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Meine Tibetreise : vol.2 |
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schwarzen Ecke auf, steckte eine Specklampe an, machte Feuer und kochte,
was wir nur haben wollten. Es waren große dunkle, von Fett und Ruß schwarz
glänzende Räume, die ich bezogen hatte. Einem Reisenden, der vom Tiefland
herkam — es braucht nicht gleich, die Küste und Europa sein — würden sie
vielleicht ein gelindes Grausen eingejagt haben, mir, der ich aus dem Inneren
kam, war darin so wundersam wohlig zumute wie lange nicht mehr. Dazu goß
es draußen alle Augenblicke in Strömen vom Himmel; denn die Monsunzeit
hatte jetzt eingesetzt.
Im Tschuwo-er Schloß residierten nur zwei Lama. Sie waren äußerst zurück-
haltend, aber natürlich nicht mehr feindlich. Wir tauschten Khádar und kleine
Gaben aus.
Die Chinesen hatten einen Reiter mit einem Schwert und einer Lanze als
Gendarmen und Aufpasser in den Ort gelegt. Seine Schußwaffen bewahrte
ihm sein Vorgesetzter, der Oberst in Ta tsien lu, auf. Auch die SchuBwaffen
der kleinen Garnison Gantse blieben in Ta tsien lu in Verwahrung, da sie dort
„sicherer" waren als auf den Außenposten.
Nachdem wir am 16. April eine Wegstunde hinter Tschuwo noch einmal
den FluB in einer Furt durchritten hatten, saß der Sekretär des Lu ho tenn
kwan, des Mandarins Wu tschin hsü von Tschanggu, am Wege und wartete
auf mich. Er war auf die Meldung des Gantse-Leutnants abgesandt worden.
Er kam in Begleitung von vier, mit ausrangierten deutschen Magazingewehren
bewaffneten Kavalleristen und einer ganzen Schar tibetischer Reiter und über-
reichte mir eine überaus höflich abgefaßte Einladung nach dem Ya men in
Tschanggu. Mit mir zusammen waren zwei chinesische Soldaten von Gantse
und sechs tibetische Reiter gekommen. Durch die neue Verstärkung bekam
mein Geleite einen geradezu pompösen Anstrich. Alle Soldaten waren gut
beritten. Sie trugen saubere, nirgends zerschlissene Jacken in roter und blauer
Farbe. Der Sekretär hatte ganz „á la Tibetan" ein großes silbernes Gehänge
wie ein Bandelier um die Schulter geschlungen, an dem er seinen Leibgott und
Schutzengel herumtrug. Die eingeborenen Reiter, teils Da tschü-Täler, teils
Verbannte aus dem Tschantui-Tale, mit ihren dicken Frisuren, dem wulstigen
Vollkopfzopf, der einige Male um den Kopf geschlungen (Tafel XLI) und an
der linken Seite durch ;einen Elfenbeinring festgehalten wurde , mit ihrem
überreichen Leopardenbesatz an Sätteln und Röcken boten ein herzerfrischen-
des Bild. Ich in meinem abgeschabten Pelz mit meiner zusammengeschrumpften
Herde von kläglichen Rosinanten kam mir daneben nicht einmal mehr wie ein
Strauchritter, sondern nur noch wie ein Vagabund und Bettler vor.
Das Da tschü-Tal — ich hörte auch den Namen Tschuwo tschü — zieht
in Südostrichtung und immer kerzengerade aus, immer dem Streichen der
auch hier wiederum steil, j a meist vertikal aneinandergepreSten Sandstein-
platten folgend. Die alte StraBe mit ihren vielen, vielen Löchern und Stein-
trümmern hält sich auch weiterhin auf der rechten Talseite. Schnurgeradeaus
wie der Tallauf eilt sie auf ihr Ziel zu. Nur der trübe FluB windet sich zwischen
den um 1000 m über das Tal aufsteigenden Gipfeln hin und her, bald an der
linken, bald an der rechten Talseite Anstoß nehmend, bald hier, bald dort er-
grimmt aufbrausend; einmal eingeklemmt zwischen Schuttkegeln und Trüm-
mern, die ihm von den Seitenbächen in den Weg geworfen werden, dann ver-
engt durch vorspringende Felsterrassen aus harten Gesteinsplatten, ist er auf
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