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0241 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 241 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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schwarzen Ecke auf, steckte eine Specklampe an, machte Feuer und kochte,

was wir nur haben wollten. Es waren große dunkle, von Fett und Ruß schwarz

glänzende Räume, die ich bezogen hatte. Einem Reisenden, der vom Tiefland

herkam — es braucht nicht gleich, die Küste und Europa sein — würden sie

vielleicht ein gelindes Grausen eingejagt haben, mir, der ich aus dem Inneren

kam, war darin so wundersam wohlig zumute wie lange nicht mehr. Dazu goß

es draußen alle Augenblicke in Strömen vom Himmel; denn die Monsunzeit

hatte jetzt eingesetzt.

Im Tschuwo-er Schloß residierten nur zwei Lama. Sie waren äußerst zurück-

haltend, aber natürlich nicht mehr feindlich. Wir tauschten Khádar und kleine

Gaben aus.

Die Chinesen hatten einen Reiter mit einem Schwert und einer Lanze als

Gendarmen und Aufpasser in den Ort gelegt. Seine Schußwaffen bewahrte

ihm sein Vorgesetzter, der Oberst in Ta tsien lu, auf. Auch die SchuBwaffen

der kleinen Garnison Gantse blieben in Ta tsien lu in Verwahrung, da sie dort

„sicherer" waren als auf den Außenposten.

Nachdem wir am 16. April eine Wegstunde hinter Tschuwo noch einmal

den FluB in einer Furt durchritten hatten, saß der Sekretär des Lu ho tenn

kwan, des Mandarins Wu tschin hsü von Tschanggu, am Wege und wartete

auf mich. Er war auf die Meldung des Gantse-Leutnants abgesandt worden.

Er kam in Begleitung von vier, mit ausrangierten deutschen Magazingewehren

bewaffneten Kavalleristen und einer ganzen Schar tibetischer Reiter und über-

reichte mir eine überaus höflich abgefaßte Einladung nach dem Ya men in

Tschanggu. Mit mir zusammen waren zwei chinesische Soldaten von Gantse

und sechs tibetische Reiter gekommen. Durch die neue Verstärkung bekam

mein Geleite einen geradezu pompösen Anstrich. Alle Soldaten waren gut

beritten. Sie trugen saubere, nirgends zerschlissene Jacken in roter und blauer

Farbe. Der Sekretär hatte ganz „á la Tibetan" ein großes silbernes Gehänge

wie ein Bandelier um die Schulter geschlungen, an dem er seinen Leibgott und

Schutzengel herumtrug. Die eingeborenen Reiter, teils Da tschü-Täler, teils

Verbannte aus dem Tschantui-Tale, mit ihren dicken Frisuren, dem wulstigen

Vollkopfzopf, der einige Male um den Kopf geschlungen (Tafel XLI) und an

der linken Seite durch ;einen Elfenbeinring festgehalten wurde , mit ihrem

überreichen Leopardenbesatz an Sätteln und Röcken boten ein herzerfrischen-

des Bild. Ich in meinem abgeschabten Pelz mit meiner zusammengeschrumpften

Herde von kläglichen Rosinanten kam mir daneben nicht einmal mehr wie ein

Strauchritter, sondern nur noch wie ein Vagabund und Bettler vor.

Das Da tschü-Tal — ich hörte auch den Namen Tschuwo tschü — zieht

in Südostrichtung und immer kerzengerade aus, immer dem Streichen der

auch hier wiederum steil, j a meist vertikal aneinandergepreSten Sandstein-

platten folgend. Die alte StraBe mit ihren vielen, vielen Löchern und Stein-

trümmern hält sich auch weiterhin auf der rechten Talseite. Schnurgeradeaus

wie der Tallauf eilt sie auf ihr Ziel zu. Nur der trübe FluB windet sich zwischen

den um 1000 m über das Tal aufsteigenden Gipfeln hin und her, bald an der

linken, bald an der rechten Talseite Anstoß nehmend, bald hier, bald dort er-

grimmt aufbrausend; einmal eingeklemmt zwischen Schuttkegeln und Trüm-

mern, die ihm von den Seitenbächen in den Weg geworfen werden, dann ver-

engt durch vorspringende Felsterrassen aus harten Gesteinsplatten, ist er auf