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0298 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 298 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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beschwörungen zum Schutz für die kommende Ernte, und nach der Feier eilt jeder, so schnell ihn seine Beine tragen können, nach seinem Acker und steckt

dort die von den Bönbo geweihten Birkenzweige, die mit Hahnenblut und

Fasanenfedern beschmiert sind, in den Boden, an die Ecken der Felder und in die Mitte, wo drei weiße Steine das „Herz" des Ackers bezeichnen. Die Zeit

zum Säen der verschiedenen Getreidearten bestimmen die Bauern nach der Sonne. Sie haben an ihrem Fenstergesims Marken für den Schatten der aufgehenden Sonne oder wissen, hinter welcher Bergzacke die Sonne verschwinden muß, um die Wintersaat oder dies oder jenes Saatgut dem Boden anzuvertrauen.

Der 5. des V. Monats ist zugleich ein chinesischer Feiertag. Er fällt in die Zeit des längsten Tages und der Sommersonnenwende. Die Kin tschuan-Leute nennen das Fest Dáwamnio (chin.: wu yüe dang wu). Es dauert zwei Tage wie das alte Neujahrsfest. Am frühen Morgen reiten die Männer auf einen Berg und entzünden dort ein großes wohlriechendes Rauchopfer für die Götter. Nachher zieht alt und jung nach einem Festplatz und unterhält sich mit Preisschießen, Wettlaufen, Hochspringen, Stabspringen u. a. m. Jede Familie des Dorfes bringt Schnaps und Brot mit und alle singen die alten Lieder, Erinnerungen an die Helden und an die schöne Zeit der Rardan-Könige, als die verhaßten chinesischen Eindringlinge sich noch nicht bei ihnen eingenistet hatten und die Sitten verdarben. In zwei langen Reihen, links die Männlein, rechts die Weiblein, tanzt man dazu, das ganze Dorf, oft vierzig Männer und vierzig Frauen und Fräulein, tritt man vor- und rückwärts mit gezierten Bein- und Fußdrehungen, stampft man zu den Liedern den Takt mit den Füßen — ein Paar Sohlen muß das Fest jeden jungen Burschen kosten — und umkreist einen riesigen Tonkrug, gefüllt mit ihrem Sorgenvertreiber, dem „arak" (kin.), dem Gerstenschnaps 1).

„Fest steht das Schloß zu L(e)u" — lautet eines der Lieder, das schon ein Rardan-König gesungen haben soll — „Tiger aus den finstersten Wäldern liegen als Wachhunde hinter dem großen und hinter dem kleinen Tore und rings, ringsum schlingen sich die Bergströme. Als Schutzschirm steigen rings die steilsten Klippen auf" 2).

  1. Während echte Tibeter fünfmal am Tage Tee trinken, wird in Kin tschuan äußerst wenig Tee verbraucht. An seiner Statt wird als Alltagsgetränk ein Birnblätterabsud mit Salz (kin.: baksche ui-mak u-tsche = Tee von Blättern von Birnen) oder ein Absud von getrockneten und zerstoßenen Birnenschnitzen (baksche tschido, d. h. Birnensaft) genossen. Viele Familien trinken auch nur abgekochtes Wasser mit etwas Salz oder dünne Fleischsuppen. Vermögende trinken täglich „Tscha tsche", fermentierte Gerste mit Wasser, auch Milch oder Buttermilch oder einen echten Tee, der mit Nußöl (an Stelle der tibetischen Butter) vermengt ist. Bei Festlichkeiten wird „Tschaseb" und endlich „Arak", Branntwein, getrunken. Tscha tsche ist gedämpfte Gerste, die mit einer wie Kamillen riechenden distelartigen, weißen Blume (kin. : polebed, d. h. Hefeblume) unter Zusatz von etwas kaltem Wasser wenigstens 6 Monate lang in hohen und festverschlossenen Steinkrügen fermentiert. Ein AufguB von dieser fermentierten Gerste in heißem Wasser heißt Tschaseb. Er wird bei Festlichkeiten durch Bambusröhrchen gesaugt. Das Destillat der Tscha tsche-Flüssigkeit ist der Kin tschuanSchnaps, „Arak" genannt, der mit Honig gesüßt wird.

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