National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0338 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 338 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

7.

noch gar nicht ernstlich daran gedacht worden, einen Boten abzusenden. Sie 'wollten doch alle nur ein Fest feiern. Der Parlamentär vom Kloster hatte sich in aller Stille gedrückt und hatte Brdyal nur noch gesagt, daß keiner unserer Gegner zum Kloster gehöre, es seien Kretschiu-Männer, die als schlimme Brüder

bekannt seien.

24. Juli. Man steht im Darro-Hause mit der Sonne auf; die Kurme macht Feuer, wenn die Hähne zum zweiten Male krähen. Wenn es hell geworden ist, zieht sie in den nahen Wald, um für den übrigen Tag das Holz zu holen, und in der Zwischenzeit melkt sie rasch die Milchkuh, die bei Nacht im Stalle steht. Von ihrem heutigen Ausgang brachte sie die Nachricht mit, daß noch immer kein Mann zum Darro abgeritten sei. Es war auch nicht möglich, herauszubringen, wo er seine Residenz hatte. Ich erfuhr dagegen, daß er nur ein- oder zweimal zum Steuereinziehen nach Merge komme. Es hatte darum keinen Zweck, länger in diesem Hause zu bleiben. Ohne daß sich jemand darum kehrte, sattelten wir um sechs Uhr früh unsere beiden Reitpferde und ritten nach dem Kloster. Beim Kloster suchten wir einen Chinesen Li ding auf, der bankrott geworden war, weil ihm unweit von Merge Ngaba-Leute sein Letztes abgenommen hatten. Er lebte jetzt in einem schmierigen Häuschen und fristete durch Kleinhandel und Almosen ein kümmerliches Leben. Er wußte mir von den Bewohnern vom untern Teil des Tals wenig Gutes zu sagen und riet mir dringend, ohne Aufenthalt nach Sung pan ting zu fliehen. Er wollte gehört haben, daß bei dem gestrigen Zechgelage einzelne Schreier ausgemacht hätten, mich totzuschlagen, denn dann erst könne man den Raub verteilen. Wir sagten dem guten Li ding, wir würden heute noch „schang leang" machen und im Kloster bleiben. Als wir uns aber von ihm verabschiedet hatten, legten wir schon hinter der nächsten Waldecke los und trabten immer weiter dem Fluß entlang talaufwärts, bis wir an einige schwarze Zelte kamen, die den zum Kloster gehörigen Zelt-Merge gehörten.

Um Mittag betraten wir eines dieser Zelte und baten um die Erlaubnis, am Herdfeuer Brot backen zu dürfen. Zeltvater und Zeltmutter saßen während einer Stunde neben uns und schauten zu, wie Brdyal mit meiner Hilfe den Teig knetete, Teigringe formte und sie in der Asche buk. Kein Mensch beachtete uns weiter und niemand schien mich als Fremden zu nehmen. Wir bezahlten die Gastfreundschaft mit einem unserer noch warmen Laibe, durften dafür am Mittagstee teilnehmen und trabten dann weiter.

Die Talformen waren hier wieder (oberhalb von 3300 m) flach. Die nächsten, von Viehtriften bedeckten Berge erhoben sich kaum über 200-300 m

aus dem breiten, vom Bach durchströmten Wiesen- und Erlengrund. Wir hatten

einer sehr breiten Yakstraße zu folgen, um nach Sung pan ting zu kommen. An der letzten Merge-Zeltgruppe bog sie nach Osten und führte uns durch Hoch-

wald zu einem Lab rtse (Tafel LXIV) auf 3700 m hinauf, von wo sich ein

schöner Rundblick eröffnete. Im Süden wie im Norden erhoben sich die Gipfelreihen bis zu 4100 und 4200 m Höhe und auch über dem Muldental der Merge-

Zelte drüben schob sich ein grüner Rasenrücken hinter den anderen. Nach Südosten aber zog sich von dem Lab rtse ein Tal, das bis zu uns herauf von dichtem

dunklem Tannengrün erfüllt war.

Neben dem Lab rtse stand ein hoher Altar aus Steinen und Rasenstücken, auf dem Thuj ab)ätter qualmten, als wir ankamen. Ein Akka war es gewesen,

 

264