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0291 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 291 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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losen schlanken Steintürmen, den Tschiao (chines.) oder Tiao gesperrt. Auf diese

Steintürme, auf die künstlichen und natürlichen Festungen pochend, war hier eine

ganz besonders stolze Herrenrasse herangewachsen. Bis heute noch ist nament-

lich der Stolz der alten Herren vom Rardan-Reich in bester Erinnerung geblieben.

Im Vertrauen auf ihre Volkskraft — wahrscheinlich war das Land damals stark

übervölkert, weil dort noch allgemein der Bönbo-Glauben und noch nicht die

Gelugba-Sekte mit ihrem Zölibat herrschte — unternahmen es die Rardan ba,

wieder e i n Reich zu schaffen und alle neun Fürstentiimer in ihrer Hand zu

vereinigen. Die ganz kleinen Fürsten Brasdi und Bawang unterwarfen sich ohne

große Kämpfe und zahlten Tribut. Die größeren jedoch wollten sich Rardan

nicht beugen. Sie riefen die Chinesen um Hilfe an, und diese, ihrem altbewährten

Grundsatz „divide et impera" treu, konnten ein einiges mächtiges Reich in dieser

Gegend nicht zulassen und unterstützten die Feinde der Rardan ba.

Die Kriege begannen den Chronisten zufolge damit, daß 1746 der Rardan-König Schalben gegen Tsanla zog und Tsewang, den König von Tsanla , unter seine Botmäßigkeit brachte. 1747 besetzte Schalben sodann Teile vom rGechitsa- und Ming tscheng-Reich. Da die chinesische Regierung um jene Zeit und seit der Eroberung von Lhasa (s. S. 146) eine Garnison in Tai ning (s. S. 200) unterhielt, bemühte sich diese zunächst Ruhe zu schaffen; doch Schalben kehrte sich nicht darum. Allmählich wurden deshalb 40000 Mann vom „grünen" chinesischen Banner zusammengezogen, um Schalben zu bekämpfen, doch umsonst. Die Chinesen erlitten immer wieder Schlappen. Einem kaiserlichen Prinzen und einem altbewährten General wurde deswegen der Prozeß gemacht; Herzog Na tschin mußte sich selbst mit dem Schwert seiner Ahnen entleiben; General Tschang kwang se, der Generalgouverneur von Se tschuan war, wurde in Peking hingerichtet. Der kaiserliche Hof war schließlich (1749) nach dem Verlust von vielen tausend Mann zufrieden, als die Rardan nur ihre Eroberungen an die Nachbarfürsten wieder herausgaben und durch Vermittlung des Generals Yo, des Eroberers von Lhasa (vom Jahre 1720), der von Norden aus, von Tschoktsi, vorging, ein einigermaßen ehrenvoller Friede zustande kam. Die Burgen sowie die ganze Herrschaft im großen Goldflußtal blieben damals noch unberührt von den Chinesen.

1756 griff Rardan in Händel ein, die diesmal in den Hor-Staaten zwischen der Kungsar- und der Mazar-Familie ihren Ausgang genommen hatten. Rardan stand im Verein mit Tschoskiab auf seiten von Mazar, während rGechitsa, Dergi, die Herren von Tschan tui und die Kungsar miteinander verwandt waren und zueinander hielten. Damdung, die Königsburg von rGechitsa, wurde in diesem Streit von Rardan und Tschoskiab berannt, worauf der Tu se von Ming tscheng auch noch eingriff. Im Westen wurden die Burgen von Mazar durch die Dergi eingenommen und Mazar floh zu den Tschan tui. Den chinesischen Offizieren gelang es aber nach einiger Zeit, durch Zureden wieder Ruhe zu schaffen und den alten Besitzstand wieder herzustellen (s. S. 181).

1759 gerieten sich Rardan und rGechitsa nach einer gemeinsamen Hochzeitsfeier

erneut in die Haare. Das kleinere rGechitsa wurde fast vollständig von den Rardan unterjocht, wie schon die kleinen Reiche Brasdi (Bati) und Bawang unterjocht waren.

Rardan unterstand damals einem König namens Langka, einem Neffen von Schalben. Ts`a kou, Tschoktsi, Tschoskiab, Damba wurden durch die chinesische Diplomatie hierauf geeint und bedrohten Rardan von Norden. Mu ping, Tsanla und Ming tscheng griffen von Süden ein und befreiten nach Jahresfrist wieder die rGechitsa.

1771 überredete Sonam (bSodnams), der Sohn des Rardan-Königs Langka (tibet. geschr.: Nam mka), den Senggisang, der der Sohn des alten Königs Tsewang von Tsanla

war und der sich mit ihm verbunden hatte, seine östlichen Nachbarn, die Woksche, ihres

Landes zu berauben. Sonam selbst suchte wiederum rGechitsa und Romi Tschanggu (den Ming tscheng-Bezirk) wegzunehmen. Der Kaiser machte den Generalgouverneur

von Se tschuan für diese „Verräterei" verantwortlich und forderte ihn auf, sich selbst zu entleiben. Er sandte darauf 1772 zwei Generale aus, von denen der eine von Kwan hsien und vom Lande der Woksche aus Tsanla einnahm und Senggisang zwang, zu den Rardan zu flüchten. Der alte König Tsewang, über dessen Kopf weg Senggisang den

       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       
       

15 II.

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