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0254 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 254 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Vogthause der Mazar Tu se, vom Pferde gestiegen, so besuchten mich auch sogleich einige der Christen. Als sie erfuhren, daß ich kein Missionar sei, machten sie kein Hehl daraus, daß sie in ihren hinteren Zimmern die alten Götter auf-

gestellt hätten 1).

Dawo hat in seiner Lage (Tafel XLII) manche Ähnlichkeit mit Hor Gantse. Hier wie dort durchbricht ein größerer Fluß die südliche Bergkette in enger Schlucht, und beide Male findet sich oberhalb der Durchbruchstelle eine Talerweiterung, die Feldwirtschaft und überhaupt Kultur entstehen ließ. Der Dawo- oder Tschanggu-Fluß, hier Schogre tschü genannt, strebt von hier nach Südwesten, um sich mit dem Ya lung zu vereinigen. Dawo liegt nur noch 3040 m über dem Meer. Die nächsten Berge, die dicht südlich Tschanggu immerhin noch Höhen über 5000 m erreichen, haben hier etwas an Größe abgenommen. Dawo ist auch ein Zentrum des Moschushandels. Die Umgebung des Ortes liefert im Jahr etwa 4000 Beutel; Tschantui soll 3000 Beutel hierherschicken.

Das Tal des Niugre tschü, dem man in der alten Wegrichtung weiterfolgt, ist zunächst auch breit und voll von Hausgruppen. Es zeigt an den Berglehnen gleichfalls alte künstliche Terrassen, die oft viele j ahrzehntealte Waldbäume tragen; auch hier also immer wieder Spuren eines früher weiter ausgedehnten Ackerbaus 2).

Ich übernachtete am 26. April im Dörfchen Godscha, das inmitten des Urwalds liegt. In einer kleinen Lichtung scharrten in der Abenddämmerung an die zwanzig Affen nach süßen Knöllchen. Diese Makaken waren wesentlich größer als etwa die allbekannten afrikanischen Meerkatzen. Ihr dicker Pelz gab ihnen ein recht gedrungenes Aussehen. Sie hatten nach allen vier Seiten Wachposten ausgestellt, die auf das kleinste Geräusch Laut gaben. Die Tiere hatten hier vor den Menschen viel mehr Respekt als in Dergi, wo die Menschen, um sich nicht unnötig zu versündigen, keinem Affen etwas zuleide tun. Ich sah sie hier aber auch viel häufiger als in den Wäldern von Dergi und Ling. Sie treten hier in Herden bis zu vierzig Stück auf und scheinen große Wanderungen zu machen.

Wie ich eben auf die Affen anlegen wollte, entdeckte ich vor mir einen Jagdkonkurrenten. Zwischen den dichtstehenden Ruten des Bergbambus hindurch kam langsam, in seinem bunten Rock kaum vom Laubwerk und Geäst unterscheidbar, ein großer Panther angeschlichen, der es wie ich auf die Makaken abgesehen hatte. Ich pirschte mich noch einen Schritt hinter ihm drein, dann duckte er sich zum Sprunge und — ein Schuß aus meiner Büchse streckte ihn nieder. Mit den laut aufkreischenden Affen sah ich aber jetzt auch noch einen alten Fuchs auf die alten Fichten zulaufen. Und all dies Wildzeug trieb sich neben der Straße und ein paar tausend Schritte von einer Siedlung umher.

Die Gipfelhöhe der größeren südosttibetanischen Bergketten ist kaum geringer als die der zentralen Teile Tibets. Selbst ausgedehnte Steppengebiete fehlen hier nicht vollkommen. Die Fauna ist aber trotzdem nicht bloß in den

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  1. In Dawo lagen vier Soldaten, in Tschanggu `acht, in Tschuwo ein, in Gantse seohs, zusammen angeblich 500 Mann !

  2. Folgt man dem großen Dawo- oder Schogre tschü abwärts, so erreicht man nach zwei Tagen Wa ör gu, hierauf Minyag, das bereits im Ming tscheng Tu se-Revier liegt. Nach sieben Tagen gelangt man nach Nya tschü ka oder chines. Ho kou an der Straße Li tang—Ta tsien lu.

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