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0295 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 295 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Mannes verknüpft ist, so ist leicht verständlich, daß derjenige, der den Soldatendienst ableistet, auch als der eigentliche Herr des Gutes gilt. Der Vater übergibt seinem Sohne immer sehr früh — kurze Zeit nachdem er ihn verheiratet hat — die Pflichten des Tschralba und nimmt von da ab eine mehr beratende Stellung im Haushalt ein. Wenn der junge Sohn aber seinen Vater schlecht behandelt, so kann der Vater das Haus verlassen und von dem Sohne eine auskömmliche Rente verlangen 1).

Das tibetische Land ist jedoch nicht ganz unter die Tschralba-Familien verteilt. Weite Waldgebiete sind ungerodet und werden auf Verlangen vom Darro neugegründeten Familien überlassen. Diese haben dafür dem Darro Pacht (tokdam, kin.) zu entrichten und solche Familien haben daher den Namen Tokdamba. Die Pacht ist ziemlich hoch und richtet sich nach der Menge des notwendigen Saatgutes; sie ist wesentlich höher als die chinesische Grundsteuer. Auch diese Art Güter bleiben unverkäuflich und der Grund und Boden verbleibt das Eigentum des Darro-Uradels. Unter den Tokdamba, die weit weniger angesehen sind als die Tschralba, sind zweite Söhne von Tschralba, aber auch Gonag, Tibeter, die zuvor Leibeigene waren und die ohne eine andere Entschädigung als die notwendige Nahrung und Kleidung den Darro und früher den rGyalbo ihre Felder bestellen und ihr Vieh hüten mußten. Außer den Darro haben die Klostergüter heute noch Gonag. Wenn es einem Gonag gelingt, 30 Tael zusammenzubringen, so kann er sich freikaufen. Wenn er schon Kinder hat, so hat er für jedes einzelne Kind 30 Tael, für seine Frau 10 Tael zu bezahlen, widrigenfalls ist nur er frei, die Kinder und die Frau aber sind noch leibeigen und erstere haben vom zehnten Jahre an dem Darro zu dienen. Ein freier Gonag kann hierauf vom Darro ein Stück Land bekommen, es roden und Tokdamba werden. Er bleibt aber weit weniger angesehen und nur selten heiratet ein Tschralba die Tochter eines Gonag-Abkömmlings.

Sind schon in den Ländern der Reguli des Yü schu, von Dergi u. a. m. die älteren Lamasekten , die Nimaba, Karmaba, Saskyaba noch in großer Blüte — mit Ausnahme der Horba- Staaten, in denen auch durch die Kuku nor-Mongolen des Guschri Khan den Gelugba zur Herrschaft verholfen wurde —, so ist ein großer Teil der rDyarong-Herrschaften sogar noch konservativer geblieben

und hält am alten tibetischen Bönbo-Glauben fest. In Bati, Bawang, in Somo und Ts`a kou haben sich bis heute Bönbo-Klöster erhalten, und in Tsanla und

Rardan leben noch viele Betätiger des alten Bönboismus oder Schamanismus

und sind eifrige Regen- und Hagelbeschwörer und Seelenberuhiger und verspritzen noch das Blut der Hähne und Fasanen. Für die Bönbo ist der Berg

rDyarongmurdo, ein steiler Felsgipfel östlich von Bati , das Hauptheiligtum

der Gegend. Sein Ruf ist weit herum bekannt und Scharen von Pilgern zieht er jährlich an, die ihn links oder auch rechts herum wie Gelugba umkreisen.

Kaiser Kien lung — von den Tibetern Dyam yang Gongma tschiembo genannt hat in den durch den großen Krieg unterworfenen Gebieten die Bönbo-Klöster, vor allem das Kloster Yung dschung lha sden in Gelugba-Heiligtümer um-

1) Wie wir durch Sanan Setsen hören, traten im alten Tibet sogar die Könige immer sehr zeitig zurück und ließen ihre Söhne regieren, kaum daß sie volljährig waren. Auch in der Geschichte von Kin tschuan ist auffällig, daß die Prinzen schon bei Lebzeiten ihrer Väter eine sehr große Rolle spielten, daß sie große Kriege beginnen und sich mit den Königssöhnen der Nachbarn (z. B. Sonam mit Senggisang) verbinden konnten.

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