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0285 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 285 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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gedehnt, denn nicht bloß das Tal des kleinen Goldflusses, das T s a n 1 a der Eingeborenen, (hochtibetisch : btsanlha, chin.: hsiao kin [gespr. : tschin] tschuan), das ich seiner ganzen Länge nach von Romi Tschanggu bis Mu tsch`eng (tib.: Sumdo) auf eine Strecke von 133 km bereiste, sondern auch das große Goldflußtal oberhalb Romi Tschanggu, das alte R a r d a n- R eich (bei den Eingeborenen heute rDyarong [rgyarong = das ausgedehnte oder chinesische Tal], hochtibetisch Tschü tschen [= großes Wasser], chines. : da Kin tschuan und Hsii tsching benannt), gehört zu seiner Domäne. Gerade am großen Goldfluß war im 18. Jahrhundert oberhalb der schmalsten Engen des Flusses, einige 50 km über Romi Tschanggu, eine Herrschaft entstanden, die der mächtigste Eingeborenenstaat weit und breit geworden war und erst gefallen ist, als der ehrgeizige Mandschu -Kaiser Kien lung eine gewaltige Militärmacht zu seiner Bezwingung aufgeboten und seine Elitetruppen und Mandschuren aus dem fernsten Nordosten herangezogen hatte.

Das Rardan-Reich am großen Goldfluß, fernab von den chinesischen Kulturstraßen, hätte leicht bis heute sich erhalten können, wenn nicht die dortigen Machthaber gerade während der letzten Blüte und der größten Kampfeslust der Mandschu-Dynastie besonders unbedacht gehandelt und ihre Nachbarn durch Wegnahme ihrer Länder geplagt hätten, so daß diese immer wieder die Hilfe des Kaisers anriefen und in der Folge auch dem kaiserlichen Heer jeden möglichen Vorschub leisteten. Die Kämpfe mit den übermütigen Rardan-Herren nehmen im Scheng wu dyi, der chinesisch geschriebenen Chronik der Kriege der Mandschu-Dynastie, eine ziemliche Breite ein der zweite und entscheidende Krieg ist sogar in 120 Heften in mandschurischer Sprache behandelt und gedruckt worden 1). Wir erfahren daraus, daß unser Gebiet Kin tschuan bereits in der Sui-Dynastie (589-618) einen Kreis Kin tschuan hsien gebildet haben soll, in der darauffolgenden Tang-Zeit zu dem heute nicht mehr bestehenden Kreis Wei tschou 2), in der Ming-Zeit zur Verwaltung der Beamten von Ts`a kou (im Li fan fu) 3) gehört habe. Ich vermute aber, daß diese frühere chinesische Oberherrschaft immer nur auf gewisse wohlwollende Handelsgebräuche beschränkt war, vermöge deren chinesische Handelsleute das Eingeborenenreich besuchen durften, um Drogen zu kaufen, und anderseits die Eingeborenen ihren Bedarf an Reis und Tee und anderen Luxusbedürfnissen im chinesischen Unterland eintauschen konnten. Alle Häuptlinge des Gebiets hatten in der Ming-Zeit bereits von Kaiser Hung Wu, wie die Häuptlinge der Kuku nor-Länder, chinesische Amtssiegel und Titel erhalten und die Mandschuren hatten diese

und deshalb finden wir die Geschichte von deren Eroberung noch in vielen neuen Geschichtswerken unter den Miao tse-Kriegen. D. M. behandelt fast nur die Zeit von

1774-1776 und das Ende in Peking.

  1. Aus diesen stellt E. Haenisch soeben einen größeren Auszug zusammen, den er in nicht zu ferner Zeit zu veröffentlichen denkt. Ihm verdanke ich auch genauere Daten und eine Revision der Geschichte dieses Gebiets.

  2. Nach Playfair, Cities and towns of China, lag dieser Kreis im Nordwesten von Min tschwan, dem Min-Bezirk, und unweit vom heutigen Mou (Mao) tschou oberhalb Kwan hsien. Wahrscheinlich ist das alte Wei tschou mit dem heute an der Einmündung des Li fan-Flusses in den Min ho liegenden Marktort Wei tschou im Kreis Wen

tschwan hs. identisch.

  1. Li fan fu mit Ts`a kou ist das nächste Grenzbezirksamt nördlich von Mu gung ting, an das sich das oben Anm. 2 genannte Mao tschou und hierauf Sung pan ting

anschließen.

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