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0267 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 267 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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sich abschleppten, lauter Tee, der in Dartsendo gekauft war. Tee ist der Handels-

artikel, der hier weitaus am wichtigsten ist. Von einigen chinesischen Groß-

händlern wurde mir die Teemenge, die innerhalb eines Jahres heraufgeschafft

und hier an die Tibeter verkauft wird, auf 7 000 000 cätties, d. h. rund 4 500 000 kg

angegeben 1).

Reise, freie Gerätschaften, Wohnung, Schule und Saatgut erhielten, wanderten doch die meisten von ihnen nach dem ersten Jahre wieder in die alte Heimat zurück, und diejenigen, die zurückblieben, erlagen vielfach dem Klima.

Mittlerweile ist die chinesische Revolution ausgebrochen. Was die alte MandschuRegierung aufgebaut hatte, ging der ehrgeizigen Jugend Chinas über Nacht verloren.

Der Dalai Lama konnte bald nach Ausbruch der Wirren nach Lhasa zurückkehren und

ist seither wieder uneingeschränkter Herrscher auch in politischer Hinsicht geworden. Lhasa nicht bloß, auch Lharigo, Tsiamdo, Dschraya, Ba tang fielen wieder in die Hände

der mönchischen Gewalthaber. Die kaiserlichen Truppen in Zentraltibet wurden bei

einer Erhebung der Mönche zum Teil nach Indien hinausgedrängt, die von Vordertibet mußten zur Bekämpfung der Revolution aus dem Hochland in die Ebene ziehen. Sie

wurden unfern von Ya tschou fu geschlagen und kehrten geschlagen noch einmal nach

Tibet um. Alle Bande der Disziplin hatten sich inzwischen gelöst. Sie plünderten noch Ta tsien lu, zogen hierauf ihre Uniformen aus und zerstreuten sich. Die siegreichen

Republikaner folgten auf dem Fuße, brandschatzten aufs neue die unglücklichen Be-

wohner, enthaupteten den jüngeren Bruder des Königs von Dschagla, der treu zur alten Regierung gehalten hatte und .mit in die Ebene gezogen war, der König selbst

hielt sich monatelang in den Bergen verborgen und wagte nicht, in seine Residenz zurückzukehren, die die kämpfenden Chinesen angezündet hatten. Seither tobt der Kampf in der Gegend von Li tang, und Tibet wartet, bis sich in China wieder ein Himmelssohn durch die Herrschaft der Unvernunft emporgerungen und die Ordnung hergestellt hat.

1) Ich war verblüfft über diese geringe Zahl. Ich hatte mir unterwegs nach der Zahl der Lasttiere, die ich begegnete, ausgerechnet, daß 4000 t über Gantse ins Innere

gehen. Allerdings habe ich die Menge, die nach Ba tang und Li tang und weiter ins

Innere geht, für mindestens ebenso groß angeschlagen. Aus der Größe des Teehandels hat man schon auf die Bevölkerungszahl von Tibet Schlüsse ziehen wollen, dabei

darf aber nicht vergessen werden, daß unbemittelte Tibeter den Absud irgend

welcher Pflanzen an Stelle des wegen des teuren Transports stets kostbaren chinesischen Tees trinken. Generalkonsul A. Rosie in seinem „Report present. to the

parliament, August 1905" kommt auf Grund genauer Berechnungen auf 8 533 000 cätties

Tee im Wert von 948 591 Tael und gibt den Gesamtwert nach Tibet exportierter Baumwollstoffe, Seide und Khádar auf 75 000 Tael. Der Wert des aus Tibet expor-

tierten Moschus war (1904) nach Rosie 300 000 Tael bei 1100 bis 1200 cättie; an Goldstaub kamen 6000 Unzen aus Tibet, dagegen passierten anderseits nur 400 000 cättie (260 t) Schafwolle und nur 150 000 Schaffelle das Zollamt von Ta tsien lu.

1907 wurde mir von den Großhändlern die Menge des Moschus, die in den letzten 12 Monaten durch Ta tsien lu kam, auf 1400-1500 cätties veranschlagt. Der Li kin-Beamte am Osttor unten erzählte mir nur von 1000 cättie. Sicher wird eine ganze Menge geschmuggelt.

Desgodins in „Le Thibet d'après la correspondance des Missionaires", Paris 1885, S. 349, berechnete, daß nur 2 666 640 Pfund Tee durch Ta tsien lu kämen.

Für den Export Chinas in das gesamte reichere und verhältnismäßig dicht besiedelte südliche Tibet kommt nur Ta tsien lu in Betracht. Die von Rosie ermittelte Handels-

ziffer erscheint darum noch geringer und erstaunlicher, wenn man sie mit den Zahlen

des angloindischen Exports nach Tibet vergleicht, der z. B. für das Jahr 1897-98 laut dem Blaubuch über Tibet von 1904 bereits auf 820 000 Rs. gestiegen war (bei

ca. 820 000 Rs. Import nach Indien) , und dabei beklagte sich England damals bekanntlich, daß es durch China vom Handel mit Tibet prinzipiell ausgeschlossen werde. Der Export von Tee fiel damals noch so gut wie ganz aus, da der anglo-indische Tee dem Geschmack der Tibeter nicht zusagte.

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