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0311 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 311 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Tschoskiab an der Spitze von 2000 Mann einen Prinzen sandte, der die Prinzessin heiraten wollte, kam es zu einem langen Kampf zwischen Bati (Brasdi) und Tschoskiab und zu vielen Toten, bis die Chinesen schließlich als Vermittler auftraten, den Prinzen als „rgyalbo" von Bati bestätigten und zunächst auf die Ausbeutung der Goldfelder verzichteten.

Ich erreichte am zweiten Tage den Chinesenort Fu pien, wo ein überaus liebenswürdiger kleiner Zivilmandarin mich willkommen hieß und lange nicht zulassen wollte, daß ich ein Lager im Freien aufschlage, weil ich mit meinen Pferden in den Herbergen keinen Platz fand. Wir mußten wenigstens in der Examenshalle Einkehr halten. Am anderen Tage gab er mir zwei sehr zuverlässige Leute und seinen eigenen Tung sehe mit. Das Tal zeigt schon unterhalb von Fu pien eine breite Felsterrasse aus hier N 40-60 ° W streichenden Sandsteinplatten, eine Stufe im Tal, auf der Felder und Dörfer liegen, und neben der der kleine Goldfluß in der neueren Zeit mit großem Getöse eine schmale, oft über 100 m tiefe Klamm eingesägt hat. Bei Fu pien ist die Terrasse und der Berghang von einem dicken Polster geröllvermischten Lößlehms überzogen 1). Um ebene Felder zu erhalten, gruben die Chinesen aus diesem Löß viele kleine Stufen heraus, so daß sie ähnlich wie in Nord- Schen si und Schan si eine künstliche Treppenlandschaft formten. Die Chinesen nennen sich hier immer „lee bien", Gäste, im Gegensatz zu den „man tse", wörtlich „den Barbaren".

Oberhalb Fu pien wird der Weg stündlich breiter und bequemer. Ich hatte mit 2800 m die Zone der V-Täler endgültig hinter mich gebracht. Ein neuer Tagesmarsch brachte mich nach Lien ho kou, 2995 m hoch, wo neben einem Kolonisten-gai mit nicht einmal fünfzig einstockigen Häusern und einem Polizeileutnant mit drei Soldaten ein Darro residiert. Sein Haus diente nach tibetischer Sitte auch als Absteigequartier für Honoratioren (Tafel LVI). Im Erdgeschoß fand ich Ställe, im ersten Stock lagen die Zimmer und die Küche und breite Veranden sahen in den Innenhof. Die Man tse nennen den Ort Tschügar. Sie bauen Weizen, Buchweizen, Ackerbohnen, Lein, Hanf und Kartoffeln, aber sehr wenig Gerste. Vor allen Häusern stehen hohe Gerüste, an denen im Herbst die Garben trocknen. Mais soll oberhalb Fu pien nicht mehr reif werden. Die winzigen Schafe, und zwar mit ganz geringen Ausnahmen nur schwarze, Zwergziegen und Rinder der kleinen Kin tschuan-Rasse traf ich hier oben wieder zahlreicher. Die großen Rassen der Nomaden fehlen. Die tiefen Täler sind stets sehr dicht besiedelt, so daß man, wie ich mir von meinen Begleitern erzählen ließ, „gar nicht ganz satt wird", und von anderen Tälern Lebensmittel importiert. Die besiedlungsfähigen Flächen nehmen nur einen verschwindenden Raum des Landes ein. Das riesige Areal der hohen Berge mit den vielen Gipfeln von 5000 m Höhe wird sehr wenig durch Herden ausgenutzt. Zeltbewohnern begegnete ich hier viel weniger in den Bergen als in ähnlichen Gebieten von K`am, und wo sie sich finden, gehören sie einem anderen Volke an, sprechen eine andere, eine richtige tibetische Sprache und sind große Tsambaesser, während ja die Kin tschuanBewohner Tsamba nur an Neujahr und in den Klöstern kosten.

Als ich mich in Lien ho kou eben aufs Pferd setzen wollte, um über den Hung kiao-Paß nach Ts`akalao und Li fan fu zu reiten, kam ein chinesischer

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1) Solche Bildungen sollen in Hsü tsching am Großen Goldfluß auch häufig sein und selbst in Ngaba scheint der Ackerbau auf dem dort vorhandenen Löß zu beruhen.

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