221 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 221 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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hoch in die Luft und die anderen fingen ihn geschickt mit ihrem Kopfe auf, um ihn so sich gegenseitig zuzustoßen. Zum Kloster Datschi gomba sollten dreitausend Mönche gehören, alle Gelugba, doch schien mir diese Angabe eine große Übertreibung zu sein. Jeden nichteingesessenen Frager und vollends einen Chinesen lügen tibetische Mönche ja grundsätzlich an!

Drei Kilometer nördlich von Datschi gomba und von der Straße, der ich folgte, bricht sich der große Dsa tschü, der chinesische Ya lung kiang, durch

die Sandsteinberge im Norden eine schmale Bahn in das Tal. Einige umfangreiche Klöster stehen nicht weit davon. Ein hohes, weißes Haus wurde mir als der „pobrang" des Dengu von Berin erklärt ; ich war an diesem Abend noch aus Dergi nach Hor ka nga schok , ins Reich der fünf Könige von Hor, gekommen.

Wir stellten unser Zelt in Niara dschomba neben einem Teich auf, an dem So und Tschang sehr gegen meinen Willen Gänse jagten. Ich fürchtete, daß

dadurch die Einwohner unnötig auf mich aufmerksam gemacht würden. Seit

der Desertion von „Sechsunddreißig" und von Yin lu tse durfte ich aber nur noch ausnahmsweise hoffen, daß meine Wünsche respektiert würden. Unweit

lag eine Gruppe von vier Häusern, die hoch gebaut und weiß getüncht waren

und mir mit den ebenen Dächern , mit der hier allerorts üblichen breiten Loggia im zweiten oder dritten Stockwerk und mit ihren luftigen Balkonen

süditalienische Bilder vorgaukelten. Alle Höfe machen in diesem Tal einen

wohlhabenden Eindruck. Im Innern aber ließ das eine Haus, das ich zum Strohkauf besuchte, nach unserem europäischen Gefühl so ziemlich jegliche Wohn-

lichkeit vermissen. Die Räume, die sich um die Loggia gruppieren, sind dunkel,

kalt und muffig. Der Qualm der offenen Feuer, die in der Mitte der Zimmer gebrannt werden, erfüllt das ganze Haus und zieht nur schlecht durch die

Türen ab. Papierfenster — von Glasfenstern ganz zu schweigen — besitzen hier erst die Lamen und die ganz Reichen in ihren Studierzimmern, in denen sie im Winter nur selten ein Kohlenbecken aufstellen.

Die Männer von Hor ka nga schok trugen selten das wirre, wilde, lange Haar wie weiter im Inlande, sie pflegten es, flochten es zu einem großen dicken Zopf, der vom ganzen Haupthaar ausging und dem manchmal noch mit falschem Haar nachgeholfen wurde. Den dicken Haarwulst legten sie dann wie einen Turban um den Kopf herum (Tafel XLI). Die Dandys aber pflegten ihn an der linken Seite durch einen großen Elfenbeinring oder rote Korallen festzuhalten. Man sah hier auch auffallend viele Schnurrbärtchen oder Schnurrbartrestchen in den Mundwinkeln, während das übrige Gesicht durch Ausreißen mit der Pinzette haarlos gehalten wurde.

12. April. Bald hinter unserem Lagerplatz erreichten wir das Ufer des großen Dsa tschü. Er war schon nicht mehr klar, sondern floß graubraun und

in eine Schutterrasse eingegraben. Er sah stattlicher aus als der Yang tse kiang

bei Lamda, obwohl auch er noch immer 21/2 bis 3 m unter dem Sommerstand hatte. Auf der gegenüberliegenden, linken Talseite schloß sich Dörfchen an

Dörfchen, immer acht oder zehn, ganz selten einmal fünfundzwanzig aus Stein-

stücken erbaute Häuser, die wohlhabend dreinsahen. Dazwischen blitzten im Sonnenschein viele goldene Tempeldächer auf. An einer Verengerung des

Tales, auf einem wenig hohen Riegel, der von Süden her das Tal einengte, stießen wir auf drei größere Klöster, eines auf dem linken und zwei auf dem rechten

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