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0370 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 370 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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mang), 80 Familien, Tangsker (oder Tsangskar), 300 Familien, außerdem Tschiaoko, Radang, Sare (Salaong), 100 Familien, und die Gemeinden, von denen ich nur hörte, wie Nôngwa, 100 Familien, Muru (Móu ), 100 Familien, werden als die zwölf Bu oder osttibetisch „Tscheni Bun" bezeichnet und zusammengefaßt. Die zwölf Häuptlinge (Bun) erhielten alljährlich je 20 Tael vom Sung pan ting und bekamen auch einen kleinen Knopf, der aber mehr die Rolle unserer Orden versah, sofern sie nicht vorzogen, offensichtlich den Raubritter zu spielen und den Sung pan-Kaufleuten aufzulauern. Tatsächlich gehören sie zum alten Reich des Mongolenf ürsten von Labrang gomba, d. h. unter den Hoang ho nan tschün wang, von den Tibetern Soch`o aruwang oder arerong genannt. Dieser ist derselbe, von dem ich Bd. I auf S. 192 erzählte, daß er 36 (früher 48) Ho lun tse (yüan bau) als jährliche Pension vom Hsi ninger Ambangeneral bezog. Seine zwei Völker werden auch unter dem Namen der zwölf tibetischen Hor-Vogteien „Dsorgi" horka bdyoni und der Socheo da bdyotschik, der elf mongolischen Pfeile oder Schwadronen, zusammengefaßt. Die letzteren sollen noch heute 4000 Mongolenfamilien umfassen. Die wichtigsten Klöster des Landes sind außer Labrang gomba das Kloster Aru Rardya (Rardscha) gomba (800 Mönche angeblich) und Tangsker gomba (150 Mönche), sowie Sela gomba (100 Mönche), alle natürlich der Gelugba-Sekte angehörend, denn wir sind ja hier wieder im alten Land der Kuku nor-Kalrnüken, und diese haben ja, wie ich gezeigt, die reformierten Gelugba zu ihrem Siege und ihrer heutigen Vorherrschaft geführt.

Mit dem Niedergang der Mongolen zu Beginn des 18. Jahrhunderts rückte hier neben die weltlichen Herrscher mehr und mehr die klösterliche Macht von Labrang gomba. Unter ihr sind die meisten Häuptlinge und viele tibetische Stämme beinahe unabhängig geworden, die Tibeter sind weiter und weiter dem schneereicheren Winterwetter des Südens ausgewichen und nach Norden verzogen, auf solche Weise die reinen mongolischen Stämme mehr und mehr in die Enge treibend. Haben die Gelugba-Lama es auch noch nicht verstanden, ganz die weltliche Macht in diesem Teil von Tibet zu ersetzen oder zu erdrücken, so ist es ihnen immerhin gelungen, daß hier alle „wilden" Nomaden ihre Glaubenslehre anerkannt haben und ihre Klöster besonders mit Geschenken bedenken. Labrang gomba hat in der Zeit der großen Mohammedanerrevolte Yakub Beg's, in den 1860er Jahren, als die chinesische Regierung geschwächt war, die Nima in großem Stile bekriegt. Die Hsi ninger Regierung hatte damals — wie auf S. 148 bemerkt — ihre Rechte an dem Nan tsien rgyalbo-Gebiet den Lama von Labrang verkauft. Die Labrang-Lama hatten eine starke Expedition ausgerüstet und versucht, das rotkappigeYü schu zu erobern, doch waren sie nicht stark genug und wurden unweit von Dscherku ndo aufs Haupt geschlagen und genötigt, ihre Reformationspläne aufzugeben. Die Ruinen ihres befestigten Lagers wurden mir nicht fern im Westen dieses Ortes noch gezeigt. Wegen dieser Niederlage konnten die Hsi ninger noch immer mit vollem Recht von ihrem Hung mao ör de ti fang, dem Platz ihrer Rotkappen, der Nima-Anhänger, sprechen 1).

Der Mittag und Nachmittag des 3. September blieb vom herrlichsten Wetter begünstigt. Es war windstill in der Steppe und mollig. Nur wenige Haufenwolken schwebten langsam auf und ab wogend aus Westen her, und auch der Monsunwind, der sich unter der westöstlichen Oberströmung zu erkennen gab, brachte nur seltene Wolken aus dem fernen Tiefland herauf. Die Maximaltemperatur betrug ± 13,2 ° und kam — wie meist — um drei Uhr mittags

   
 
 

1) Die Ngula Tharde unter ihren herrschsüchtigen Larven von Labrang hatten in den 1870er und 1880er Jahren auch versucht, sich Ngaba's zu bemächtigen. Sie stürmten damals das nördlichste Ngaba-Fürstentum im Ngaba tschü-Tale, genannt Ngaba Tsenda, verbrannten ein Kloster mitsamt seinem Huo fo darin, einem Bruder des Fürsten, und wurden erst durch das Dazwischentreten einiger chinesischer Truppenkörper aus Lan tschou fu und aus Se tschuan wieder daraus vertrieben. Durch langes Verhandeln hatten die chinesischen Beamten auch hier schließlich den Status quo von Osttibet, d. h. die gewünschte größtmögliche Zersplitterung, erhalten. Während meiner

Reise wurde Ngaba Tsenda als freies Fürstentum von zwei Häuptlingen, zwei Brüdern, regiert.

 

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