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0313 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 313 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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mittlerer Höhe heraus. In diesem lagen die großen Täler wie tiefe, enge Risse und Sprünge, die von Wald erfüllt sind, und in denen die Menschen ihre Wohnungen haben.

Auf einem kleinen Anger 2745 m hoch am Ufer eines stattlichen Flusses, für den ich den Namen Somo tschü oder Kargu tschü erhielt, schlug ich mein

nächstes Lager auf. Dieser Kargu tschü ist eines der hauptsächlichsten Quellwasser des G r o B en Goldflusses. Ich fand ihn in einem tiefen V-Tal, das von Osten nach Westen lief. Das zweite Quellwasser, ein noch etwas stärkerer

Fluß, soll, aus dem Gebiet von Ngaba kommend, knapp 20 km westlich (unterhalb) sich mit ihm vereinigen. Es kann dies nur der Flußlauf sein, dessen Tal-

lauf ich schon von der Höhe bemerkt hatte 1). Er folgt mit etwa N 40 ° W dem allgemeinen Streichen der grüngrauen Gesteinsschichten des Permokarbons; die Vereinigungsstelle befindet sich im Gebiet des Sung kang rgyalbo (s wie frz. z), in einem Fürstentum, an dessen Spitze eine Frau stand.

Vor meiner Zelttür lag verblüffend malerisch das alte Bergnest des Tschoktsi rgyalbo mit vielen Veranden und anderen Ausbauten, die wie Taubenschläge

an dem alten morschen Mauerwerk hingen. Sein achteckiger Burgturm neben

dem vielstockigen Schloßgebäude — er soll in einem Erdbeben schief geworden sein — erinnert an die „Tschiao" oder „Deiyo" der Freiheitskämpfer (Tafel LVII).

Aber nicht bloß die Fürsten haben in Kin tschuan heute noch das Bedürfnis,

in die Höhe zu bauen, jeder einzelne Hofbesitzer und Bauer hat ein Turmgebäude. Die gewöhnlichen Bauernhäuser sind viereckig und drei-, vier-, j a

manche sogar fünfstockig, aus Feldsteinen gebaut und verjüngen sich nach oben.

Sie stehen immer unregelmäßig in kleinen Gruppen beisammen (Tafel LVI und Tafel LVIII). Der hintere und zugleich meist nördliche Teil des Hauses ist um

ein Stockwerk höher als der vordere und wird von einem mit Steinen beschwerten,

sattelförmigen Schindeldach überragt, dessen First von vorn nach hinten läuft, und das ihnen das Aussehen alter Schweizerhäuser verleiht. Das Schindeldach

ist jedoch immer nur lose mit dem übrigen Haus verbunden, man will es nur für

die Friedensjahre und wegen der starken Sommerregen haben. Man kann es, da es nur auf einem leichten Balkengerüst ruht, in ganz kurzer Zeit über Bord

werfen, sobald Fehdezustand eintritt. Dann ist der Bauer Besitzer einer kleinen Steinburg geworden. Unter dem Schindeldach befindet sich stets noch ein dickes, flaches, von einer hohen Brüstung umgebenes Lehmdach. Unter diesem ist der Raum, in dem die Götterbilder und heiligen Schriften aufbewahrt werden. Dort lesen die Akka ihre Gebete her, wenn sie zu irgend einer Feier geladen sind.

Davor ist eine offene Tenne, das Dach des vorderen Hausteils, mit einem losen Holzgeländer, das abgeschlagen werden kann, wenn man seine Getreidekörner

im Winde reinigt. Das zunächst darunter folgende Stockwerk, das nun durchs

ganze Haus läuft, enthält den eigentlichen Wohnraum der Familie. Holzveranden umgeben die Front; diese helfen mit ihrer Decke zugleich die Tenne

oben erbreitern. Aber auch diese Veranden machen einen recht provisorischen Eindruck; sie können eingezogen und abgeschlagen werden. In den unteren Stockwerken werden meist nur Vorräte aufgestapelt und zu ebener Erde endlich

f

~

1) Der Ngaba tschü soll von Ngaba Tsenda nach Ngabe Metsâng fließen und weiter abwärts liegt an ihm Tsearima, dann Warats`argo (die Sprachgrenze der Hsi fan-und Kin tschuan-Sprachen), Tserh`ka, Tsam tang, Itoh`gomba, Schirhedsong gomba und rDo Tir tschü tschen gomba.

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