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0376 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 376 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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lebendig. Pferde wurden hinter einen Hang getrieben und wir entdeckten einige nackte Menschen. Beim Weiterreiten wurden wir von ihnen angerufen. Auf ein rauhes: „Arro! Halt! Wer da? Woher? Wohin?" gab ihnen Tschemotscho die beruhigende Antwort: „Somo-Leute sind wir und geleiten einen Huo fo ye nach Labrang." Es war ein Seitendetachement von Radang, das seine Feinde der Taktik für fähig hielt, eine Umgehung auszuführen und ihnen in die Flanke zu fallen. Weil kein Chinese kam, so hatten die Krieger einstweilen die Kleider abgelegt und ein Sonnenbad genommen. Während des Verhörs bebte der arme Tsung ye für mich, und noch den ganzen Nachmittag konnte er sich nicht beruhigen. Er peitschte jetzt mit aller Gewalt auf die Lastpferde. Doch erreichten wir erst mit einbrechender Dämmerung das Tal, in dessen Grunde das Kloster Lhamo gomba träumt. Das schöne Wetter war wieder vorüber, Regen und Schnee hatte eingesetzt und hielt die halbe Nacht an.

7. September. Von unserem Lager waren es nur mehr 2 km bis zu den Häusern des Klosters, das 3375 m hoch liegt. Zuerst erreichte ich einige Dutzend holzgebaute Laienhäuser, die wie alte Schweizer Heustadel am Bachrand stehen, und entdeckte da, daB das große Lhamo se aus zwei getrennten Klöstern zusammengesetzt ist, für die ich die beiden Namen Sä tschi gomba und Gerdi gomba erfuhr. Das südliche zählt zu Se tschuan, das nördliche zur Provinz Kan su. Die Tibeter, die in den Tälern und auf den Bergen um das Kloster wohnen, bilden einen eigenen Stamm mit Namen Tawa. Wie bei allen Mah`áh`kana und vielen Kuku nor-Tibetern wird auch hier und bei den Zwölf-Bu „lh" als englisches „th" oder überhaupt „t" ausgesprochen und darum hörte ich von Sung pan an statt Lhamo gomba immer Thamo gomba oder Tamo gomba und jetzt Ta wa statt Lha pa, wie sie auch statt Lhasa immer Tasa sagten. Das Wasser, das die beiden Klöster trennt, ist der Oberlauf des Täwo kiang ts`aFlusses, der erst bei Kiai (Gai) tschou unter dem Namen Hei schui oder Schwarzwasser das bekannte China erreicht. Beide Lhamo-Klöster hören bereits auf den Dschoni Tu se, auf den tibetischen König mongolischer Abstammung, der seinen Sitz im Orte Dschoni am Tao-Flusse, 40 Li östlich von der Altstadt Tao tschou, hat, und der auch der Oberherr des ganzen Täwo kiang ts`a-Gebietes ist oder war. Zu den zwei Klöstern sollen zusammen 700 Akkas gehören; für gewöhnlich freilich wohnt auch hier kaum die Hälfte, die anderen leben zerstreut in den Zelten der Nomaden. Die Gebäude des südlichen der beiden machen einen besonders guten und sauberen Eindruck. Seine goldenen Dächer und Dachknaufe und roten Linien heben sich aus einem dunkeln Hochwaldrahmen, der im Hintergrund eines Seitentals aufsteigt. Weiße Felszacken krönen die grünen Gebirgshänge, drohen als Türme und Bastionen und geben der engen Schlucht, in die sich das Kloster hineinklemmt, ein fremdartiges, ein geheimnisvolles, die Anwesenheit von Göttern und guten „bTsan" verratendes Ansehen. Sie haben fromme Schauer bei den Tibetern ausgelöst und den blühenden Wallfahrtsort der Gelugba-Lehre geschaffen. Sogar eine warme Quelle lassen die guten Kobolde hier hervorsprudeln1).

           
           
           
           
           
           
           
           

F

       
         

1) Von Lhamo se führt ein Weg nach Kue de, den die Scharba-Händler öfters begehen. Man reist zunächst noch weiter nach Nordwesten an die flachen Wasserscheiden der Flüsse. Am ersten Tag gelangt man in das Land der Samsa, die sehr üble Räuber sein sollen, am zweiten Tag kommt man zu den Laringo oder Larungo hsi tsang, die einst die Expedition Holderer-Futterer ausplünderten, von dort erreicht man in

             
               

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