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0263 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 263 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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anerkannt , nachdem er nur die üblichen Ernennungsspesen (5000 Tael) in Tscheng tu fu entrichtet hatte.

Der heutige König war bei meinem Besuch ein liebenswürdiger Vierziger von untersetzter kräftiger Gestalt und charmantem Wesen. Er besitzt eine Hakennase, die seinem blassen Gesicht etwas Forsches verleiht und die ungezähmte Energie des Mannes verrät, der, nachdem ihm seine Freunde im Kampfe erschlagen worden oder winkendem Golde gefolgt waren, den Mut doch nicht sinken ließ und als einsamer Flüchtling durch die Waldberge seiner Heimat irrte, von Fürstenhof zu Fürstenhof eilte und schließlich den Fürsten von rGechitsa überredete, ihm noch einmal ein kleines Reiterhäuflein und eine Ausrüstung zu leihen. Kühn verfocht er seine Rechte. Er wollte ein freier Mann und Zopfträger und kein glattrasierter Klosterknecht sein und verlangte von seinem Bruder die Herausgabe des ihm von seinen Eltern als Erbschaft zugestandenen Klosters Dordyi dschak mit seinen Gütern. Sein königlicher Bruder aber wollte ihm das Kloster nur herausgeben, nachdem er die Gelübde als Mönch abgelegt und versprochen hätte, ehelos zu bleiben. Das Ende wissen wir schon. Der j etzige König ist ein großer Jäger, hält sich weit über hundert „Schadschüch`", die den Hirsch und den Cerus zu stellen verstehen und das scheue Moschushirschchen im dichtesten Urwald aufspüren. Sein Lieblingsj agdschlößchen, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist, ist im Yü ling kung, eine Reitstunde im Süden vor der Stadt. Dort hält er sich, wie im Ya men zu Ta tsien lu, zahme Hirsche, Bären, Leoparden, Fasanen und Pfauen. Haben die Untertanen, die der Straße entlang sitzen, die Ula-Fron zu leisten, so haben die Bewohner eines anderen Tales nur die Jäger und Treiber für die königlichen Jagden zu stellen. Die Jäger haben die Moschusbeutel und die Geweihe der Hirsche, die möglichst im Bast gejagt werden, an den König abzuliefern. Sie bilden eine wesentliche Einnahme des königlichen Haushalts. Andere Bezirke haben die Diener und Schreiber und die Mittel zur Hofhaltung, zu der — ich brauche es eigentlich nicht mehr hervorzuheben — eine große Zahl frommer Lama gehört, zu stellen. Das weitere königliche Einkommen setzt sich aus dem Ertrag der ziemlich großen Privatländereien und aus Geschenken der Untertanen, sowie aus Steuern zusammen, die einige Bezirke am unteren Nya tschü zu zahlen haben.

Die Bevölkerungszahl des Dschagla-Reichs soll 7000 tibetische Familien betragen. Die Quadratkilometerzahl dürfte nicht ganz 15 000 ausmachen. Wegen der vielen und großen Berge erreicht wohl die Seelenzahl auf den Quadratkilometer trotz des chinesischen Zuzugs noch nicht einmal ganze 31). Die Lasten, die die Bewohner zu tragen haben, sind sehr groß. Zwar die eigentlichen Steuerabgaben sind erschwinglich , dafür drücken aber die Fronen , die auf die Angrenzer der großen Straßen gelegt werden, um so mehr, so daß man

1) Nach dem schon mehrfach zitierten Zensus (Thronbericht des Ministeriums des Innern im Pekinger Regierungsblatt vom 27. Februar 1911) wurde in den Grenzmarken von Se tschuan und Yün nan, im sogen. Hsi tschuan (Tschwan hsi), die Zahl der selbständigen Familien mit 46 362 und die der unselbständigen mit 2512 festgestellt, was etwa 200 000 Einwohnern entspricht. Mit diesen Grenzgebieten wird das Land des Königs Ming tscheng, das Land Li tang, Ba tang und im Norden Dawo und Hor Tschanggu, im Süden A ten tse an der Grenze von Yün nan verstanden. Es ist nun nicht gesagt, ob dies chinesische oder tibetische Familien oder beides zusammen sind. Für beide zusammen erscheint mir die Zahl zu gering. Ich vermute, daß die noma -

disierenden Familien nicht mitgerechnet sind.

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