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0359 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 359 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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teils weggewaschen, sperrt den Talgrund. Aber das Tor war noch vorhanden, notdürftig geflickt und verschließbar gemacht. Innerhalb des Walls liegt die chinesische Ansiedlung Bang rung (chin. : Hoang scheu kwan) 3170 m hoch zwischen einigen schlechten Feldern ; ein Ba tsung mit zwei Mann hielt dort die Grenzwache, die im Jahre 1895 und wieder 1901 und 1902 — und seither in der Revolutionszeit — von den Tibetern überrannt worden ist. Noch etwas näher bei Tschang la wohnt in dem Dorf Dung bai (oder tib. : Kolorung; mit zwanzig Holzhäusern) der Tschimiso-Häuptling. So lange die Kuku nor-Mongolen noch zu fürchten waren, unterhielt die chinesische Regierung hier ein großes Detachement und ließ keinen Steppenbewohner weiter; sie mußten alle hier in dem konzessionierten Markte ihre Bedürfnisse eintauschen.

Leider war es wieder einmal ein regelrechter Regentag. Auf einem kleinen Wiesenplan außerhalb des Grenzwalls, umgeben von alten Weiden und Pappeln, von schlanken Fichten und dichtem Buschwerk, das den Talhang hinaufzieht, liegt ein uralter Tempel, dem chinesischen Mars, dem Kwan ti geweiht. Es ist hier ein beliebter Rastplatz für die aus- und einziehenden Karawanen. Die Tonstatuen Kwan ti's und seiner beiden Schildknappen Tschou sang und Kwan ping waren völlig verdeckt von Khádars und tibetischen Gebetfahnen, von großen roten und blauen chinesischen Flaggen und Tüchern und dickem Schmutz und Taubenmist. Obwohl meine ganze Gesellschaft dem Gotte Weihrauchkerzchen brannte und vor ihm niederfiel, so hatte sie doch keine Achtung vor seiner Behausung. Weil es bei dem rieselnden Regen angenehmer war, unter Dach und Fach zu weilen, wurden die Waka neben, ja unter den großen Stuckrössern in der Eingangshalle entzündet, j a eine tibetische Reisegesellschaft, die sich uns angeschlossen hatte, kochte ihren Tee im Schang fang, wo die Götterbilder thronten. Daß das so der Brauch ist, bewiesen die zahllosen Asche- und Kohlenreste, über die man steigen mußte, um ins Innere zu gelangen. Ich war aufs neue verblüfft, neben aller Frömmigkeit • eine solche Geringschätzung zu finden; freilich, es war ein chinesisches Heiligtum und kein tibetisches. Es stand vor dem Grenzwall draußen, damit der Gott die Grenze gegen die Feinde verteidige; die Heimstätte eines Gottes braucht ja kein Mensch zu schützen, das besorgt der am besten. selbst.

25. August. Es regnet, hat während des Marsches geregnet und wird auch während der Nacht weiterregnen. Wir sind inzwischen dem Tale folgend allmählich bis 3800 m emporgestiegen. Der Weg war immer gut, was man hier wenigstens gut nennt. Erlen und Weiden und anderes hochwachsendes Baumzeug begleiteten den kleiner und kleiner werdenden Bach bis in die Höhe von 3500 m. Höher oben sah ich nur noch an nordwärts gerichteten Steilhängen einige Fichtenparzellen. Um neun Uhr waren wir an einer Talgabelung, die meine Begleiter Lien ho kou nannten. Ansiedlungen gab es nirgends, man fand nur manchmal drei Steine, die die Anwesenheit früherer Reisenden verrieten, und zweimal (in Lien ho kou und San niba) stießen wir auf Reste von alten befestigten Militärlagern 1). Mein Tsung ye war immer sehr nervös. Wenn wir an

1) Von Lien ho kou zweigt ein Tal nach Norden ab. Man gelangt durch dieses bald über einen Paß und in das Tal von Bau ts`o und nach 180 Li nach Da dien se oder Da tse gomba, einem Bönbo-Kloster, und zu vielen Bauerndörfern, nach fünf Tagen zu dem Tschudie gomba, Dalagu, Ngea, Dschorao gomba usw. ; die letzteren

gehören bereits dem Dschoni Tu se.

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