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0346 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 346 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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fangen; auch dort wimmelte es von Läusen und Flöhen und anderem, noch größerem Getier.

Auch diese ganze Nacht regnete es ununterbrochen. Am Morgen wurde gekocht und dann wurden Lebensmittel eingehandelt. Mittlerweile sah ich von meiner Warte aus die Krieger sich im feindlichen Lager einstellen. Es regnete weiter und darum schien auch drüben wenig Kriegslust vorhanden zu sein, und die Versammlung des Feindes brauchte recht lange. Bis dahin mußten wir eben geduldig warten! Hätte es nur am 23. Juli ebenso geregnet, es wäre zu gar keinem Überfall gekommen ! Ein großer Teil der Fan tse marschierte in Gruppen zu zweien und dreien mit ihren Waffen dicht an unserem Haus vorbei und schimpfte weidlich auf den verrückten Alten, der ihnen diese Suppe eingebrockt habe. Nur wenige machten einen großen Bogen um das Haus und taten feindselig. Um zehn Uhr wurde der Darro-Knecht hinübergeschickt, um die Fäden zu einer Besprechung anzuknüpfen. Es hatte eine kleine Stunde gedauert, bis man sich über den Preis einig war, den der Kurme für seinen Gang bekommen sollte. Von 50 Tael handelte Ma auf ein altes Messer herunter. Auf diese Weise gelang es, daß um zwölf Uhr Ma san ye und der Sche tschang, die allein gut Kretschiu sprachen, in einem Nachbarhaus mit einigen Fan tse zu Präliminarverhandlungen zusammenkamen. Das Resultat derselben war der Beschluß, zwei Mann zu Pferd zum Darro zu schicken, um ihm den Fall vorzutragen. Der Darro sollte sich weiter unten im Lo hoa-Tal in einem anderen festen Haus aufhalten. Ma san ye brachte aber außerdem die Behauptung heim, daß bei dem Überfall einer der Männer durch beide Schultern geschossen worden sei und zur Stunde im Todeskampf liege. Er war der Ansicht, daß man erst den Ausgang dieses Schmerzenslagers abwarten müsse, ehe irgendwelche Schritte Aussicht . auf Erfolg hätten. Ma san ye bedauerte, daß ich niemand hätte, den ich als verwundet ausgeben könnte. Gesehen hatte er natürlich den Verwundeten nicht, und er glaubte auch nicht daran. Am Abend kamen meine zwei Somo-Diener und händigten mir meine Wolldecken und meinen Kleidersack aus, den sie drüben gestohlen hatten.

1. August. Wieder regnete es die halbe Nacht und am Morgen hingen die Regenwolken tief in das schöne Waldtal hinein. Die Tibeter ließen die Nacht über dreißig Bewaffnete in ihrem Hauptquartier und diese beschlossen, um das chinesische Truppenaufgebot kirre zu machen, sämtliche Krieger des Tales zusammenzurufen. Wer etwa dem Aufgebot nicht gehorchen wollte, sollte der

Allgemeinheit ein Rind steuern. Infolge davon strömten im Laufe des Morgens an die 500 Mann drüben zusammen und Zelt reihte sich an Zelt. 682 Pferde wurden drüben angepflöckt. Meinen Chinesen wurde es bang und bänger zumut und ihre Gesichter wurden lang und länger, doch schon auf einen kleinen Zuspruch faßten sie sich wieder. Sie schleppten Steine herbei, prüften die Feuerwaffen und trafen Vorbereitungen, das lose Schindeldach, das wie auf allen größeren Häusern in Friedenszeiten zum Schutz gegen die Sommerregen über dem flachen, zinnenbekrönten Lehm- und Steindach aufgestellt war, im Falle des Angriffs rasch abbrechen zu können. Durch den Türspalt einer Kammer entdeckte auch einer ein kleines Arsenal von Gabelflinten, von Pulversäckchen und Bleikugeln. Von meiner Veranda genoß ich ein prächtiges Bild und ich bedauerte nur, daß auch meine Kamera in Feindeshand gefallen war und daß es meinen beiden Leuten noch nicht gelungen war, diese zurückzustehlen. Der

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