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0312 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 312 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Soldat auf mich zugeeilt und berichtete, daß jenseits des Passes durch die starken Sommerregen alle Brücken weggeschwemmt seien. Es gebe keine Möglichkeit mehr hinüberzukommen. Die Tai tai (die erste Gemahlin des Fu pien-Mandarins) hatte, dicht vor den Brücken angekommen, wieder umkehren müssen. Es blieb für mich nichts übrig, als weiter einwärts und westwärts auszubiegen und über die eingeborenen Fürstentümer Tschoktsi und Somo zu reisen. Ein chinesischer Hauptmann, den ich auf einer Inspektionsreise begriffen fand, riet mir allerdings ganz entschieden davon ab, denn kein chinesischer Soldat könne mich dahin geleiten; Fu pien und Lien ho kou standen zu jener Zeit auf Kriegsfuß mit dem König von Somo. Vor zwei Jahren waren vier KretschiuHandelsleute bei Lien ho kou von chinesischen Wurzelgräbern ermordet und beraubt worden, und die Sache war von den chinesischen Beamten, die immer rasch wechselten, nicht geahndet worden. Jetzt verlangte der Somo Tu se 3000 Tael und vier junge Chinesen als Ersatz und hatte ein Ultimatum gestellt und die Drohung ausgesprochen, wenn binnen Monatsfrist der Ersatz nicht geschaffen sei, werde er ihn sich an der Spitze von 1000 Mann holen. Es mochte wohl jeder diese Drohung für allzu großmaulig angesehen haben, immerhin fürchteten mein Tung sche und die Soldaten doch, sowie sie Somo-Land betreten würden, als Geiseln zurückgehalten zu werden. Der Somo Tu se selbst war durch die Angelegenheit in gar keine einfache Lage gekommen. Die Kretschiu, ein Stamm im Osten von Somo, stehen in einer Art Lehensverhältnis zu ihm und drängten auf Erledigung; es war für ihn eine Ehrensache als Lehensoberherr geworden, einen Ersatz für die Erschlagenen zu bekommen.

Die guten Fu pien-Soldaten begleiteten mich aber doch bis Tschoktsi, wo ich am 30. Juni eintraf. Der Weg führte mich über Mu tsch`eng (Sumdo), ein kleines Kloster mit wenigen Häusern in der Nähe der Hochwaldgrenze 1), und hierauf über den flachen Mumbi-Paß, hinter dem ich aufs neue in enge Waldschluchten hinabsteigen mußte. Am Passe (4060 m) sind zerstörte Befestigungsreste, die aus schneeweißen Rhododendronblüten heraussehen. Von einem 4410 m hohen Punkte dicht am Wege hatte ich einen bezaubernd schönen Sonnenuntergang. Der blutrote Sonnenball versank hinter einem Wirrsal von tausenden und abertausenden kahlen, schwarzen Zacken und Zäckchen. Er übergoß sie alle zum Abschied mit einer solchen Lichtflut, daß ich, alle Maße und Entfernungen vergessend, bis ans Ende der Welt zu schauen wähnte, über eine Welt, wo aber auch nicht ein Zoll breit eben ist, wo nur Schroffen und Spitzen und Grate zu bestehen schienen. Im Süden, in der Richtung auf das Fürstentum Mu ping und die linke Talseite des Großen Goldflusses stiegen die Gipfel so hoch, daß sie ausgedehnte Schneefelder aufwiesen. Auch gegen die

Länder des Tschoskiab rgyalbo im Westen, aber ebenso nach Nordwesten gegen Ngaba zu, von wo aus mit N 40 ° W eine große Talschlucht auf das Tal des

Großen Goldflusses zulief, sah man nur Gipfel und Zinken und nichts anderes. Die untere Grenze der Schneeflecken beginnt etwa bei 4600 m. Die größeren Erhebungen wuchsen überall aus einem kompakten Bergsockel von 4000-4200 m

1) Die Hochwaldgrenze befindet sich hier in etwa 3900 4000 m. Mu tsch`eng oder Sumdo liegt 3540 m und ist die Stelle, von wo aus die Chinesen 1749 und wieder 1774 in das Große GoldfluBtal eindrangen. Von dort bis zur Grenze von Hsü tsching sind es nur noch 60 Li. Der Weg ist breit und bequem und wird deshalb von den Handelskarawanen zwischen Hsü tsching, Leu und Ts`a kou, Li fan fu, Tscheng tu fu bevorzugt.

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