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0316 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 316 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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t   von Türkisen und blanken Silberringen bedeckt waren, daß sich dieser Haar-

schmuck wie eine kostbare mittelalterliche Haube ausnahm. Ein zierliches Filigran-Gawo aus gelbem Gold mit einem himmelblauen Kranz von Türkisen hing ihr wie eine Brosche am Hals und stand zu ihrer knusprig gebräunten Haut und zu dem einfachen dunklen Kleide so gut, sah so wenig barbarisch aus, daß ich auch diesmal wieder die größte Hochachtung vor dem tibetischen Geschmack bekam. Die Dienerschaft der stolzen Herrin freilich sah sehr übel, sah zum Erbarmen aus. Barhäuptig, barfuß und barbeinig stapften die Mägde, die ihre Königin begleiteten, durch den schneeigen Regen. Was sie auf dem Körper trugen, war zerfetzt, und wo ein Wassertropfen aus dem fettigen Haar, das ähnlich wie bei der Königin, nur schmucklos um den Kopf gelegt war, über das Gesicht und den Hals gelaufen war, konnte man einen hellen Strich sehen, der schwarz gerändert war und fremdartig vom übrigen Gesicht abstach 1).

Dem Kargu-Flusse weiter aufwärts folgend erreichte ich in einem Tages-

marsch den Ort Kargu. Auf dem Wege sah ich noch mehrere Somo-Siedlungen, Turmhäuser, die da und dort, unweit vom Wege und in einigen Seitenschluchten in Gruppen verteilt standen. Angeblich hat Somo 2000 (?) Familien Untertanen. Sogenannten Fu gu ti, d. h. Land, das verkäuflich ist, gibt es hier überhaupt noch nicht. Chinesen sind hier wie in Tschoktsi so gut wie gar keine angesiedelt. Der Tu se wie seine Leute sträuben sich noch, was sie können, gegen die chinesische „Seuche". Nie sah ich deshalb hier wie z. B. in Klein-Kin tschuan einstockige Strohhuttchen am Wege, die von chinesischen Kolonisten bewohnt sind, von denen aus diese die nächsten paar Quadratmeter, ein Äckerchen, ihren einzigen Besitz, behüten. Man sieht nur tibetische Bauernhäuser, die einen ziemlich wohlhabenden und seßhaften Eindruck machen (Tafel LVIII).

Auch die Somo hängen noch den alten Sekten an; sie sind Bönbo oder höch-

stens Nima (rNingmaba). Sie sollen 6 Klöster in ihrem Lande haben aber keinen Huo fo. Zweistimmig sangen die Männer und Frauen, die sich mir bis Kargu angeschlossen hatten, eine Bönbo-Anrufung herunter, die wie : „o hoi! o hoó ! o segw000 . . hoz!" klang und die sie nur durch die Nima-Anrufung: „Bénma gésar sdung bu-u-la" unterbrachen.

Nachdem wir etwa die Hälfte des Wegs hinter uns hatten, marschierten

wir in einer ebenso engen Waldschlucht neben dem tosenden Flusse wie zwischen Tschoktsi und Somo. Der Weg war durch die starken Regengüsse, die täglich niedergingen, vielfach vermurt und abgerutscht, aber ohne einen besonderen Unfall stand ich um sieben Uhr abends vor einer Brücke und gleich darauf jenseits in dem Dorfe Kargu, das wie ein Chinesendorf anmutet und unter seinem chinesischen Namen Ma tang ein landauf, landab bekannter Marktort ist. Unweit von diesem Dorf schlugen wir in der Dämmerung unsere Zelte auf und trieben die Pferde auf die Weide.

Ma tang oder Kargu (3250 m U. d. M.) hat dreißig Häuser, aber fast keinen Bauern, nur Handwerker (Tischler, Schmiede, fünf Silberarbeiter) und Händler.

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1) Auch sie waren Kurme (Sklaven). Jeder Darro und Tschungro, ja jeder reiche Gutsbesitzer hat eine Reihe, bis zu zwanzig und dreißig, solcher Leibeigenen. Sie gehen ziemlich dürftig gekleidet und werden immer ganz einfach, mit Maismehl ernährt, doch ist das Verhältnis zwischen Herr und Sklave in den meisten Fällen ein sehr gutes; Revolten sollen nie vorkommen. Es ist in Somo ein ähnlich gutes Verhältnis wie im Lolo-Land, wo bekanntlich oft die Sklaven an den Kämpfen der Herren teilnehmen.

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