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0337 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 337 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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auch der nur gebrochen. Die Unterhandlung war also sehr erschwert. Brdyal kannte kein Kretschiu und seine Kin tschuan- Sprache verstand nur der alte Knecht.

Die Alten begannen in ihrem Kretschiu-Dialekt weise und bedächtig und mit vielen Sprichwörtern gewürzt von ihrer Altväter Geschichte und Art zu reden und gaben sodann ohne weiteres zu, daß eine große dumme Sache heute geschehen sei. Ihre Kretschiu-Worte wurden von dem Knecht ins Kin tschuanesische, von da durch Brdyal ins Chinesische übersetzt. Es stellte sich heraus, wie ich vermutet hatte, daß durch unseren Bekannten von Merge Tschumdu die Jugend aufgereizt worden war und daß mich diese ohne langes Besinnen überrumpelt hatte. „Ehe du dazu kamst, waren deine Sachen in ihrer Hand. Du versuchtest nun, ihnen durch das Kloster den Prozeß zu machen. Es wird aber nicht viel nützen, wenn du nach dem Regen den Schirm kaufst. Was man in Händen hat, besitzt man," lautete ihr Refrain.

„Unsere jungen Krieger, die deine Sachen in Händen haben, wollen sie nicht mehr zurückgeben. Die Hühner fressen nicht nur Körner, und sie haben die Übermacht. Ihr seid j a nur noch zu zweien."

„Du hast ein Schreiben vom Pan da lama. Wir kehren uns nicht daran. Hierzulande weiß man, daß die „dia ner" von Sung pan ting vierhundert Fremde und Christengänger vor wenigen Tagen getötet haben. Ihr Fremden dürft also gar nicht hier reisen und wir brauchen auch nichts zurückzugeben."

Die Unterredung verlief resultatlos. Sie hatten beschlossen, daß auf jeden Fall nichts geschehen und nichts zurückgegeben werden sollte, bis der Darro wieder komme. Auf meine Frage, wo sich der Darro befinde, erhielt ich keine bestimmte Antwort. Den ganzen nächsten Tag blieb ich im Darro-Haus bei der Kurmi und dem Haussklaven, die beide stupide Menschen waren. Von der Holzveranda des Hauses sah ich auf einen Wiesenplan, auf dem meine Maultiere grasten, wo neben einem Haus ein fortwährendes Kommen und Gehen von Reitern und Fußgängern stattfand. An drei Stellen brodelten Teekessel, Lieder wurden dort gesungen, kurz, eitel Lust und Freude herrschte bei meinen zahlreichen Gegnern und niemand kümmerte sich mehr um mich. Wenn ich aber Miene machte, über den Bach zu gehen, so nahmen die nächsten ihre Gewehre zur Hand und legten auf mich an.

Am Nachmittag bekam ich zum ersten Male einen meiner Somo-Diener zu Gesicht. Yangsen besuchte mich unaufgefordert und berichtete, daß die Kisten noch nicht erbrochen seien, weil die Tibeter wegen des Inhalts Bedenken hätten, daß sie aber die Lebensmittel verzehrten und im Begriff seien, meine Tiere unter sich zu verteilen. „Wenn du weiterreist," meinte er treuherzig zum Schluß, „so nimm dich vor dem Sung pan ting in acht. Er hat alle Christen getötet. In China darf kein Christ mehr leben. Die Merge-Fan tse würden auch dir nach dem Leben trachten, wenn wir nicht gesagt hätten, du seist wohl ein Fremder,

aber ein Mohammedaner."

Ich hatte den ganzen Tag Besucher bei mir. Jeder wollte mich in der Nähe besehen. Vom Darro erfuhr ich die widersprechendsten Gerüchte. Der eine sagte, er komme, er sei schon da, der andere behauptete : „Man wird ihn holen lassen", und der Dritte : „Vielleicht wird man ihn holen lassen." Die junge Mannschaft fühlte sich als Herr der Lage. Für sie war es nur schade, wenn der Darro bald kam und ihnen die schöne Stimmung raubte. Wie ich sie kannte, war auch

   

 

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