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0373 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 373 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Zeit einen anderen Weg durch das Tiefland Chinas gefunden, immer wieder sich ein neues Bett ausgesucht und einer unendlichen Zahl Menschen Schrecken und Grausen eingejagt. Zwischen den Provinzen Schan si und Schen si zeigen die roten, horizontalen Tonschichten der späten Pliozänzeit, die dort hoch über seinem heutigen Bett zu sehen sind (s. Bd. I S. 79), daß er dort in noch später geologischer Periode gar nicht durchkam und daß also der ganze Teil des Gelben Flusses zwischen Ordos und Wei ho-Tal, der ganze Ordos-Bogen sozusagen vor den Augen des Menschen erst entstanden sein muß. Jugendlich, voll Sturm und Drang ist auch das Stück des Flusses zwischen seinem Eintritt in das Reich der achtzehn Provinzen bei Kue de—Hsün hoa ting und seiner Vereinigungsstelle mit den Hsi ning-er Flüssen. Das Hoang ho-Bett ist dort noch eng, der Kanal wenig ausgearbeitet, obwohl das Gestein nicht hart ist und wenig Widerstand leistet. Die Konfiguration des Hoang ho in der obersten Strecke von der Quelle bis zum Knie und am tibetischen Knie selbst gibt ganz den Anschein, als ob hier die Gewässer in der Zeit der ausgedehnteren Vergletscherung Tibets oder der Periode der großen Akkumulation der Geschiebemassen und der Bildung der Schotter nicht nach Norden, sondern gegen Süden, Se tschuan zu, abgeflossen wären. Der oberste Ma tschü-Hoang ho erscheint wie ein Stück des Yang tse kiang. Wie aber war wohl der Abfluß von diesem Teil der Erdoberfläche vor der Zeit der großen Auf- und Einlagerung von Schotter- und Tonmassen in die Täler? Der alte Hoang ho entwässerte wohl nur das Kuku nor-Gebiet und mündete dann ziemlich direkt in die Grabensenke des Wei ho und in die Gegend von Hsi ngan fu, die vor dieser Zeit schon bestand. Der Oberlauf des heutigen Ma tschü-Hoang ho, von der Quelle bis in die Gegend des heutigen tibetischen Knies, dürfte auch damals schon ein Tributär des Yang tse kiang gewesen sein. Die Anhäufung der Schottermassen am Ostrand von Tibet ist freilich so gewaltig, daß diese Behauptung nur erst mit größter Vorsicht aufgestellt werden kann, reichen unsere Kenntnisse von diesen Gebieten doch erst zu einer schlechten Übersicht der heute bestehenden geographischen Verhältnisse aus.

Ich blieb noch einen ganzen Tag bei Rao gomba liegen, um die Tiere zu pflegen. Noch immer gingen fünf Stück infolge der vielen Sumpflöcher und -gräben stocklahm und alle hatten Ruhe sehr nötig. Wie ein Kind stampfte Wang Tsung ye mit den Füßen auf den Boden, als ich am Morgen den Befehl gab, die Tiere nicht zu satteln, sondern auf die Weide zu treiben. Aber ein guter Schutzengel ließ mich trotz der Flüche des jungen Herrn nicht anderen Sinnes werden, er muß es auch gewesen sein, der mir die vielen Pferde lahm machte. Seine Vorsehung merkten wir freilich erst am Tage darauf.

Der Weg von Rao gomba nach Tao tschou führt einen ganzen Reittag genau nach Norden bis Lhamo se und von dort drei lange Tage in nordöstlicher Richtung. Zuerst hat man ein sumpfiges Talland von 15 km Breite zu durchreiten, die Niederung des Me tschü, der aber bald seine großen Mäander in eine westliche Richtung dreht. Man folgt dann dem nDam tschü, einem Tributär des Me tschü, aufwärts. Nachdem man ihn an der Furt rDo ro überschritten hat das Flüßchen war dort 18 m breit und 1,3 m tief, und die Furt ist, wie ihr Name sagt, steinig — gelangt man in die Ebene Nima long oder Nima rung. Dieses Gebiet gehört dem Zwölf-Bu-Stamme Radang mit seinen nicht ganz 200 Familien. Es ist ein ausgezeichnetes Weideland, ganz selten nur ragen kleine Hügelwellen aus der morastigen Fläche. Wie eine Landmarke wirkt

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