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0369 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 369 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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sich im Süden von dem Zusammenfluß des Ma tschü und Ga tschü die Tangsker auf. Ich konnte die Spuren ihrer in der Erde vergrabenen Winterhäuser unweit vom Ufer erkennen. Bis an die Grenze des Gebiets von Tschirchama (600 bis 700 Familien) rechnet man von So tsong gomba einen großen Reittag (50 km), ins Ngaba-Land drei Reittage = sechs bis acht Yaktage. Wir waren also 1904 während der Flucht nicht allzu weit von diesem Flußscheitel durchgekommen, ohne freilich den Lauf des Flusses und den wahren Wendepunkt auch nur ahnen zu können 1).

Auf dem linken Ufer des Ma tschü, also innerhalb des Scheitels, befindet sich das Land des Tschiaoko-Stammes, das einige Tagereisen weit am Fluß aufwärts reicht. Ich konnte mit bloßem Auge zwischen den niederen Hügeln, die dort aus der kiesig-sandigen Flußebene herausragen, mehrere Zeltgruppen dieses Stammes unterscheiden. Die Berge nehmen in dieser Richtung erstaunlich langsam an Höhe zu und erst in 80-90 km sah ich am Horizont drei Schneespitzen. Weiter im Westen von Tschiaoko sitzt der Stamm Ngula Tharde (lha rde), der 20 000 Köpfe haben soll (ich denke aber, 10 000 Köpfe werden dafür auch schon genug sein). Er untersteht einem Oberlama des Klosters Labrang. Der Lamavogt wird alle drei Jahre von seiner vorgesetzten Klosterbehörde neu ernannt. Im Westen scheint das Gebiet des Stammes bereits an das der ngGolokhArdschün zu grenzen, die 2600 Familien zählen und zur Zeit meiner Reise einem weiblichen rGyalbo, also einer Königin, unterstanden 2). Weiter aufwärts am Hoang ho und seit 1905 mehr auf dem linken Ufer als auf dem rechten liegt ngGolokh-Rentsinhsiâng (600 Familien). Noch weiter aufwärts am Hoang ho ist das Land der ngGolokhHantsien Doba mit 2000 Familien. Südlich von den Hantsien Doba und mit ihnen seit vielen Jahren verfeindet liegen die Stämme Rachü Serscht`a (1500-1800 Familien). Sie wohnen im Norden von Hor Gantse, nur noch acht Reittage davon entfernt. Westlich von Rachü Serscht`a ist das Land von Sächüka (Dsa tschü ka wa), das schon dem Dergi rgyalbo zuständig ist. Mit Horkurma, auch Hortschiu genannt, (600 Familien) nördlich von Sächüka und westlich von Hantsien Doba sowie mit Dao Metsâng (500 Familien), den Hütern des Amne Matschen-Berges, außerdem endlich mit den 3000 Familien Khorgan (nördlich von Hor Tschanggu und westlich Ngaba, unter drei Brüdern verteilt) sowie mit den Yauschdäh` (800 Familien) im Westen von Khorgan, dann den Wasr (40 Familien) und Kangsär (500 Familien), die am Hoang ho fünf Reittagereisen aufwärts von So tsong gomba liegen, haben wir die Hauptstämme des ngGolokhkaksum, der wilden Nomaden, die prinzipiell keine chinesische Oberhoheit anerkennen, aufgezählt.

Die Stämme, denen ich in den letzten Augusttagen in den Weg lief : Ban yü (chines.)

= Latsinto (tibet.), 250-300 Familien, Aschi mit Aschirung, 400   500 Familien,
Doma, 200 Familien, Läwa, 300 Familien, Gedu (Gerdyi), 200 Familien, Chamä (Cha-

  1. In W. Filchners Kartenblättern 1: 75 000 unserer gemeinsamen Tibetreise im Jahre 1904, pubi. Berlin 1913, erscheint zwar die große Kehre des Hoang ho nach der d'011oneschen Kartenskizze und nach meinen Berichten eingezeichnet, doch glaube ich, daß der Oberlauf des Flusses zu weit nach Norden geschoben worden ist. Ich kann mich nicht damit einverstanden erklären, daß der Punkt 33 ° 52' 36" n. Br., den unser Landsmann Professor Futterer (Futterer, „Durch Asien", Bd. 1, S. 383) gemessen hat, ganz außer acht gelassen bzw. auf der Filchnerschen Routenkarte ohne weiteres um 25' nach Norden verrückt wird, und neige eher zu der Annahme, daß durch irgend ein Versehen in der Bearbeitung der Filchnerschen Karten sein ganzer Flußoberlauf eine falsche Richtung bekommen hat und so sein Weg vis-à-vis der Futtererschen Stelle um mindestens 40 km zu weit nach Norden geriet.

  2. Die ngGolokh werden chinesisch Go lo k`o ausgesprochen. Der Name rührt von „ngo logpa " = das Gesicht, den Blick freimachen d. h. rebellieren her. Der Ardschün rgyalbo erhielt um 1750 zum ersten Male ein Diplom von der mandschurischen Regierung. Man hoffte aber bereits damals vergebens, die Stämme würden dadurch von ihren Raubzügen abgehalten. Die Familie der Ardschün-Könige wurde lange Zeit als Oberherr aller ngGolokh angesehen. Die einzelnen Stämme haben sich aber in letzter Zeit weiter und weiter gespalten und voneinander unabhängig gemacht.

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