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0314 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 314 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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ist der Stall für das Milchvieh und für die Pferde und kleinen hellhaarigen Schweine.

Meine chinesischen Begleiter von Fu pien verließen mich hier, weil sie sich nicht weiter wagten. Sie hatten mich aber im Tschoktsi- Schlosse oben aufs beste empfohlen, und kurz nach meiner Ankunft erschienen Mönche und Diener vor meinem Zelt, die Schnaps, Tsamba, Weizenmehl, Teeblätter und Salz vor mir niederstellten, in schön gesetzter Rede sich nach meinem Befinden erkundigten und Entschuldigungsworte stammelten, daß ihr Herr nicht anwesend sei; seit drei Monaten schon halte er sich bei dem Fürsten von Unter-Ngaba auf wegen eines Prozesses, den dieser mit benachbarten Zelttibetern führe. Unter-Ngaba steht in einem Lehensverhältnisse zu Tschoktsi und ist in drei Reittagen von Tschoktsi zu erreichen; es hat nur Nomaden. Die Geschenke wurden mir auf rot- und grünbemalten Holztellern und in schönbauchigen Bronzegefäßen alter Kin tschuan-Arbeit gebracht. Man lud mich auch ein, in dem weitläufigen Schloß Tee zu trinken und dort die Weiterreise mit dem Nirba zu besprechen. Eine endlose Flucht von Zimmern schloß sich an die Veranden an, die auch hier den Innenhof umgaben. Über den Türen der größeren Zimmer hingen mit Stroh ausgestopfte Bälge von Bären, Wildyak und Ebern. Sie sollten zum Schmuck dienen, zugleich aber wohl auch die lha ndri- Gespenster verscheuchen helfen. Der Tu se hatte keine Familie ; ein Bruder, der Lama ist, eine alte Mutter und viele, viele Mönche bevölkerten das Haus. Von diesen hatten die meisten Kröpfe, wie fast alle Bewohner von Tschoktsi. Während ich in Klein-Kin tschuan keine Kröpfe beobachtete und auch das alte Rardan-Land davon frei sein soll, ist Bati, Bawang und Tschoskiab, Sung kang und Tschoktsi dafür berüchtigt, und fast jeder zweite Mensch ist dort mit einem Kropf behaftet.

Zwei Kurme (Sklaven) stellten sich auf Befehl der Tschoktsi-Verwaltung am frühen Morgen als Führer nach Somo bei mir ein. Sie gingen barfuß und besaßen nur ein Hemd und einen zerfetzten schwarzbraunen Schafwollmantel. Als Waffe aber trugen sie in der Hand einen krummen Waldprügel. Der Weg von Tschoktsi nach Somo war anfänglich recht gut. Es ist ein oft begangener Handelsweg zwischen Li fan, Ts`a kou und den oberen Goldflußgebieten. Er führt erst auf der linken Flul3seite, dann über eine schöne Kragbrücke und weiter am rechten Ufer am tosenden, weißschäumenden Kargu-Fluß aufwärts, ständig

in Urwald, zwischen dichtstehenden Fichten und Birken, Stechpalmen, Bergbambus und Rhododendren und hundert anderen Holzgewächsen, deren Zweige

über den wilden Strom hingen und oben schier zusammenschlugen. An einer

Stelle hatte der angeschwollene Kargu-Fluß den immer schrittbreiten Waldpfad weggespült, im glitschrigen Waldboden mußte man einen hohen Felsen um-

gehen. Die beiden Kurme ergriffen das erste Maultier und zogen und schoben

es den gähen Hang hinauf, während wir anderen unten die anderen Tiere hielten. Plötzlich aber gab's statt der Ermunterungsrufe der Kurmi ein Knacken im

Geäst und das Maultier brach mitsamt seiner Ladung durch das Blattwerk der

Bäume. Nur ein kaum armdickes Stämmchen hielt die Wucht des Sturzes aus; seine Krone hatte sich glücklich im Lederzeug gefangen, mit dem die Kisten

am Sattel angebunden waren. Zu dreien sprangen wir rasch zu, packten die Kisten und schnitten sie los. Fast alle Notizbücher und viele Platten waren gerettet, das Maultier aber war nicht zu halten und fiel in den Fluß. Jetzt erst hatten wir auch Zeit, den Kurme zu rufen, sie sollten uns helfen, das Tier heraus-

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