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0325 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 325 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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It

für deren Instandhaltung die Ma tang-Kaufleute im Interesse ihres Handels Sorge tragen. Kurz hintereinander begegneten wir zwei hundertköpfigen Yakkarawanen mit Wolle und Häuten. Halbnackte Steppenleute, wie ich seit dem Verlassen von Dergi keinen mehr getroffen, trieben sie rasch an uns vorüber. Die Ware gehörte einem Sung pan-Mohammedaner. Die Treiber waren aus Khorgan. Es waren wieder echte, schlechte ngGolokh.

Nach zwei Stunden kamen wir an den kleinen Ort Karlang, wo breitspurig acht Häuser stehen. Unweit davon liegt linker Hand das bescheidene BönboKloster Kang mer gomba. Auch auf dem jenseitigen linken Ufer zogen sich noch ein paar Höfe und einige Gerstenfelder hin. Das andere Ufer war aber inzwischen schon viel baumärmer geworden. Später wurde der Talgrund offener, die Talhänge flacher, der Wald auch bei uns hüben zusehends niedriger. Das Flußtal hatte nun 3300 m Höhe erreicht. Es begann das Nomadenland.

Drei Wegstunden oberhalb Ma tang verläßt die Yakstraße das rechte Ufer. Eine Brücke im landesüblichen Stil, die letzte und am höchsten gelegene, bringt die Straße hinüber nach der anderen Seite. Den Sommerregen dieses Jahres war aber auch diese erlegen. Das nördliche Widerlager war unterwaschen worden. Sein kunstvoller, aus Steinblöcken und Pfahlrösten gefügter Ausleger hatte sich etwas gesenkt und die drei Fichtenstämme, die den Fluß überspannten, waren abgerutscht und den Fluß hinabgetrieben. Nach alten Abmachungen haben die Leute von Kretschiu diese Brücke instand zu setzen, wie die Ma tang-Brücke von den Kaufleuten von Ma tang in Ordnung zu halten ist. Zwanzig Kretschiu hausten seit Wochen in Zelten und Rindehutten unter den Waldbäumen neben der Brücke und zwischen Jagen und Rakitrinken wurde der Ausleger allmählich repariert, wurden Bäume geschlagen und von Brückenkopf zu Brückenkopf drei neue Balken geschoben. Als ich mich der Brücke näherte, erwarteten mich die Brückenbauer. In aller Eile hatten sie den neuen Bohlenbelag, der bereits gelegt war, wieder abgetragen, und mit Lanzen und Schwertern in der Hand suchten sie 15 Tael Brückenzoll aus mir herauszupressen. Wollte ich nicht in den Geruch ganz unermeßlicher Reichtümer kommen und gewärtig sein, schon am anderen Tage mit einer Räuberbande mich herumzubalgen, so durfte ich jetzt, bei meinem neuen Eintritt ins Ts`ao ti, nicht klein beigeben und den Preis bezahlen. Die Kretschiu ihrerseits aber zeigten sich nicht willfährig, auch nur einen einzigen Tael von ihrem verlangten Brückengeld abzulassen, und so setzte es eine heiße Debatte. Selbst die Redekunst meines mohammedanischen Reisegefährten schien nichts zu vermögen. Erst nach Stunden und nachdem auch wir unsere Waffen gelockert hatten, begnügte sich. die Bande mit 2 Tael. Als dies bezahlt und ich über der Brücke drüben war, beluden sie noch vor meinen Augen ihre Ponys und marschierten höhnend ab ; die Brücke war nun eröffnet und frei für jeden Verkehr. Die Spitzbuben hatten nur noch auf mich gewartet, um mir diesen Streich zu spielen. „Die Kretschiu wollten Zehrgeld für den Heimweg. Dies ist so der Kretschiu Art !" schmunzelte Ma, der mohammeda-

nische Kaufmann.

Ein halbes Stündchen hinter dieser Brücke standen die ersten Zelte. Der Talcharakter war dort bereits breit und muldig geworden und saftige Weiden bedeckten die rundlichen Hänge, die gar nicht mehr hoch über den Talboden hinaufstiegen. Ich war im Zangskar-Lande bei einem Stamme von 140 Familien Zeltbewohnern angekommen. Diese teilen sich in Unter-, Mittel- und Ober-

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