National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0367 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 367 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

aussetzen wollte. Unfern von diesen Zelten hielten wir an und suchten unsere

Sachen zu trocknen.

Der 1. September brachte uns nach unendlichen Windungen, in denen wir den grundlosen Sümpfen auswichen, zu dem der Luftlinie nach gar nicht fernen Kloster Rao gomba, das am Südabhang eines kleinen obo-geschmückten Hügels liegt und ein paar Dutzend Mönchen des Läwa- Stammes als Wohnung, als Versammlungs- und Kultstätte dient. Viele Priestereleven zwischen zehn und vierzehn Jahren trieben sich um die Häuser und Zelte herum, in denen außer den Mönchen noch einige Alte und Kranke hausten. Südlich vom Kloster ist das rGensa, der Winterplatz der Läwa-Nomaden. Die Winterhäuser dieses Stammes sind jedoch während des Sommers nicht als Häuser zu erkennen. Alles Holz, das als Dach oder Wand zum Hausbau notwendig ist, wird im Frühjahr in der Erde vergraben, damit es nicht von Fremden als Brennstoff benutzt werden kann. Hier gilt das Bauholz schon für kostbar, denn drei Tagereisen weit muß es in die holzarme Gegend geschleppt und obendrein dem Nachbarstamm abgekauft werden 1).

Rao gomba, wenig berühmt als Heiligtum, ist wegen seiner Fähre über den Me tschü wichtig. Wenige Schritte von den zerstreuten Häusern der Mönche liegt ein gut gebautes Fährboot von der bekannten Kistenform Nordchinas und der Hoang ho-Schiffer. Wir benutzten dieses am 2. September, nachdem ich alle entbehrlichen Gegenstände, alle meine Kisten im Hause eines Priesters verstaut hatte. Unter der Führung eines alten Läwa-Tibeters, der ausgemergelt wie eine Mumie aussah, ging's nur mit dem Tsung ye, mit einem der Tschang la-Führer, mit Brdyal und Tschemotscho (Tafel LXIX) nach Süden. Über den Me tschü hinüber zogen das Kistenboot unsere Pferde, die über die ganze Breite des Flusses schwimmen mußten. Das Wasser stagniert beinahe. Drüben wurde rasch gesattelt und ohne viel Umstände und Umwege brachte uns der Führer über einen 2 km breiten Sumpf, auf dessen nördlichem Ufer die Gedu-Nomaden, auf dessen südlichem die Chamä sitzen. 7 km weit ging es später schnurgerade durch ein Hügelland nach Süden; wenig weiter im Westen lag das Stammeskloster der Chamä. Rhabarberbüsche mit 3 m hohen Blütenständen waren die einzigen höheren Gewächse. Sie gehören einer Art an, die dem Rheum tanguticum ähnlich sieht. Die Knollen werden hier herum selten ausgegraben, weil es keine Möglichkeit gibt, sie ohne Zutritt der Sonne zu trocknen. Einzelne hohe grasbewachsene Dünenreihen standen dicht neben grundlosem Sumpf. Sie sind die Zeugen des Winterzustandes der Gegend, wenn Staubtrombe auf Staubtrombe über die vereisten Flächen saust. Am Nachmittag führte uns der Alte durch das Botsong tschü, einen Sumpfsee von 3 km Breite und mir unbekannter, jedenfalls sehr großer Längenausdehnung. Er zeigte auf weite Strecken völlig offenes Wasser zwischen Binsen, Riedgräsern und flottierenden Wasserpflanzen. Die Luft hatte + 9,5 °, aber die Wassertemperatur war trotzdem

   
   
   
   
   
           
 

1) Im Gebiet des Tschirchama-Stammes sah ich auch einst die Winterhäuser. Auch dort waren alle Holzteile während des Sommers in der Erde vergraben. Die Häuser hatten aber 1/2-1 m hohe Steinsockel, die fast wie die Mauern einer antiken und zerstörten Stadt aussahen. W. Filchner hat sie irrtümlicherweise als Festung angesprochen. Es war nur ein rGensa, das Schdyaru rgensa. Auch hat er sich in den Formen, wie sie in Rätsel des Ma tschu" S. 390 abgebildet sind, etwas getäuscht. Regelmäßige Formen kommen überhaupt nie vor.

   
 

19 II.

 

289