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0222 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 222 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Ufer, für die ich die Namen Niara gomba und Doto gomba in Erfahrung brachte. Zu jedem derselben gehören mehrere hundert Insassen.

Ehe wir an das erste dieser Klöster kamen, hatten vorbeireitende Mönche mich ausgespürt. Da Tschang verstand noch die Worte : „Es ist der Fremde, von dem die Kaufleute erzählen, daß er aus Dscherku ndo ausgewiesen worden ist." — Jetzt führte uns der Weg dicht an den Klostermauern hin. Das wurde zum reinsten Spießrutenlaufen. Auf unserer Straße hagelte es Steine. Die Dschraba der Klöster standen oben auf den Mauern und warfen, was sie nur in die Faust bekamen. Die jüngsten Zöglinge hatten sogar ihre langen Schleudern zur Hand. Ein wahres Wunder war's, daß sie nur die Pferde und das Gepäck trafen. Sie trieben uns dadurch die Tiere zur höchsten Eile an. Im Galopp stoben wir an den Klöstern vorbei, um erst anzuhalten und das Gepäck wieder in Ordnung zu bringen, als wir außerhalb des Bereiches der heimtückischen Schleudern gekommen waren.

Einige Schreier und Johler hatten aber damit ihr Mütchen noch nicht gekühlt. Sie mußten uns bis ans Ufer des Flusses folgen. Als wir darum an einer kleinen Siedlung Fährleute und Lederboote trafen und mit deren Hilfe das andere Ufer gewinnen wollten, wagte wegen dieser Gefolgschaft keiner der Bootsinhaber, die am Ufer standen, sein Boot zu verleihen und mir zu helfen. Wir fürchten die Rache der Mönche." — „Geht durch die Furt hier!" setzte einer hinzu und wies nach einem alten Mann, der eben auf seinem Pferde durch den Fluß ritt. Kaum einmal wurde sein Sattelkissen vom Wasser bespült. Er hielt sich an eine schräg über den Fluß laufende Kiesbarre, die nicht allzu schwierig zu finden schien.

Inzwischen sammelten sich hinter mir immer mehr Schreier. Schon schlugen wieder Steine nicht weit von uns auf den Boden. Als deshalb zwei neue Reiter des Weges kamen und ohne Umstände die Furt benützten, schlossen wir uns rasch an sie an und ritten in langer Linie mit den immer noch achtzehn Stück Einhufern in den trüben Strom. Die Dschraba am Ufer halfen mit ihren Steinen und ihren Verwünschungen fleißig, die stutzenden Tiere und die Hunde ins Wasser treiben. Da man aber im spitzen Winkel über den Fluß setzen mußte, so dauerte der Übergang recht lange. Die kräftige Strömung bespülte eine geraume Weile die Sättel und die kleineren Tiere wurden sogar noch auf dem Rücken naß. Hinter der Mitte war es, als plötzlich der Dankar-Li laut aufheulte, das Maultier, das er führte, losließ, die Augen schloß, weil es ihm schwindlig wurde, und sich krampfhaft am Sattel festhielt. Durch sein Zetergeschrei scheu geworden, stutzte das Maultier hinter ihm, besann sich mit einem Male eines anderen und suchte auf eigene Faust das Ufer zu gewinnen. Es kam dadurch vor meinen Augen von der Barre herunter und in tieferes Wasser hinein. Einen Augenblick, und es bricht mit der Vorderhand ein. Ein Strudel packt es. Noch sehen wir eine Kiste über Wasser, jetzt ein Paar Hufe, dann hatten die gurgelnden grausamen Wogen des Dsa tschü das Tier für immer umklammert und verschlungen. Gleichzeitig war damit ein beträchtlicher Teil meines Reisesilbers untergegangen, Zehrgeld für Monate und viele Pläne waren weggespült samt 230 Vogelbälgen und 50 Gesteinsproben und Petrefakten. Die Lasten zweier anderer Maultiere, die ich noch zurückhalten konnte, die übrigen Vogelbälge, die Bücher und anderes wurden in völlig durch-

weichtem Zustand aufgefischt. 176