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0327 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 327 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Die Zangskar-Leute sprechen bereits wieder eigentliches Nomadentibetisch,

freilich recht verschieden vom Kuku nor-Dialekt. Meine Freundinnen verstanden aber auch den Somo- bzw. Kin tschuan-Dialekt. Als Sprachgrenze gegenüber dem Nomadentibetisch gilt das kleine Kloster Kang mer, dann Du tang gomba, ein Kloster etwas weiter im Westen, das ebenso an der Grenze des Graslandes gelegen ist, und endlich die Grenze von Tschoskiab. Das Gerdyi gomba, das zwei Tagereisen nördlich von Tschoktsi liegt, ist sprachlich bereits echt tibetisch. Nur das Ackerland in den tiefen Tälern der Goldflüsse erscheint als der eigentliche Boden der Kin tschuan- Sprache.

Die Frauen erzählten umständlich, aber mit offensichtlichem Stolz von ihrer

Pilgerfahrt nach Lhasa, von der sie erst kürzlich zurückgekommen waren. Ehe die Familie von ihrer Heimat aufbrach, batten sie alles verkauft, was sich nicht in einem verborgenen Winkel des Kang mer-Klosters hatte aufstapeln lassen. Zwanzig Familien stark waren sie dann mit Kind und Kegel, mit einigen Yakkühen und Yakochsen losgezogen, und zwei volle Jahre hatte ihre Fahrt gewährt. „Wir hatten großes Glück," meinte die ältere Hausfrau. „Ein einziges Mal nur wurden wir ernstlich von Räubern angefallen, nur ein Mann wurde erschossen und wenige Yak wurden uns geraubt." Die Pilger gingen von hier durch das Gebiet von Ngaba, dann eine Tagereise westlich nach Wuta, einem angeblich besonders reichen Moschusplatz. Es soll dort nur Buschgehölz geben und dies lieben j a die Moschustierchen am meisten. Der dortige Moschus geht

nach Hor Gantse auf den Markt. Von Wuta führte die Reise nach Hantsien Doba. Von diesem Doba kamen unsere Zangskar-Pilger zu den Dsa tschü ka ba (auch hier Sächükawa ausgesprochen) und endlich nach Dscherku ndo und auf der großen Straße nach Nag tschü ka und Lhasa. Selbst zahme Nomaden bevorzugen also den Weg über die Weideplätze der ngGolokh-Hochländer. Die Pilger stiegen bis kurz vor ihrem Ziel nie unter 3300 m hinab. Die Route entspricht etwa der nördlichen Grenze der ausgedehnteren Waldgebiete Tibets.

16. Juli. Es regnete die ganze Nacht weiter ohne Unterbrechung. Auch mein Zelt ist an vielen Stellen und nicht mehr bloß an den Nähten undicht. Alles wird deshalb durchweicht. Der Bleistift will auf dem Papier nicht zeichnen und alles und jedes Ding, das zerfließen kann, zerfließt. Die Kleider sind naß, alles Bettzeug ist naß, am ganzen Körper ist kein Faden trocken. Das Brot ist durchweicht. Alles, was ich nicht in meinen zinkgefütterten Kisten verwahre, trieft. Die Morgentemperatur war aber zum Glück ± 11 °. Den ganzen Tag blieb es weiter neblig und die Regenwolken hingen bis ins Tal herab. Die Maximaltemperatur ging dabei bis auf + 14 °. Ich empfand die Nässe als sehr lästig, aber Brdyal schien sie gar nicht zu imponieren. „Der Regen ist lange nicht so stark wie im Süden bei uns. Jetzt haben wir den VI. (chines.) Monat, im VII. und VIII. regnet es in Menia (Minyag) bei Ta tsien lu z. B. noch viel stärker". Erst im IX. Monat soll es dort trockener werden, was mir freilich für das tibetische Klima auffallend zu sein scheint. Weiter im Norden hört die Regenzeit viel früher auf.

Auf dem neuen Tagesmarsche (von sieben bis halb drei Uhr) blieb die Landschaft weiterhin hügelig mit fußhohen Grasweiden, die voll der schönsten Blumen standen. Die Talsohle war im Mittel 300 m breit und auf der rechten Seite kamen noch dann und wann geschlossene Hochwaldparzellen vor, die sich meist ganz unvermittelt heraushoben. Die scharfe Abgrenzung dieser Wäldchen

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