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0360 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 360 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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ein dichteres Gehölz kamen, schickte er seine Tibeter als Spitze voraus, um erst das Strauchwerk absuchen zu lassen, und in der Stunde mochte er mir wohl sechsmal erklären : „Hier ist es nicht geheuer". „Hier ist es besser, man spricht nicht laut". „Hier ist es gut, wenn ich den Hahn meines Gewehres spanne".

Es ging nun etwas steiler aufwärts, das Tälchen machte mehr und mehr Ecken, bis wir vor einem Steilhang von 200 m standen, der aus Sand und Geröll gebildet und einem Moränenrest nicht unähnlich war. Aber auch dieser Steilhang machte keinerlei Schwierigkeiten. Oben angekommen — wir hatten die Höhe von 3860 m erreicht — bot sich ein weiter Ausblick nach Nordnordwesten. Dorthin zog sich von unserem Standort eine breite, mit tausend Tümpeln übersäte Talebene — eine „Yung", wie die Ma yung und Tsco ngombo yung im Norden — umrahmt von grünen Hügeln. Noch war nicht zu erkennen, wohin diese Talebene abdache. Aber ein großes Lab rtse mit Hunderten von Stangen mit Fähnchen und Wollflöckchen stand ganz vorn am Steilrand und zeigte, daß wir mit dieser Stufe einen wichtigen Punkt erreicht hatten. Die Tibeter nennen ihn Gari la. Es war — wie ich mich später überzeugte — die Wasserscheide zwischen Yang tse kiang und Hoang ho. Wir blieben hier ein halbes Stündchen; meine Tschang la-Leute (Bönbo-Anhänger) warfen Lung schda-Papiere (s. Abb. 18, Bd. 1, S. 327) in die Luft und steckten ein neues Fähnchen in das Pass-Lab rtse. Dieses Fähnchen flatterte zuvor lustig an der Gabel einer ihrer Flinten und war eigens für diesen Paßgott, einen ganz besonders mächtigen Berggeist, mitgebracht worden.

Wir folgten der Grasebene. Das ganze Land, Berg und Tal war eine einzige saftiggrüne Prärie. Das Gras dieser Weidengründe war weich. Nie fanden sich die harten Grasstauden Ts`aidams und des Kuku nor. An vielen Stellen war der Grund moorig und schwarz oder sah einem Naka-Felde gleich. Im Weiterreiten entstand in dem Tale ein kleiner klarer Bach, der sich bald in tausendfältigen Windungen hin- und herzuschlängeln begann. Der Tschang la- Soldat Tschemo tscho nannte ihn Re tschü. Auch diese Hochebene blieb unbewohnt. Nirgends ließen sich Ansiedler sehen, nirgends tauchte ein altes Tardo (tab rdo) auf, nirgends entdeckten wir Reste alter Nomadenniederlassungen. Wie sich der Bach in den wunderlichsten Mäandern krümmte, so wand und schlang sich unser Weg um die Sümpfe. Die Talsohle des Re tschü war tiefer Morast, den wir mit den Tieren nicht betreten durften. Unter großem Zeitverlust mußte an dem Fuß der Hügel entlang geritten werden. Aber auch so wurden die Tiere durch das fortwährende Einbrechen aufs äußerste erschöpft.

Am 26. August ritten wir nur zwei Stunden lang weiter. Wir sahen nirgends einen Menschen. Kein einziges Stück Wild, nicht einmal ein Füchschen oder eine Antilope war in den zahlreichen Schluchten und Rinnen zu erblicken. Der Bach in unserem Tale war zum Flüßchen geworden und 12 m breit; auch das Tal hatte sich immer mehr erbreitert. Unser neuer Lagerplatz lag in der NiendorbaEbene, die keinerlei Wohnspuren zeigt. Nicht weit davon zieht eine Straßenspur genau westlich über einen ganz flachen Paß. Wer ihm folgt, erreicht in fünf Tagen Ngaba Metsâng (Mittel-Ngaba) mit seinen Häusern und fruchtbaren, lößgründigen Feldern und seinen zwölf Unterstämmen Nomaden.

Ich ließ mir hier von der 1902er Strafexpedition gegen das Tagesgespräch meiner Begleiter, da alle dabei gewesen war in der üblichen Weise entstanden. Der Häuptling

Ngaba erzählen. Sie bildete
waren. Auch dieser „Krieg"
— rgyalbo betitelt — von

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