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0252 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 252 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Alle drei Siedlungen liegen auf einem 1ö13- und lehmbedeckten Schuttwall,

der von den südlichen Bergen stammt. Unweit von der Burg ist diese Geschiebe-

masse durch einen Wildbach zerteilt und bildet steile Schutthalden, die jedes

Jahr aufs neue nachstürzen. Um Zerstörungen zu verhüten, haben die Mönche

ein großes Lab rtse über die Schutthalde gesetzt und viele Gebetflaggen oben

aufgestellt. Doch schienen die guten Erdgeister auch so noch nicht die Wut

des Baches besänftigt zu haben.

Von Tschanggu nach dem nächsten größeren Ort, nach Dawo, rechnet der

Tibeter drei bis vier Reisetage, von dort nach Ta tsien lu ting, zum Sitz des

ersten größeren chinesischen Mandarins, sechs Reisetage. Ich habe diese Strecke,

die seither von verschiedenen Missionaren und sogar von dem deutschen Konsul

in Tscheng tu fu bereist worden ist, in den üblichen Zeiten zurückgelegt und

will mich daher kurz fassen. Die Straße folgt bis Dawo dem Lauf des Da tschü

nach Südosten, behält aber auch dahinter die alte Richtung bei. Während der

Fluß die Bergkette zu seiner Rechten durchbricht, um sich mit dem Dsa tschü

zu vereinigen, führt die Straße über mehrere flache Bergrücken, über Höhen

zwischen 4000 und 4200 m und vereinigt sich am Dschedo la mit der zweiten

großen Verkehrsader Südosttibets, mit der Lhasa- Straße, die über Li tang und

Ba tang geht.

In Tschanggu hatte ich drei Soldaten mitbekommen. Sie mußten Sold und

Vorräte aus Ta tsien lu für Wu holen. Ihnen schlossen sich noch zwei tibetische

Adlige mit etwas Troß an, die einen Prozeß vor dem Ting in Ta tsien lu an-

zustrengen dachten (Tafel XLI). Ich reiste dadurch sehr angenehm.

Am 23. April überschritten wir wiederum den Da tschü, der durch seine vielen

Seitenbäche so groß geworden war, daß man auch bei winterlichem Niederwasser

nur mit den runden Lederbooten darübersetzt (Tafel XLIII). Als wir eben am jen-

seitigen Ufer die Pferde und Maultiere, die durch den Fluß schwimmen mußten,

aufzäumten, marschierte ein halb europäisch gekleideter Tibeter auf mich zu und

hinter ihm tauchte bald ein echter Europäer auf, der einen großen hellen Sonnen-

schirm trug. Ich hatte ganz vergessen, wie wir Europäer aussehen und erschrak

über die Seltsamkeit unserer Haut, unseres Tropenhelms, unseres europäischen,

eng anliegenden Anzugs und der schneeigen Halsbinde. Geradezu schreckhaft

lungen. Der Rest ist Nomadenbevölkerung. Südöstlich von Loko liegt Ürko (chines.: ko Tu se), das bis eine Tagereise im Norden von Dawo reicht. In fünf Tagen von Tschanggu durch das Niba-Tal erreicht man Waschü Konggan (auch ngGolokh-Khorgan genannt), dessen Häuptling Gado ein sehr stolzer Mann und der Hauptgegner des Lu ho tenn-Mandarins war. Er erhielt 1906 einhundert in dicken Seidepolsterjacken steckende Reiter von Ober-Ngaba gestellt, um bei einem Prozeß gegen Wu stolzer auftreten zu können als dieser.

Bei einem Ausflug auf die Berge im Südwesten von Tschanggu erreichte ich nach 5 km (Luftlinie) die Höhe von 4820 m. Die Grenzberge gegen Tschantui waren noch um einige hundert Meter höher, ohne jedoch scharf zerteilte Formen zu zeigen. Etwas über 4000 m bemerkte ich eine Terrasse, deren Bildung ich auf alte Gletscher zurückführe. Das Gestein des Gipfels war Granit. Metamorphosierte, schwärzliche Schiefer waren mit der Streichrichtung N 55-60° W daran angedrückt; nur widerwillig schienen sich aber die Schichten zu einer mehr meridionalen Richtung zu bequemen. Gegen Norden und Osten sah ich von dem Gipfel nirgends ein höheres Gebirge aufragen, doch steht auch dort die mittlere Gipfelhöhe der Höhe des Montblanc nicht viel nach. Das Rhododendrongesträuch begleitete mich bei meinem Spaziergang bis fast auf

den Gipfel.

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